Direkt nach einer Krebs-OP ist das Risiko für eine venöse Thromboembolie (VTE) am höchsten, das Risiko kann aber je nach Krebsart noch monatelang erhöht sein. Das hat eine Longitudinalstudie ergeben, für die ein Team die Daten von rund 430.000 schwedischen Krebskranken (mittleres Alter 66 Jahre) aus den Jahren 1998-2016 ausgewertet hat.
Gematcht wurden die Daten mit vier Millionen Menschen aus der schwedischen Bevölkerung, die nicht an Krebs erkrankt waren. Die Krebspatientinnen und -patienten wurden aufgrund eines Harnblasen-, Brust-, Kolon- oder Rektumkarzinoms, gynäkologischer Krebserkrankungen sowie Tumore der Leber oder des oberen Urotheltrakts, der Lunge, Prostata und Speiseröhre operiert.
Das kumulative 1-Jahres-Risiko für eine VTE war bei den Krebspatienten im Vergleich zur Normalbevölkerung signifikant erhöht, wobei sich je nach Krebsart Unterschiede zeigten: Am niedrigsten lag das Risiko nach einer OP aufgrund eines Prostata- und Mammakarzinoms, am höchsten nach einer OP aufgrund eines Harnblasentumors.
Insgesamt betrachtet war das Risiko bei Entlassung am höchsten und erreichte in den folgenden 60 bis 90 Tagen ein Plateau. An Tag 30 lag das Risiko für eine Lungenembolie bei fast allen Krebsarten um das 10- bis 30-fache höher als in der Allgemeinbevölkerung, bei Brustkrebs war das Risiko 5-fach erhöht. Für tiefe Beinvenenthrombosen seien die Ergebnisse ähnlich ausgefallen, berichten die Forscherinnen und Forscher.
Fazit für die Praxis: Bei allen Krebspatienten, die sich einer Operation unterziehen, müsse das Risiko für thrombotische Ereignisse individuell abgeschätzt werden, resümiert das Team. An Tag 30 nach OP – ein Zeitpunkt, der von der postoperativen Thromboseprophylaxe meist abgedeckt ist – ist das Risiko im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung um das 10-30-fache erhöht, aber auch ein Jahr nach OP ist das Thrombose-Risiko bei vielen Krebsarten weiter erhöht.