Künstliche Intelligenz (KI) bietet in der gesundheitlichen Versorgung Potenzial zur Arbeitserleichterung, trifft aber derzeit noch auf viele Hürden. Das wurde bei der Podiumsdiskussion auf dem Hausärztetag Baden-Württemberg Mitte März in Stuttgart deutlich. So seien Schnittstellen etwa ein Problem, um solche Instrumente im Praxisalltag nutzen zu können. Machten die Vorsitzenden des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes Baden-Württemberg Prof. Nicola Buhlinger-Göpfarth und Dr. Susanne Bublitz deutlich.
„Für Praxisteams ist es nicht praktikabel, wenn sie ständig zwischen einzelnen Programmen wechseln müssen. Hier brauchen wir eine bessere Kombinierbarkeit“, forderte Buhlinger-Göpfarth. Zudem wolle der Verband langfristig Anwendungen “sondieren, um Praxen den Überblick zu erleichtern”.
Spielregeln für Schnittstellen gefordert
AOK-Landesvorstand Johannes Bauernfeind regte dazu an, dass das Bundesgesundheitsministerium Spielregeln wie etwa Schnittstellenvorgaben definieren sollte, um die „chaotische Vielfalt des PVS-Markts“ zu regulieren. Damit KI-Anwendungen Fahrt aufnehmen könnten, sei eine zentrale Plattform, auf die dann die einzelnen Anwendungen zugreifen, meist besser als die aktuellen Insellösungen bei zum Beispiel E-Rezept oder E-Akte, machte KI-Experte Prof. David Matusiewicz, Dekan der FOM-Hochschule, deutlich.
„Das KI-Potenzial ist immer noch ungenutzt“, skizzierte er in seinem Impulsvortrag. So könne man Aufklärungsgespräche virtuell führen, an der Uniklinik Essen werde dafür ein Avatar getestet. Zudem würden Menschen heute zunehmend asynchron kommunizieren: Sie seien es gewohnt, zu jeder Zeit sofort Hilfe zu bekommen – wer genau wüsste, wann er in der Praxis drankomme, könne in der Wartezeit zum Einkaufen gehen.
Die tastaturlose Praxis
Matusiewicz träumt von einer „tastaturlosen Praxis“, in der das Arzt-Patienten-Gespräch im Hintergrund von einem KI-Tool strukturiert samt ICD und Abrechnungsziffern dokumentiert. „Das wäre eine wirkliche Entlastung“, meinte auch Hausärztin Bublitz. „Wir müssen jetzt definieren, was die Systeme für uns können sollen“, forderte Prof. Attila Altiner von der Uniklinik Heidelberg die Ärzteschaft auf.
Bei der Digitalisierung dürfe jedoch nicht vergessen werden, „dass viele Menschen noch nicht so weit sind“, erinnerte Landtagsabgeordnete Petra Krebs (Grüne). Dem stimmten die Hausärztinnen und -ärzte zu. „Versorgung ist ein Prozess, wodurch sich eine Beziehung aufbaut“, fasste Altiner zusammen. Praxisteams brauchen die Chance, diese Beziehung aufzubauen. „Das geht in der Diskussion um KI-Tools oft verloren.“ Dem stimmte Bauernfeind zu, er fürchtet aber, dass künftig nicht immer eine 1:1-Beziehung aufrecht erhalten werden kann. Menschen bräuchten „die Sicherheit, dass sie sich an ein Versorgungsangebot wenden können“ und dies könne bei manchen Fragen in Zukunft vielleicht auch eine App sein.