Am 13. und 14. Januar trafen sich die Vorstände der ostdeutschen Bundesländer zum jährlichen Meinungsaustausch in Dresden, mit dabei waren auch die Vorstandsvorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigungen.
Das Krisengespräch mit dem Bundesgesundheitsminister war Gesprächsthema Nr. 1. Nach einem ersten regen Austausch erwarteten die Kolleginnen und Kollegen spannende Vorträge, die das deutsche Gesundheitssystem aus unterschiedlichen Richtungen in den Blick nahmen.
Zunächst sprach Dr. Kerstin Smith aus Leuben bei Dresden über das Gesundheitssystem in England. Smith war viele Jahre in England als Hausärztin tätig und stellte viele sehr gute Beispiele für eine funktionierende Digitalisierung vor. Auch in Tschechien ist man beim Thema Digitalisierung wesentlich weiter, wie die Teilnehmenden im Vortrag von Dr. Pavel Martinek erfuhren.
Besonders anregende Diskussionen gab es zu den Ausführungen von Marius Milde, Geschäftsführer Gesundheitspartner der AOK PLUS. Demnach steigen die Gesundheitsausgaben der GKV schneller als die beitragspflichtigen Einnahmen. Das Leistungsversprechen der GKV gerät damit mittelfristig in Gefahr.
Davon ist der Osten Deutschlands schneller und stärker betroffen, so Milde. Das Problem der Unterversorgung in ländlichen Gebieten betrifft auch die Verteilung von Geldern an die Krankenkassen. Oder anders ausgedrückt: Jung und urban ist förderungswürdig, ländlich, alt und krank eher weniger.
Als Herausforderungen für den ambulanten Bereich nennt Milde die hohe Zahl der Arzt-Patienten-Kontakte, eine fehlende Koordinierung der ambulanten Leistungen und verpasste Chancen durch fehlende Substitution und Delegation von Aufgaben an nichtärztliche Berufsgruppen.
Eine weitere wichtige Erkenntnis: Die Mehrheit der Ausgaben im Gesundheitssystem wird für überteuerte Preise in der Pharmaindustrie verwendet. Die Preise für neue patentgeschützte Medikamente haben sich z. T. völlig vom Gesamtmarkt entkoppelt. Die AOK kritisiert eine Gewinnmaximierung auf Kosten der Sozialsysteme und der Gesellschaft und fordert eine transparente Preisgestaltung.
Der Hausärztinnen- und Hausärzteverband hat durch die zahlreichen Beiträge und Diskussionen viele Anregungen für seine Arbeit erhalten. Wir werden immer wieder konstruktive Vorschläge zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung in der Politik anbringen und für bessere Arbeitsbedingungen für Ärzte und MFAs eintreten, um so die Versorgung unserer Patienten zu stärken.
red