RheumaJAK-Hemmer doch sicherer als gedacht?

Januskinase-Inhibitoren sollen zu mehr schweren kardiovaskulären Ereignissen führen als andere Rheumamedikamente. Daten aus einem Langzeitregister stellen dies jedoch jetzt infrage.

Berlin. Der Einsatz von Januskinase-Inhibitoren (JAK) könnte sicherer sein als angenommen. Das legt zumindest eine neue Analyse von Daten aus dem deutschen Biologika-Register RABBIT nahe, teilt die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) am Mittwoch (29.11.) mit. Laut der Fachgesellschaft stelle dies die Risikobewertung der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) infrage.

So traten unter JAK-Hemmern schwere kardiovaskuläre Ereignisse genauso häufig auf wie unter anderen Rheumamedikamenten, zeige die Analyse des Deutschen Rheuma-Forschungszentrums Berlin. Diese umfasst 14.203 Therapieepisoden von 7.988 Personen, da diese im Beobachtungszeitraum mehrere Therapien erhalten haben konnten.

Inzidenz von Herzinfarkt und Co vergleichbar

Insgesamt 3.058 Episoden wurden einem der vier JAK-Inhibitoren (Baricitinib, Tofacitinib, Upadacitinib und Filgotinib) zugeordnet. Unter JAK-Inhibitoren erlitten 34 Personen einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder ein tödliches Herz-Kreislauf-Ereignis. Dies entspreche einer Inzidenz von 0,68 Ereignissen in 100 Personenjahren.

Doch auch in den 3.694 Behandlungsepisoden, in denen ein TNF-Inhibitor zum Einsatz kam, wurden 45 solcher Ereignisse registriert. Die entsprechende Inzidenz betrug 0,62 Ereignisse auf 100 Personenjahre und unterschied sich somit nicht signifikant.

Gleichermaßen sind in die Auswertung Informationen von 3.150 Therapieepisoden anderer Biologika als TNF-Inhibitoren und von 4.301 Episoden einer Therapie mit konventionellen Basismedikamenten wie Methotrexat eingeflossen. Hier kam es zu 35 beziehungsweise 41 schweren kardiovaskulären Ereignissen. Die Inzidenz lag damit bei 0,76 beziehungsweise 0,95 auf 100 Personenjahre.

Rheumatologen sehen sich bestätigt

Die DGRh sieht sich damit in ihrer Einschätzung bestätigt, dass JAK-Inhibitoren eine gute Option für viele Rheumapatienten sein können. Bei Betroffenen seien die Arzneien unter anderem beliebt, weil diese als Tabletten eingenommen werden könnten. „Wichtig ist für die Vermeidung von Begleiterkrankungen ist, dass die rheumatische Erkrankung mit Hilfe einer wirksamen Therapie gut kontrolliert ist“, betont DGRh-Präsident Prof. Dr. med. Christof Specker.

In den vergangenen Jahren verunsicherten Ergebnisse der Studie „ORAL-Surveillance“: In der Studie kam es bei Behandlung mit Tofacitinib etwas häufiger zu schweren Herz-Kreislauf-Ereignissen und auch Krebserkrankungen als unter der Behandlung mit TNF-Inhibitoren, die seit mehr als 20 Jahren als Basistherapie eingesetzt werden, erläutert Specker. Die EMA hat daraufhin eine Sicherheitsprüfung eingeleitet.

Seit März dieses Jahres sollen JAK-Inhibitoren deshalb bei Vorliegen bestimmter Risiken nur noch eingesetzt werden, wenn keine geeigneten Behandlungsalternativen zur Verfügung stehen. Dies betrifft Menschen ab 65 Jahre, mit erhöhtem Krebsrisiko, mit schweren Herz-Kreislauf-Problemen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall in der Vorgeschichte und Raucher. Ob die EMA aufgrund von RABBIT ihre Risikoempfehlung wirklich ändern wird, bleibt abzuwarten. red

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