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Serie "Studien seziert"HPV-Impfung schützt effektiv vor invasiven Zervixkarzinomen

Mit den geringen Impfquoten gegen humane Papillomviren (HPV) wird in Deutschland offenbar eine große Chance zum Schutz vor invasiven Zervixkarzinomen vertan. Das zeigt eindrucksvoll eine Studie aus Schottland.

Die STIKO empfiehlt die HPV-Impfung für Mädchen und Jungen zwischen 9 und 14 Jahren.

Die Ergebnisse

  • Rund 138.000 der 450.000 Mädchen und Frauen waren vollständig geimpft (3 Dosen), teils waren sie zum empfohlenen Zeitpunkt geimpft worden, teils erst später. In dieser Gruppe traten bis Juli 2020 insgesamt 2,3 invasive Zervixkarzinome/ 100.000 Personenjahre auf (95%-Konfidenzintervall (KI): 1,4-3,5). Rund 300.000 Mädchen und Frauen waren nicht gegen HPV geimpft, in dieser Gruppe lag die Inzidenz für ein invasives Zervixkarzinom mit 8,4/100.000 Personenjahre (95%-KI: 7,2-9,6) deutlich höher als bei Geimpften. Die Impfeffektivität der HPV-Vakzine zum Schutz vor einem invasiven Zervixkarzinom lag damit Berechnungen des Teams zufolge insgesamt bei 78 Prozent.
  • Das eindrücklichste Ergebnis: Von den Mädchen, die wie empfohlen im Alter von 12-13 Jahren gegen HPV geimpft wurden (in der Studie waren es rund 30.000), war kein einziges an einem invasivem Zervixkarzinom erkrankt – und zwar unabhängig davon, wie viele Impfdosen verabreicht wurden. Was nicht bedeutet, dass im Zeitverlauf nicht noch Zervixkarzinome auftreten können (das mittlere Erkrankungsalter liegt bei etwa 53 Jahren. Krebsvorstufen und In-situ-Karzinome werden aber oft bei Frauen zwischen 35 und 40 entdeckt [3]).
  • Auch bei Mädchen und Frauen, die zu einem späteren als dem empfohlenen Zeitpunkt geimpft wurden (n=~124.000), zeigte die Vakzine eine gute Schutzwirkung: Bei vollständiger Impfung (3 Dosen) betrug die Inzidenz eines invasiven Zervixkarzinoms bei Mädchen und Frauen, die erst im Alter von 14 bis 22 Jahren geimpft wurden, 3,2/100.000 Personenjahre (95%-KI: 2,1-4,6). Die Impfeffektivität liegt damit den Berechnungen des Teams zufolge bei 69 Prozent (95%-KI: 54,1-79,1). Allerdings waren für einen signifikanten Schutzeffekt bei verspäteter Impfung drei Dosen nötig und dieser Effekt war auch nur bei einer nachgeholten Impfung bis zum 18. Lebensjahr nachzuweisen.
  • Besonders profitierten Mädchen und Frauen aus sozial benachteiligten Gegenden, wo die Inzidenzen für invasive Zervixkarzinome insgesamt höher waren als in besser gestellten Gegenden. In Zahlen: In den sozial schwächsten Gegenden war die Inzidenz von invasiven Zervixkarzinomen bei geimpften Mädchen und Frauen (drei Impfdosen) sehr viel niedriger als bei ungeimpften (2,3 versus 13,1 pro 100.000 Personenjahre).

Einschätzung des Studienteams

Der bivalente Impfstoff schützt dem Studienteam zufolge hocheffektiv vor der Entwicklung eines invasiven Zervixkarzinoms. Wird die Vakzine zwischen 12 und 13 Jahren verabreicht, bietet schon eine oder zwei Dosen einen sehr hohen Schutz vor einem invasiven Zervixkarzinom.

Die Ergebnisse unterstützten daher die Verabreichung einer einzigen Dosis im Alter zwischen 12 und 13 Jahren, wie es im Vereinigten Königreich seit 2023 praktiziert wird [4]. Bei späterer Gabe bis zum Alter von 18 Jahren sind den Ergebnissen zufolge drei Dosen für eine signifikante Impfeffektivität nötig.

Das sagt die Expertin

von Prof. Ulrike Wieland, Nationales Referenzzentrum für Papillom- und Polyomaviren an der Uniklinik Köln

Die Ergebnisse bestätigen Studien aus Schweden, Dänemark und England (Lei et al. 2020, Kjaer et al. 2021, Falcaro et al. 2021), die alle auf Bevölkerungsebene gezeigt haben, dass bei frühem Impfalter (vor Aufnahme der sexuellen Aktivitäten) das von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausgerufene Ziel der Elimination der Zervixkarzinoms erreicht werden kann.

Um dieses Ziel zu erreichen, sollen demnach bis 2030 mindestens 90 Prozent der Mädchen bis 15 Jahre vollständig gegen HPV geimpft sein.

Die Studie sollte dazu ermutigen, in Deutschland weitere Anstrengungen zur Erhöhung der HPV-Impfraten bei allen Kindern und Jugendlichen in dem von der STIKO empfohlenen Impfalter von 9 bis 14 Jahren aufzunehmen.

Bevor die Anzahl der momentan empfohlenen Impfdosen reduziert wird, sollten Daten weiterer Langzeitstudien vorliegen.

Weitere Quellen:

1. Daten des Public Health Scotland, www.hausarzt.link/XL1Yw

2. Epid Bull 48/22

3. Krebsinformationsdienst

4. Mitteilung des Public Health Scotland, online 22. Januar

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