Patientensteuerung„KBV phantasiert über Versichertentarife“

Plötzlich spricht sich auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung für mehr Patientensteuerung aus und will das mit 100 Euro für Versicherte belohnen. Doch dahinter steckt ein unsinniger Plan, der nichts verbessern würde, kritisiert der Hausärztinnen- und Hausärzteverband scharf.

Plötzlich spricht auch die KBV von einem Bonus für Versicherte.

Berlin. Um Versicherte gezielter durch das Gesundheitssystem zu leiten, muss die Hausarztzentrierte Versorgung (HZV) gestärkt werden. Das unterstreicht der Hausärztinnen- und Hausärzteverband in seinem Rundbrief vom Donnerstag (16.5.).

Er fordert die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) darin vehement auf, dabei zu unterstützen, dass mit dem Gesundheitsversorgungsgesetz (GVSG) der 30 Euro-Bonus für HZV-Teilnehmende kommt. Dies sei “der schnellste Weg, Versicherte zu motivieren, sich für eine feste Hausarztpraxis zu entscheiden”.

Deutliche Absage an Gassen

Gleichzeitig erteilt der Verband damit den jüngst von KBV-Vorsitzenden Dr. Andreas Gassen ins Gespräch gebrachten Vorschlägen für eine Patientensteuerung eine deutliche Absage.

Die KBV sei offenbar “nach Jahrzehnten des Tiefschlafes” erwacht und “phantasiert lieber über verschiedene Versichertentarife in der Regelversorgung” statt bei der zügigen Umsetzung des HZV-Bonus zu helfen.

Steuerung durch “Stammarzt”

Gegenüber der „Bild“ hatte Gassen am Samstag (11.5.) gesagt, wer sich grundsätzlich bei Gesundheitsfragen zuerst an einen “Stammarzt” wende und sich von dort zu anderen Fachärzten überweisen lasse, solle einen jährlichen Bonus bekommen.

“Diese Belohnung könnte je nach Effektivität und Patientenverhalten vielleicht bis zu 100 Euro im Jahr betragen”, so Gassens Vorschlag. Dann wäre es für Versicherte attraktiv, an einer freiwilligen Steuerung teilzunehmen.

Der Hausärztinnen- und Hausärzteverband kritisiert, dass dahinter der Plan steckt, “zig unterschiedliche Fachärzte als erste Anlaufstelle” für die Menschen zu etablieren. Dies würde letztlich die aktuell chaotischen Strukturen nicht verbessern. Die einzig sinnvolle erste Anlaufstelle seien die Hausärztinnen und Hausärzte. (jvb, mit dpa)

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