Mitte September hatte Bundesfinanzminister Christian Linder die Abschaffung der telefonischen Krankschreibung gefordert, weil es eine Korrelation zwischen dem hohen Krankenstand und der Einführung dieser Maßnahme gebe.
“Diese gefühlte Wahrheit können wir nicht bestätigen”, sagte AOK-Vorstandsvorsitzende Dr. Carola Reimann bei der Vorstellung des Fehlzeiten-Reports 2024 am 8. Oktober. Weder 2020 noch 2021 seien im Zusammenhang mit der damals neu eingeführten Option höhere Krankenstände zu sehen gewesen.
Telefon-AU sollte beibehalten werden
“Insofern haben die Erfahrungen aus der Pandemie gezeigt, dass die telefonische Krankschreibung verantwortungsvoll genutzt wurde und eine Möglichkeit sein kann, die Arztpraxen gerade in Infektionswellen zu entlasten und zu einer Reduzierung von Kontakten mit erkrankten Personen beitragen kann”, sagte Reimann. Sie sprach sich für eine Beibehaltung dieser Möglichkeit aus.
Die Auswertung der Krankheitsfehlzeiten durch das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) ergab allerdings, dass sich die Krankenstände auch im bisherigen Verlauf des Jahres 2024 weiter auf historisch hohem Niveau bewegten.
Spitzenwert aus 2023 bereits im August 2024 erreicht
Der Spitzenwert von 225 Arbeitsunfähigkeitsfällen je 100 erwerbstätigen AOK-Mitgliedern 2023 sei bereits bis August 2024 erreicht worden. Es sei abzusehen, dass der Gesamtwert bis Ende 2024 einen neuen Höchststand erreichen könnte.
Eine Befragung im Rahmen des Fehlzeiten-Reports betätige außerdem den Zusammenhang zwischen höherer Bindung der Beschäftigten an eine Organisation und besserer Gesundheit, der auch in anderen Studien nachgewiesen werden konnte. Die Befragung führte das WIdO bzw. Forsa im Auftrag im Frühjahr 2024 durch. Gut 2500 Beschäftigte zwischen 18 und 66 Jahren wurden unter anderem zu Bindung, Wechselabsicht, Arbeitszufriedenheit sowie Aspekten und Indikatoren der eigenen Gesundheit telefonisch befragt.
“Wenn Organisationen ihre Beschäftigten längerfristig binden wollen, sollten sie Maßnahmen zur Erhöhung der Arbeitszufriedenheit und zur Verbesserung der individuellen Passung der Beschäftigten zur eigenen Arbeit ergreifen. Außerdem sollten sie die Führungskompetenzen ihres Leitungspersonals stärken und mit Betrieblicher Gesundheitsförderung in die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden investieren”, erklärte Johanna Baumgardt, Forschungsbereichsleiterin für Betriebliche Gesundheitsförderung im WIdO und Mitherausgeberin des Fehlzeiten-Reports bei der Vorstellung der Studie.
Den kompletten Fehlzeiten-Report 2024 des WIdO finden Sie unter: hausarzt.link/jJJR4