Lach-Yoga, in alternativmedizinischen Ansätzen gegenüber offenen Kreisen seit vielen Jahren etabliert, wurde lange belächelt. Ebenso wie Klinik-Clowns im Einsatz an Krankenbetten. Kichern und Grinsen als Heilmittel? Die Zweifel daran hat die medizinische Forschung beseitigt.
Denn inzwischen ist belegt, welche umfassend positiven Effekte von Heiterkeit ausgehen. Weitere Pluspunkte sind, dass diese einfach und jederzeit in allen Altersgruppen anwendbar ist, keinerlei Kosten verursacht und nur erwünschte Nebenwirkungen mit sich bringt.
Angesichts der Ergebnisse aus zahlreichen Untersuchungen hat Lachen unterdessen den Eingang als therapeutisches Element in den Behandlungskanon geschafft. Komisch, dass das so lange gedauert hat. Wo doch der britische Dichter Lord Byron bereits Anfang des 19. Jahrhunderts empfahl: “Always laugh when you can. It is cheap medicine…”
Erheiterndes Spektrum …
Die Palette dessen, was Lachen bewirkt, ist weitgefächert. Hier die wichtigsten Effekte:
- Lachen erweitert die Blutgefäße im gesamten Körper, wodurch die Atmung optimiert und das Herz mit mehr Sauerstoff versorgt wird.
- Beim Lachen werden vom Kopf bis zum Bauch über dreihundert Muskeln angespannt; allein 17 davon befinden sich im Gesicht. In Folge dessen wird der Stoffwechsel angeregt, was den Organismus vorübergehend aktiviert.
- Die Ausschüttung von Endorphinen, bekannt als Glückshormone, erhöht sich deutlich. Das Gleiche gilt für Serotonin. Dieses von der Amygdala im limbischen System des Gehirns freigesetzte Hormon spielt eine zentrale Rolle für die emotionale Steuerung und damit für das psychische Befinden.
- Zugleich mit der durch Lachen gesteigerten Anzahl an Immunglo-bulinen erhöht sich die Abwehrbreitschaft des Immunsystems.
- Lachen wirkt darüber hinaus direkt auf das vegetative Nervensystem: Es aktiviert den Parasympathikus und dämpft seinen Antagonisten Sympathikus. Dadurch wird die Ausschüttung des Stresshormons Adrenalin unterdrückt. Was dazu führt, dass sich die bei Stress erhöhte Konzentration an Kortisol im Blut umgehend reduziert.
… mit eindeutigen Befunden
Die genannten Wirkungen wurden auch auf den wissenschaftlichen Prüfstand gestellt. Unabhängig von Design oder Endpunkt der Studie zeigte sich: Lachen wirkt sich positiv auf die Gesundheit, allen voran des Herzens, aus. Dazu ein paar Belege.
Eine 2015 durchgeführte große japanische Studie mit rund 21.000 Frauen und Männern über 65 Jahren analysierte, wie häufig diese im Laufe des Tages lachten. Jene, die dazu mehrmals täglich einen Grund fanden, erlitten deutlich seltener Schlaganfälle oder hatten Herz-Kreislauf-Krankheiten [1].
US-Wissenschaftler der Universität Maryland konnten belegen, dass Lachen die Durchblutung, insbesondere der Koronargefäße deutlich erhöht: Bei lustigen Filmszenen verbesserte sich der Blutfluss der Probanden um bis zu fünfzig Prozent [2].
Die positiven Effekte humorvoller Filme konnte auch eine Forschergruppe der Europa-Universität in Frankfurt/Oder bestätigen. Während die Teilnehmer der Untersuchung lachten, sank bei allen die Herzfrequenz um durchschnittlich 7,6 Schläge pro Minute. Danach stieg die Herzfrequenz wieder, blieb jedoch drei Schläge unterhalb des Ausgangswerts. Zugleich wurde die Atmung der Lachenden effizienter [3].
Humortraining als Therapie für ein gesundes Herz
Angesichts der nunmehr vielfach bestätigten Wirkungen von Lachen hat sich inzwischen gezieltes Humortrainining als Therapieangebot, auch im stationären Bereich, etabliert. Wie sich zeigt, können vor allem Herzpatienten von den erheiternden Effekten profitieren. Was vor allem mit dadurch bedingt ist, dass die Pegel des Stresshormons Kortisol im Blut deutlich sinken.
Zu diesem Schluss kam auch der Kardiologe Prof. Dr. Peter Ong, Oberarzt der Abteilung für Kardiologie am Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhaus. Er hatte kürzlich mit seinen Kollegen untersucht, welche Wirkungen ein Humortraining bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit und Angina Pectoris herbeiführt [4].
Das Training erfolgte über sieben Wochen hinweg unter der Leitung eines speziell qualifizierten Psychologen. Alle Teilnehmer litten unter starken, nicht therapierbaren Beschwerden: Jedwede Interventionen, ob medikamentöse Behandlung, Bypass-OP oder die Implantation von Stents hatten sich als erfolglos erwiesen.
Der daraus resultierende hohe Leidensdruck wirkte sich verständlicherweise sehr schlecht auf die emotionale Verfassung der Patienten aus. Im Zuge der siebenwöchigen Heiterkeitseinheiten kam es zur signifikanten Reduktion der Kortisol-Konzentrationen.
Erfreulicherweise, sowohl für die Stuttgarter Wissenschaftler als auch die Teilnehmer der Untersuchung, wirkte das Training nicht allein stressreduzierend. Vielmehr ließ es die depressive Stimmungslage merklich verschwinden. Darüber hinaus konnte anhand eines Fragebogens festgestellt werden, dass die Herzpatienten erheblich leichter zu erheitern waren und aus ihrer gedrückten Stimmung herausfanden.
Wie lange die positiven Effekte des Humortrainings anhalten, muss in weiteren Studien geklärt werden. Bereits jetzt steht anhand der Ergebnisse jedoch fest, wie sehr Humor die Beschwerden bei Herzerkrankungen bessern und die Lebensqualität der Betroffenen steigern kann. Dieses enorme Potenzial sollte zukünftig verstärkt genutzt und besonders im kardiologischen Bereich gezielt eingesetzt werden.
Quellen:
1. Hayashi K. et al. Laughter ist he Best Medicine? A Cross-Sectional Study of Cardiovascular Disease among older Japanese adults. J Epidemiol 2016; 26 (10): 546 – 552.
2. Miller M. et al. Heart 2005; Bd. 92: 26. www.sciencedaily.com/releases/2005/03/050309111444.htm
3. Schröder H. et al. Salutogene Effekte des Lachens und der Herzratenvariabilität. Praxis – Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation 2013; 92: 146 – 156.
4. Effect of humor training on stress, cheerfulness and depression in patients with coronary artery disease and refractory angina pectoris; doi: 10.1007/s00059-019-4813-8