Seit September 2019 wird eine HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP) für bestimmte Risikogruppen von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet. Eine neue Evaluation des Robert Koch-Instituts (RKI) und der Deutschen Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte in der Versorgung HIV-Infizierter (dagnä) bestätigt nun die hohe Wirksamkeit der PrEP.
In einer Kohorte von 4620 PrEP-Nutzern (darunter 98,6 Prozent Männer, die Sex mit Männern haben und damit die größte Nutzergruppe waren) wurden innerhalb von 16 Monaten nur vier HIV-Infektionen festgestellt. Im Mittel wurde die PrEP über einen Zeitraum von 451 Tagen (entspricht 5132 Personenjahre) eingenommen.
Bei zwei der Infektionen sei die Therapietreue der PrEP-Nutzer suboptimal gewesen, berichten die Autorinnen und Autoren. Auch im dritten Fall sei der Nutzer suboptimal adhärent gewesen, zudem sei eine Resistenz gegen Emtricitabin (eines der in der PrEP enthaltenen Virostatika) beobachtet worden.
Im vierten Fall habe sich der Nutzer wahrscheinlich kurz vor Beginn der PrEP-Einnahme mit dem HI-Virus infiziert. Insgesamt lag die Inzidenz für eine HIV-Infektion unter PrEP bei 0,078/100 Personenjahre.
Generell wird befürchtet, dass eine PrEP-Nutzung zu einem risikoreicheren Sexualverhalten und damit zu einem Anstieg der sexuell übertragbaren Infektionen (sexual transmitted infections, STI) führt. Das konnte das Team in seiner Erhebung jedoch nicht feststellen. Vielmehr habe die STI-Rate unter PrEP-Gebrauch signifikant abgenommen.
Zum Teil sei dies möglicherweise auf die Corona-Pandemie zurückzuführen (die Studie lief von September 2019 bis Dezember 2020). Allerdings könne auch eine höhere Awareness für STI im Zuge der PrEP-Einnahme zum Rückgang beigetragen haben, schreibt das Team.
Das Resümee der Autorinnen und Autoren lautet daher: Mit einer PrEP lassen sich HIV-Infektionen effektiv verhindern, auch künftig sollten gesetzliche Krankenkassen daher die HIV-PrEP für Risikogruppen erstatten.
Quelle: DOI 10.1007/s15010-022-01919-3