Der Notfall ist definiert als plötzlich eingetretenes Ereignis, welches eine unmittelbare Gefahr für das Leben und die Gesundheit des Patienten bedeutet und einer schnellstmöglichen Therapie bedarf.
Die Notfallmedizin als Teilbereich umfasst das Erkennen und die sachgerechte Behandlung drohender oder eingetretener medizinischer Notfälle sowie die Wiederherstellung und Aufrechterhaltung der vitalen Funktionen. Dabei sind Hausärztinnen und Hausärzte ein wichtiges Bindeglied zwischen der ambulanten Behandlung und der klinischen Notfallversorgung.
Notfälle in der Hausarztpraxis
Verschiedenste Faktoren beeinflussen, ob und wie oft sich Patienten mit potenziell lebensbedrohlichen oder folgenreichen Krankheitsbildern in einer Hausarztpraxis vorstellen. Eine Rolle spielen etwa das Spektrum der Praxis sowie die lokalen ambulanten und klinischen Versorgungsmöglichkeiten.
Genaue Zahlen hinsichtlich der Häufigkeit von Notfällen in der Allgemeinmedizin sind daher schwierig zu erfassen. Insgesamt ist die regelhafte Versorgung von Notfällen – gemessen am gesamten Tätigkeitsspektrums der Allgemein- bzw. hausärztlichen Medizin – nicht allzu häufig.
Doch gerade weil vital bedrohliche Notfälle in der Allgemeinmedizin selten sind, ist die Kenntnis von initialen Versorgungsstrategien für das gesamte Praxisteam wichtig. Essenziell hierfür sind eindeutige, vorab bekannte Abläufe sowie regelmäßige gemeinsame Notfalltrainings.
Aktuelle Arbeiten haben gezeigt, dass in Ausnahmesituationen zum Beispiel laut vorgelesene Checklisten helfen können, das Team zu strukturieren und gesetzte Ziele zu erreichen. Auch Merkhilfen zum Absetzen für Notrufe und Kommunikation mit den Leitstellen haben sich in der Praxis als hilfreich erwiesen.
Initiales Assessment
Die Einschätzung des Zustands von Notfallpatienten ist ein essenzieller Teil des alltäglichen ärztlichen Arbeitsfelds. Diese Ersteinschätzung dient dem Erkennen der Bedrohung und Gefährdung des Patienten, hiernach der konsekutiven, adäquaten Notfallversorgung sowie der Indikationsstellung für die Einweisung und Auswahl der weiterversorgenden klinischen Versorgungseinrichtungen.
Die Grundlage für eine korrekte Einschätzung bilden neben der klinischen Erfahrung entsprechende Scores und Instrumente zur Beurteilung der Patienten. Diese helfen, lebensbedrohlich erkrankte Patienten sowie auch solche mit weniger schwerwiegenden Erkrankungen zu identifizieren. Das Ausmaß und die Dringlichkeit der Behandlung unterscheiden sich aufgrund der Schwere der Erkrankung oder Verletzung.
So gilt es initial möglichst viele relevante Informationen in möglichst kurzer Zeit zu erfassen und zuverlässig strukturiert weiterzugeben. Hierfür haben sich speziell in der Notfallmedizin standardisierte Vorgehensweisen etabliert, welche sich durch leichte Anwendbarkeit besonders in Stresssituationen auszeichnen sollen. Durch die konsequente Umsetzung sollten idealerweise Kommunikations- und Übertragungsfehler bei den Übergaben an Schnittstellen vermieden werden.
ABCDE-Schema
Die Basisdiagnostik und Ersteinschätzung in der Notfallmedizin weist einige Besonderheiten auf, welche den begrenzten Ressourcen am Einsatzort und dem Zeitdruck im Notfall Rechnung tragen. Oberste Priorität hat das rasche Erkennen lebensbedrohlicher Situationen, weshalb die Überprüfung der relevanten Vitalfunktionen im Mittelpunkt steht: Atmung, Kreislauf, Bewusstsein.
Die schematische Beurteilung durch das ABCDE-Schema dient zur initialen klinischen Beurteilung von Notfallpatienten, vor allem jedoch von kritisch erkrankten oder verletzten Patienten (siehe Tab. 1 unten).