Initiative des Hausärztinnen- und HausärzteverbandesMit der „HÄPPI-Teampraxis“ gegen den Versorgungsdruck

Immer mehr Patienten bei immer weniger Zeit – um dem wachsenden Versorgungsdruck zu begegnen, legt der Hausärztinnen- und Hausärzteverband in Kooperation mit der Universität Heidelberg das Konzept der „HÄPPI-Teampraxis“ vor. Das Augenmerk liegt auf Digitalisierung und Delegation.

Die Antwort des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes auf zunehmenden Versorgungsdruck: die HÄPPI-Teampraxis.

Berlin. Die Arbeitsbelastung, die auf den hausärztlichen Praxen lastet, ist enorm und wird in Zukunft weiter wachsen. Damit der zunehmende Versorgungsdruck die Praxen nicht in die Knie zwingt, hat der Hausärztinnen- und Hausärzteverband in Kooperation mit der Universität Heidelberg nun das Konzept der HÄPPI-Teampraxis (HÄPPI = “Hausärztliches Primärversorgungszentrum – Patientenversorgung Interprofessionell”) entwickelt.

Grundgedanke der HÄPPI-Teampraxis ist: Statt Zersplitterung der Versorgung trägt im HÄPPI-Konzept die Hausärztin bzw. der Hausarzt die Verantwortung und bleibt damit “Kopf der Versorgung”, delegiert aber – je nach Fachkenntnissen der nichtärztlichen Praxismitarbeiterinnen und -mitarbeiter – einfache bis komplexere Aufgaben.

In Kombination mit bestehenden Erfolgskonzepten wie der Hausarztzentrierten Versorgung (HZV) sowie der VERAH®-Qualifikation sei die HÄPPI-Teampraxis “ein Angebot an Politik, Kassen, aber insbesondere an die Hausarztpraxen, wie Teamarbeit künftig unter hausärztlicher Leitung und mit Hilfe digitaler Tools effizienter und zukunftsorientierter gestaltet werden kann”, erklärt Prof. Nicola Buhlinger-Göpfarth, Bundesvorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes, zur Veröffentlichung des Konzepts am Dienstag (7. November).

Nun gelte es, HÄPPI möglichst schnell in die Versorgung zu bringen. Erste Gespräche mit Kassen liefen bereits.

Wichtig sei, dass künftig nicht jede Praxis eine HÄPPI-Praxis sein müsse – “aber für die Praxen, die stärker im Team arbeiten wollen, gibt es mit HÄPPI nun ein Konzept, um ihnen deutlich Druck von den Schultern zu nehmen”, so Bundesvorsitzender Dr. Markus Beier.

Festes Kernteam bilden

Für die HÄPPI-Teampraxis soll ein festes Kernteam gebildet werden. Dieses sollte aus Hausärztin/ Hausarzt, MFA, VERAH sowie weiteren akademisierten VERAH / Physician Assistant (PA) bestehen. Je nach regionalen Bedürfnissen können weitere Berufsgruppen integriert werden.

Zur Delegation einzelner Aufgaben an die unterschiedlichen (Fach-)Kräfte und die Entlastung der Hausärztinnen und Hausärzte wird die HÄPPI-Praxis dabei in folgende neun Bereiche aufgeteilt:

  • Labor,
  • mobiles Team,
  • Schulungen und Beratungen,
  • Organisation und Administration,
  • Formularwesen,
  • technische Untersuchungen,
  • Anamneseerhebung unter Berücksichtigung des biopsychosozialen Krankheitsmodells,
  • klinische und Score-gestützte Untersuchungstechniken,
  • Anwendungsbereich KI / digitale Tools.

Zu jedem Bereich werden dann Tätigkeitsbereiche definiert, die – je nach Komplexität und erforderlichen Fachkenntnissen – an Praxismitarbeiter delegiert werden können. Zum Bereich Labor zählen zum Beispiel Blutentnahme, Versand und Administration, Impfung, Laborbesprechung, Terminvergabe.

Delegationsmodell: Wer darf was?

Im Konzept wird dann beispielhaft erklärt, wann welche Tätigkeiten an welche Praxismitarbeiterinnen bzw. Praxismitarbeiter – je nach Qualifikation – delegiert werden können.

So sollten Hausbesuche bevorzugt von VERAH, akademisierten VERAH bzw. PA oder der Hausärztin/ dem Hausarzt übernommen werden. Für einfache Versand- und Administrationsaufgaben oder auch die Terminvergabe könnten Servicekräfte eingesetzt werden.

Um effiziente und reibungslose Abläufe zu sichern, sei der Einsatz von Praxismanagerinnen bzw. -managern empfehlenswert, heißt es in der 35-seitigen Ausarbeitung des HÄPPI-Konzepts.

Diese kümmern sich vorwiegend um die Organisation und Administration der Praxis. Dazu gehört etwa das Personal-, das Finanz-, das Patienten-, das Qualitäts-, das Infrastruktur- und das Hygienemanagement der Praxis. Bei bestimmten Aufgaben (z.B. Buchhaltung, Bestellung, IT etc.) können Servicekräfte die Praxismanagerinnen unterstützen.

Jetzt ist die Politik gefragt

Das Papier geht auch auf den Einsatz von digitalen Tools und Künstlicher Intelligenz (KI) in den hausärztlichen Praxen ein. So könne zum Beispiel ein Self-Service-Online-Terminmanagement eingesetzt werden. Bei allem gehe es darum, die Zeit von Hausärztinnen und Hausärzten sowie den Fachkräften der Praxis effizient zu nutzen und unnötige Patientenkontakte zu vermeiden.

„Ohne eine stärkere, strukturiertere Delegation von Leistungen, für die keine ärztliche Expertise erforderlich ist, werden wir vielerorts die Versorgung in unseren Praxen nicht mehr stemmen können. Immer mehr Anlaufstellen können und dürfen dafür nicht die Lösung sein, sonst wird die Versorgung durch zunehmende Zersplitterung immer chaotischer und fehleranfälliger“, wirbt Dr. Markus Beier, Bundesvorsitzender des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes, für das HÄPPI-Konzept.

„Hier erwarten wir von der Politik, dass sie uns auf unserem Weg, Delegation unter dem Dach der Hausarztpraxis neu zu denken und zu leben, unterstützt“, fügt Buhlinger-Göpfarth hinzu. Dabei sei klar, “dass das HÄPPI-Konzept natürlich insbesondere an die Verträge zur Hausarztzentrierten Versorgung (HZV) angebunden werden muss, um es möglichst schnell auf die Straße zu bringen.” Der EBM sei schlichtweg zu träge. (red)

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