Berlin. Auch dieses Jahr liegen Ärzte- und Kassenseite mit ihren Vorstellungen zur Anhebung des Honorars für 2025 weit auseinander. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) fordert eine Steigerung von 5,69 Prozent, die Kassen haben im Gegenzug 1,6 Prozent angeboten. Die Verhandlungen wurden daher diese Woche ohne Ergebnis abgebrochen und sollen kommende Woche fortgesetzt werden.
Angesichts dieser großen Lücke melden sich nun auch die ärztlichen Verbände zu Wort. In einer Mitteilung weisen der Hausärztinnen- und Hausärzteverband, der Spitzenverband Fachärztinnen und Fachärzte Deutschlands (SpiFA), der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen (BVKJ) sowie MEDI Baden-Württemberg gemeinsam eindringlich darauf hin, dass es eine „spürbare Anhebung des Orientierungspunktwerts“ (OPW) brauche, um die gestiegenen Kosten für Miete, Energie und Praxisbedarf abzubilden. Andernfalls sehen sie die ambulante Versorgung in Gefahr, da die wirtschaftliche Existenz der Praxen nicht mehr gewährleistet werden kann.
„MFA-Tarifsteigerungen müssen abgebildet werden“
Das gelte insbesondere für die Versprechung der Verhandlungspartner vom letzten Jahr, die gestiegenen Tarifgehälter für die Medizinischen Fachangestellten (MFA) im OPW zu berücksichtigen. „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Praxen verdienen faire Gehälter. Es ist daher vollkommen richtig, dass die MFA-Gehälter steigen. Das Geld dafür muss aber auch irgendwo herkommen“, machen die HÄV-Bundesvorsitzenden Prof. Nicola Buhlinger-Göpfarth und Dr. Markus Beier deutlich.
Man erwarte, dass sich dies „eins zu eins“ im OPW widerspiegle. Im Frühjahr hatten sich die MFA-Tarifpartner auf eine Anhebung von 7,4 Prozent über alle Gruppen hinweg geeinigt. MEDI-Vorstand Dr. Norbert Smetak verweist ergänzend auf die Konkurrenzsituation ums Personal mit den Kliniken. Diese bekämen die Pflegekosten in voller Höhe von den Kassen bezahlt.
Kassenangebot unter der Inflationsrate
Das Angebot der Kassenseite gleiche aktuell aber noch nicht einmal die Inflation aus, ergänzt Dr. Stefan Trapp, Vize-Präsident des BVKJ.
SpiFA-Vorsitzender Dr. Dirk Heinrich wirft den Kassen vor, den Praxen den Stecker zu ziehen, sollte das Verhandlungsergebnis nicht auf ein „realistisches Niveau“ gehoben werden.
Kompromissbereitschaft bei technischen Leistungen
Am ehesten scheinen die Krankenkassen bei den technischen Leistungen der ärztlichen Seite entgegenkommen zu wollen. „Hier scheint es eine Annäherung zu geben“, berichtete die KBV am Mittwoch. Und: zu den technischen Leistungen zählen auch die Personalkosten.
Darüber hinaus fließen in die Kalkulation des OPW das kalkulatorische Arztgehalt sowie die Kosten für Energie, Miete und Investitionen ein. Bei ersterem will die KBV erreichen, dass die Steigerung der tariflichen Oberarztgehälter in den Krankenhäusern um im Schnitt 5,2 Prozent berücksichtigt wird. In diesem Punkt wollen die Kassen der KBV zufolge der Ärzteseite allerdings nicht entgegen kommen.