LieferengpässeKein Regress bei knapper Kinderarznei

Mit fünf Punkten will Bundesgesundheitsminister Lauterbach Engpässe bei Kindermedikamenten verhindern. Teil seines Plans sind auch Hausärztinnen und Hausärzte.

Medikamente für Kinder sollen diesen Winter nicht mehr knapp werden, so der Plan von Minister Lauterbach.

Berlin. Diesen Winter soll es keine Lieferschwierigkeiten bei Medikamenten für Kinder geben. Dafür will Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach (SPD) mit einem Fünf-Punkte-Plan sorgen. So sollen Ärztinnen und Ärzte etwa keine Wirtschaftlichkeitsprüfungen fürchten müssen, wenn ein verordnetes Kinderarzneimittel wegen Knappheit ausgetauscht wird.

Hier müsse der Minister Wort halten, betont Prof. Nicola Buhlinger-Göpfarth die Ankündigung. Sie hatte als stellvertretende Bundesvorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes bei der Vorstellung des Fünf-Punkte-Plans am Donnerstag (14.9.) teilgenommen. Gleichzeitig wies sie darauf hin, dass die Engpässe ebenso wichtige Medikamente für Erwachsene betreffen.

Darreichungsformen leichter wechseln

Als weiterer Teil von Lauterbachs Plan sollen Apotheken mehr Spielraum erhalten Darreichungsformen zu verändern, wenn ein Medikament auf der Dringlichkeitsliste des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) steht.

Dies solle zusätzlich erleichtert werden, beispielsweise solle dafür keine neue ärztliche Verordnung ausgestellt werden müssen, sagte der Minister. Ebenso könnten Apotheken mit selbst hergestellten Rezepturen Abhilfe schaffen. Für beides sollen Apotheken keine Retaxationen zahlen müssen.

Hausarztpraxen sollen Arzneihortung verhindern

Neben den Pädiatern nimmt der Minister die Hausärztinnen und Hausärzte in den Fokus bei der Aufklärung. Sie sollten an Eltern appellieren, keine unnötigen Vorräte von Kinderarzneien anzusammeln. Zudem sollten Antibiotika sparsam und nach belegtem medizinischem Nutzen eingesetzt werden: “Tabletten können bei Bedarf halbiert und geviertelt werden, um Dosierungen anzupassen und die Einnahme für Kinder zu erleichtern”, heißt es im Plan des Ministers.

“Die Hausarztpraxen werden wie immer alles in ihrer Macht Stehende tun, um ihre Patientinnen und Patienten so gut wie möglich zu versorgen”, versicherte die Hausärzte-Vize-Bundesvorsitzende Buhlinger-Göpfarth. Frustrierend sei aber, dass die hausärztliche Versorgung trotz mehrmaliger Versprechen bislang nicht gestärkt worden sei, etwa durch eine Entbudgetierung in Form einer “MGV plus” wie bei den Kinder- und Jugendärzten.

Hersteller in der Pflicht

Darüber hinaus nimmt Lauterbach die Hersteller in die Pflicht. Sie sollen regelmäßig Situationsanalysen abliefern. Diese sollen im Herbst und Winter in einem gemeinsamen Steuerungskreis unter anderem mit Hausärzteschaft, Pädiatern und Apothekern besprochen werden.

Aktuell sei die Produktion kritischer Kindermedikamente und Antibiotika gegenüber dem Winter im Vorjahr um teilweise 100 Prozent gestiegen, berichtet das Ministerium. “Die Pharmaindustrie hat zugesagt, dass sie ihre Produktionsmengen deutlich ausweiten wird. Sie stehen jetzt im Wort. Wir erwarten, dass den Ankündigungen jetzt Taten folgen”, kommentierte Buhlinger-Göpfarth.

Bei Engpässen will man zusätzlich Importe erleichtern. Zusätzlich soll es bei Kinderarzneien keine Rabattverträge geben und die Festbeträge bleiben bei kritischen Arzneien ausgesetzt. Beides soll die Produktion attraktiver machen.

 

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