DigitalisierungE-PA: Hausärzteschaft warnt vor „Chaos-Start“

Die Elektronische Gesundheitsakte (E-PA) soll nach einer vierwöchigen Testphase in zwei Modellregionen bundesweit Mitte Februar 2025 ausgerollt werden, so das Bundegesundheitsministerium. Der Hausärztinnen- und Hausärzteverband sieht einen E-PA „Chaos-Start“ auf die Praxen zukommen.

Mit leichten Verzögerungen soll die E-PA ab Februar 2025 allen GKV-Versicherten zur Verfügung stehen.

Berlin. Ab dem 15. Januar 2025 kommt die Elektronische Patientenakte (E-PA) zunächst in zwei Testregionen – Franken und Hamburg – bei GKV-Versicherten zum Einsatz. Vier Wochen später soll sie dann allen GKV-Versicherten, die nicht widersprechen (sogenannte Opt-Out-E-PA), automatisch zur Verfügung stehen.

Zumindest soll der bundesweite Roll-out Mitte Februar stattfinden, wenn der Test in den Modellregionen „erfolgreich abgeschlossen wurde“, heißt es auf der vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) eigens eingerichteten Webseite: „epa-Vorteile.de“. Diese Details stellte das Ministerium am Dienstag (25.6.) vor.

Der Hausärztinnen- und Hausärzteverband glaubt allerdings nicht an eine erfolgreiche Umsetzung, er warnte am Donnerstag (27.6.) vor “massiven Umsetzungsproblemen”, auch wenn die Opt-Out-E-PA grundsätzlich unterstützt würde.

Bundesgesundheitsminister verspricht Vorteile

“Stand jetzt ist die Umsetzung so schlecht, dass wir mit einem Chaos-Start rechnen müssen”, so Prof. Nicola Buhlinger-Göpfarth, Co-Bundesvorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes.

Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach (SPD) kündigt hingegen begeistert das „größte Digital-Projekt im Gesundheitswesen“ an und verspricht Versicherten viele Vorteile – wie “von Beginn an eine vollständige, weitestgehend automatisiert erstellte, digitale Medikationsübersicht”. Von einem praktikablen Medikationsplan ist dies allerdings weit entfernt, wie Dr. Kristina Spöhrer, die im Bundesvorstand des Verbandes für Digitalisierung zuständig ist, kürzlich im Gespräch mit “Der Hausarzt” deutlich machte.

Auch, so Lauterbach am Mittwoch, würden Ärztinnen und Ärzte verpflichtet, „Befundberichte aus medizinischen Untersuchungen und Behandlungen sowie Arztbriefe und Krankenhaus-Entlassbriefe, die sie im Rahmen der aktuellen Behandlung ihrer Patientinnen und Patienten erstellen, in der E-PA zu speichern”.

Jetzige E-PA kaum nutzbar

Dabei gibt es die E-PA bereits seit 2021 – die Nutzung der App ist aber derart kompliziert und zeitraubend, dass weder Versicherte noch die Ärzteschaft das eigentlich sinnvolle Instrument breit nutzen.

“Bis heute ist die E-PA de facto kaum nutzbar. Die Kolleginnen und Kollegen sowie die Versicherten haben unter anderem mit schier unendlichen Ladezeiten und einem chaotischen Aufbau der E-PA zu kämpfen. Seit dem Start 2021 hat sich daran im Grunde nichts geändert”, sagt Buhlinger-Göpfarth.

Außerdem seien viele Arztinformationssysteme gar nicht in der Lage, störungsfrei mit der E-PA zu arbeiten. Befunde in strukturierter Form, die dann auch einfach wieder gefunden werden können, in der E-PA ablegen: Fehlanzeige! Eine gute Suchfunktion, so der Verband, sei zum Start nicht vorgesehen, so dass Ärztinnen und Ärzte gezwungen seien, jedes abgespeicherte PDF in der E-PA einzeln zu öffnen, um wichtige Befunde zu finden.

Unendlich viele Mängel

“Die Mängelliste der E-PA ist schier unendlich”, sagte auch Dr. Markus Beier, Co-Bundesvorsitzender des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes. Auf keinen Fall dürfe es passieren, dass die Praxen zum Beispiel mitten in der Infektsaison mit einer nicht funktionierenden E-PA alleingelassen würden. red

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