Berlin. In Deutschland ist am 18. Oktober erstmals die neue Variante des Mpox-Virus nachgewiesen worden. Die Person habe sich im Ausland mit der sogenannten Klade Ib infiziert, teilte das Robert Koch-Institut mit. Zuvor hatte “Bild” berichtet. Der Fall wurde in Köln nachgewiesen, wie das nordrhein-westfälische Gesundheitsministerium mitteilte.
Der Patient sei 33 Jahre alt und habe die Infektion wahrscheinlich in einem ostafrikanischen Land erworben, hieß es weiter. Er befinde sich seit dem 12. Oktober in stationärer Behandlung und sei derzeit in Isolation. Behörden betonen generell, dass die Krankheit nicht leicht übertragbar ist.
Kontaktpersonen wird Postexpositionsprophylaxe angeboten
Das Gesundheitsamt Köln begann den Angaben zufolge unmittelbar mit der Ermittlung und Aufklärung von Kontaktpersonen. Ihnen werde eine sogenannte Postexpositionsprophylaxe angeboten, sagte der Sprecher des Gesundheitsministeriums von Nordrhein-Westfalen weiter.
Die Maßnahmen nach möglichem Kontakt mit dem Erreger umfassen auch eine Impfung mit den Präparaten Imvanex® oder Jynneos®. Zu den Kontaktpersonen werde auch das Klinikpersonal gezählt, das nur mit Schutzkleidung in Kontakt mit dem Patienten gekommen sei. Alle Gesundheitsämter an den Wohnorten der Kontaktpersonen seien informiert worden.
In Schweden war Mitte August der erste Fall mit dieser Mpox-Virus-Variante außerhalb des afrikanischen Kontinents bestätigt worden.
Infektionen mit der Klade IIb gibt es bereits seit Mai 2022 in vielen Ländern, auch in Deutschland. Todesfälle wurden dem Robert Koch-Institut (RKI) zufolge hierzulande noch nicht registriert. “Das RKI geht aktuell weiterhin nicht von einer erhöhten Gefährdung durch Klade-I-Viren in Deutschland aus, beobachtet die Situation aber sehr genau und passt seine Empfehlungen bei Bedarf an”, hieß es auf der Webseite der Behörde.
Typischer Ausschlag als Symptom
Zu den Mpox-Symptomen zählen ein typischer Ausschlag sowie häufig auch allgemeine Krankheitssymptome wie Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen. Tödliche Verläufe sind selten, gerade in Ländern mit guten Behandlungsstandards.
Bei Klade Ib treten vermutlich häufiger schwerere Krankheitsverläufe auf als bei Klade IIb, und sie soll ansteckender sein. Gesicherte Angaben dazu gibt die Datenlage derzeit allerdings noch nicht her.
Gesundheitliche Notlage internationaler Reichweite
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte im August wegen der zunehmenden Mpox-Verbreitung in Afrika eine “Gesundheitliche Notlage internationaler Reichweite” erklärt. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen zeigte sich besorgt über die Geschwindigkeit, mit der sich Mpox in Afrika ausbreitet.
Seit Jahresbeginn gab es auf dem Kontinent bis Mitte Oktober nach Angaben der Gesundheitsbehörde CDC Africa 42.438 Mpox-Verdachtsfälle, von denen 8.113 bestätigt wurden. Die Behörde registrierte 1.100 Todesfälle – 99,5 Prozent davon in Zentralafrika. Betroffen waren bis Ende vergangener Woche 18 Mitgliedstaaten der Afrikanischen Union.
Auch nach dem Bekanntwerden des Falls in Schweden hieß es, die betroffene Person habe sich zuvor in Afrika aufgehalten. Die europäische Gesundheitsbehörde ECDC rechnete schon länger mit weiteren eingeschleppten Fällen in Europa.
Impfstoff nur für Risikogruppen
Das Mpox-Virus wird vorwiegend beim engen Haut-zu-Haut-Kontakt übertragen, etwa beim Sex oder beim engen Umarmen, Massieren und Küssen.
Imvanex® (Bavarian Nordic) ist ein Drittgenerationsimpfstoff zum Schutz vor Infektionen mit dem Variola Virus, der auf Empfehlung der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) von der EU Ende Juli 2022 zum Schutz vor Mpox für Personen ab 18 Jahren zugelassen wurde. Seit kurzem hat die Vakzine eine Zulassungserweiterung und kann in der EU nun auch bei Kindern zwischen 12 und 17 Jahren eingesetzt werden.
Ein identischer Impfstoff ist unter dem Namen Jynneos® in den USA und unter dem Namen Imvamune® in Kanada ebenfalls zur Prävention von Mpox zugelassen.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Verwendung derzeit nur bestimmten Risikogruppen, etwa Männer, die Sex mit Männern haben (MSM) ≥18 Jahre, die häufig die Partner wechseln.
dpa/red