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StudienergebnisseDeutsche Kleinkinder erhalten zu häufig Breitbandantibiotika

Eine Studie hat den Einsatz von Breitbandantibiotika bei Kleinkindern in Deutschland und Dänemark ermittelt. Obwohl sich das Infektionsgeschehen in beiden Ländern kaum unterscheidet, stieß das Forschungsteam auf gravierende Unterschiede.

Bei vielen Infektionen reichen Schmalspektrum-Antibiotika.

Bremen. Rund 40 Prozent der Kleinkinder in Deutschland werden mit Breitbandantibiotika behandelt, wenn sie zum ersten Mal ambulante Antibiotika erhalten. Im Vergleich dazu beträgt dieser Anteil in Dänemark nur 6 Prozent.

Das berichtet das Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen (BIPS) mit Verweis auf eine Studie, die aktuell im Fachblatt “Infectious Diseases and Therapy” erschienen ist (doi 10.1007/s40121-024-00916-3).

“Medizinisch ist das nicht zu erklären”, wird Professorin Ulrike Haug, Letztautorin der Studie,  in einer Mitteilung des BIPS zitiert. Es sei davon auszugehen, dass sich das Infektionsgeschehen in beiden Ländern nicht grundlegend unterscheide. “Möglicherweise hat der höhere Einsatz an Breitbandantibiotika in Deutschland etwas mit Verschreibungsgewohnheiten zu tun.”

Diese Praxis sei “im Hinblick auf Nebenwirkungen und Resistenzen sehr bedenklich”, so Erstautor Dr. Oliver Scholle. “Manche Infektionen können nur mit Breitspektrum-Antibiotika therapiert werden, Schmalspektrum-Antibiotika wirken da nicht. Bei vielen anderen Infektionen reichen hingegen Schmalspektrum-Antibiotika”, ergänzte Haug.

Durch unnötigen Einsatz von Breitbandantibiotika werde die Entstehung von resistenten Bakterienstämmen gefördert. Zudem töte ein Breitbandantibiotikum ein breites Spektrum an Bakterien ab, was dazu führe, dass auch nützliche Bakterienarten vernichtet werden. Die Folge seien etwa mehr Nebenwirkungen im Magen-Darm-Bereich.

Für die Studie wurden Daten aus dänischen Gesundheitsregistern und deutsche Krankenkassendaten verglichen. Die Forschenden betrachteten Kinder, die von 2004 bis 2016 geboren wurden.

Bei anderen Aspekten der Verschreibung von Antibiotika sind deutsche Ärzte jedoch zurückhaltender als dänische. “Im Geburtsjahrgang 2016 betrug die Zeit bis zur ersten Antibiotikaverschreibung in Dänemark etwa 21 Monate, während sie in Deutschland bei etwa 28 Monaten lag. Die Rate der Antibiotikabehandlungen pro 1.000 Personenjahre betrug 537 in Dänemark und 433 in Deutschland. Dies weist zunächst auf ein zurückhaltenderes Verschreibungsverhalten in Deutschland hin”, berichtete Scholle. Besorgniserregend sei aber der Breitbandantibiotika-Anteil.

Die Studie des BIPS und der Süddänischen Universität in Odense zeigt in beiden Ländern aber auch positive Veränderungen bei Antibiotikaverschreibungen im Laufe der Jahre bis 2016: So stieg das Alter bei der Erstverschreibung und die Verschreibungshäufigkeit ging zurück.

dpa

 

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