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Umgang mit CoronaFalsche Schlüsse aus Sicherheit

Besseres Wissen und Handeln gehen nicht immer Hand in Hand. Das zeigt die aktuelle Corona-Krise einmal mehr. Hausärzte sind hier einmal mehr gefordert.

Mit Risiken umzugehen, will gelernt sein. Das führt uns Corona einmal mehr vor Augen. So fühlen sich neun von zehn Deutschen gut über das Virus informiert [1, 2]. Jeder Dritte sieht sich sogar unter den “Experten im Freundeskreis” [1]. Auch Schutzmaßnahmen sind bekannt, aber nicht alle werden “häufig” oder “immer” umgesetzt (s. Abb.).

So sind 71 Prozent über das Tragen von Masken informiert, aber nur 24 Prozent ziehen sie an. 93 Prozent wissen, sie sollen erkrankt zuhause bleiben, aber nur 77 Prozent halten sich daran. Rund 80 Prozent ist klar, dass häusliche Isolation auch wichtig ist, wenn sie keine Beschwerden haben. Aber nur 61 Prozent beachten dies. [2]

Wie wir Risiken wahrnehmen, beeinflusst unser Verhalten. Deswegen sind Sie als Hausärztinnen und Hausärzte nicht nur als Versorger, sondern besonders auch als Kommunikatoren gefordert. Zwei aktuelle Beispiele:

1. Viele sehen Antikörpertests als Ausweg. Wenn sie eine Coronainfektion durchgemacht haben, sind sie geschützt, glauben sie. Doch die Sicherheit eines positiven Ergebnisses trügt. Bei etwa 5 von 10 fällt der Test derzeit falsch positiv aus. Das birgt die Gefahr, dass auf wichtige Schutzmaßnahmen verzichtet wird (s.o.), obwohl diese nötig wären [3].

2. Zwei Drittel der Älteren weiß, dass ein schwerer Verlauf einer Coronainfektion bei ihnen wahrscheinlich ist. Aber nur ein Fünftel der über 65-Jährigen denkt, dass sie sich wahrscheinlich anstecken [2] – vielleicht, weil sie sich in der häuslichen Isolation sicher fühlen? Das könnte erklären, warum Ärzte bundesweit berichten, dass seit einigen Wochen weniger Patienten mit Herzinfarkten, Schlaganfällen und anderen lebensgefährlichen Erkrankungen in die Kliniken und den Notdienst kommen.

All dies zeigt, das Coronavirus stellt Sie und Ihre Patienten auf eine Probe. Der Umgang mit Unsicherheit ist eine urhausärztliche Stärke. Diese gilt es zu nutzen, ob in Gesprächen oder der Akutbehandlung, um ihren Patienten zu helfen, ihre Risiken besser einzuschätzen und für sich die richtigen Schlüsse zu ziehen, meint Ihre

Johanna Dielmann-von Berg

Stellv. Chefredakteurin “Der Hausarzt”

 

Quelle:

  1. Okan O. et al. Gesundheitskompetenz der Bevölkerung im Umgang mit der Coronavirus-Pandemie; https://dngk.de/wp-content/uploads/2020/04/Okan-et-al.-Gesundheitskompetenz-und-Corona-Bericht.pdf
  2. COVID-19 Snapshot Monitoring (COSMO) vom 14./15.4.20; https://projekte.uni-erfurt.de/cosmo2020/archiv/07-01/cosmo-analysis.html
  3. Blankenfeld H, Grill E, Kochen M, Kaduszkiewicz H: Das Problem mit dem Antikörper-Test (ELISA) – Warum ein guter Test nicht immer gute Ergebnisse produziert!
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