Bisher größte MetaanalyseWHO-Studie: Handynutzung nicht mit erhöhtem Krebsrisiko assoziiert

Ein von der Weltgesundheitsorganisation beauftragtes Forschungsteam hat in einer Metaanalyse 63 Studien zum Thema Krebsrisiko durch Handystrahlung untersucht - und gibt Entwarnung.

Für viele ist ein Leben ohne Handy fast undenkbar.

Cottbus. Wer Handys nutzt, hat kein erhöhtes Risiko, an Krebs zu erkranken. Das ist die zentrale Aussage der aktuellsten und größten Meta-Studie, die bisher zu dem Thema durchgeführt worden ist. In Auftrag gegeben wurde die Untersuchung von der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Zu den beteiligten Instituten und Behörden gehörte auch das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz (BfS).

“Wir haben die gesamte wissenschaftliche Evidenz aus epidemiologischen Studien, also Beobachtungsstudien an Menschen, zu dem Thema aus der ganzen Welt analysiert und zusammengefasst”, erklärte Studienautor Dr. Dan Baaken vom BfS. “Wir können mit hoher Sicherheit sagen, dass wir nichts übersehen haben.”

Fokus auf Hirntumore

Für die Meta-Studie hat das Team 5.000 Studien der vergangenen Jahrzehnte gesichtet und daraus – nach vorher festgelegten und veröffentlichten Kriterien – 63 Studien ausgewählt, die ihren Kriterien entsprachen. Dabei ging es um alle Krebsarten, aber vor allem die des Zentralnervensystems wie beispielsweise Hirntumoren.

Das Ergebnis: Das Nutzen von Handys führte nicht zu einem erhöhten Risiko für Krebsarten wie Hirntumore, Hypophysen-Tumore, Speicheldrüsen-Tumore, Hirntumore bei Kindern oder Leukämien. Auch bei kabellosen Festnetz-Telefonen gab es kein erhöhtes Risiko, wie es weiter hieß.

Geprüft wurde auch, ob das Leben in der Nähe von Rundfunkantennen und Mobilfunksendemasten die Wahrscheinlichkeit von Krebs erhöht – auch das war der Auswertung zufolge nicht der Fall.

Ältere Studien teils fehleranfällig

Baaken erklärte, dass sich die Forschenden zudem sogenannte Zeitreihenanalysen angeschaut hätten. Dabei werden unter anderem die Anzahl der Mobilfunkverträge über die Jahre mit Daten aus den Krebsregistern etwa aus Australien, Südkorea, England oder den skandinavischen Ländern abgeglichen. “Auch da gab es keine Zunahme an Hirntumoren, die auf einen Zusammenhang mit Mobiltelefonen schließen lassen würde.”

Einzelne ältere Fall-Kontroll-Studien, in denen erkrankte Personen etwa zu ihrer Handynutzung befragt wurden und mit Nicht-Erkrankten verglichen, hatten immer mal wieder einen Zusammenhang zwischen Krebserkrankungen und Mobilfunknutzung hergestellt. “Aber die sind anfällig für bestimmte Fehlerarten”, erläuterte Baaken.

Mittlerweile gebe es Ergebnisse aus Studien mit großen Gruppen, die in vielen Aspekten den Fall-Kontroll-Studien überlegen seien. “Das hat die Einordnung noch mal geändert.”

5G noch nicht mit untersucht

Die neue Meta-Studie schließt Studien bis Ende 2022 ein, daher fehlen Studien etwa zum neuen Mobilfunkstandard 5G. “Wir haben aber Studien mit Kontakt zu Radarquellen eingeschlossen, und Radar hat eine ähnliche Frequenz wie 5G”, sagte Baaken.

Aus wissenschaftlicher Sicht gebe es zum jetzigen Zeitpunktauch keinen gesicherten Wirkmechanismus, dass hochfrequente elektromagnetische Felder, die von Mobiltelefonen und Basisstationen ausgehen, Krebs erzeugen, erklärte das BfS.

dpa

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