Zwei Drittel aller Hautauschläge bei Kindern sind durch virale Infektionen bedingt. Weniger häufige Ursachen sind Allergien, Entzündungen und Medikamentenunverträglichkeiten, wie Lisa Degener bei der practica in Bad Orb berichtete.
Eine häufig virale Erkrankung, die Degener zunehmend auch bei Erwachsenen in ihrer Praxis sieht, ist die Hand-Fuß-Mund-Krankheit. “Bei Erwachsenen ist sehr oft der Mundbereich betroffen, hier gibt es teils schwere Verläufe”, berichtete die Allgemeinmedizinerin aus Altenberge. Bei Kindern sei zunehmend auch der Windelbereich betroffen. “Nach meinem Gefühl verändert sich da gerade etwas.”
Die Infektion mit Coxsackie A-Virus zeigt sich durch kleine, rund-oval und blassgräuliche Bläschen auf gerötetem Grund. Betroffen sind typischerweise Hand- und Fußflächen, Mund und Lippen, Wange und Knie. Die Läsionen sind im Allgemeinen nicht schmerzhaft oder juckend. Der Allgemeinzustand ist nur wenig beeinträchtigt, bei kleineren Kindern zeige sich gelegentlich Fieber, so Degener. Eine kausale Therapie gebe es nicht.
Auch die Ringelröteln verlaufen meist mild, wobei es auch hier schwere Verläufe bei Erwachsenen gibt. “Ich hatte einen Patienten mit über 38°C Fieber und flüchtigen, wiederkehrenden Arthralgien”, berichtete Degener. In solchen Fällen lohne es sich, nach Kindern zu fragen und bei Verdacht eine Serologie zu veranlassen – “die Infektion ist dann ja einfach festzustellen.”
Vorsicht sei bei Schwangeren geboten, erinnerte die Allgemeinmedizinerin. Typisch für Ringelröteln, die durch eine Infektion mit dem Parvovirus B19 ausgelöst werden, ist bei Kindern das “Ohrfeigengesicht” mit einer deutlichen Wangenrötung.
Koplik-Flecken und Sternenkarte
Die Röteln hingegen werden durch eine Infektion mit dem Rubellavirus ausgelöst. In diesem Fall sind die Läsionen nicht konfluierend, es zeigen sich einzelne, stecknadelgroße Flecken. Der Hautausschlag breitet sich kraniokaudal aus. Ein Typisches Symptom sind außerdem geschwollene Lymphknoten.
“Röteln und Masern sind ja nicht immer einfach zu unterscheiden, bei Masern ist der Ausschlag aber großfleckig und konfluierend”, berichtete Degener. “Und während bei Röteln die Kinder oft noch munter sind, ist der Allgemeinzustand bei Masern deutlich reduziert, gerade anfangs sind die Kinder hochfebril.” Typisch für Masern seien auch die Koplik-Flecken im Mund und Lichtscheue aufgrund einer Konjunktivitis.
Bei Varizellen zeige sich ein polymorpher, stark juckender Ausschlag mit Makulae, Papeln und Bläschen in verschiedenen Stadien – die sogenannte “Sternenkarte”. “Anfangs sieht das aus wie Insektenstiche. Aber wenn sich der Ausschlag zum Beispiel am Rücken befindet, also an Stellen, die eigentlich meist bedeckt sind, spricht das eher für Windpocken”, so Degener. Als Therapie empfahl sie Antihistaminika oral sowie Lotio alba mit 5 Prozent Polidocanol.
Etwas, das man nur bei Kindern sehe, seien Dellwarzen – breitbasige, derbe gelbrosa Knötchen. Bei Kindern mit trockener Haut oder atopischem Ekzem könne es auch zu einem sehr starken Befall kommen, die Spontanheilungsrate liege aber bei 80 Prozent nach zwei Jahren, so Degener.
“Das ist wie eine Kinderkrankheit, man entwickelt Antikörper und dann ist es vorbei.” Eine Therapieoption sei eine chemische Behandlung mit Kaliumhydroxid-Lösung. Das verursache aber deutliche Schmerzen und werde von ihr nicht mehr empfohlen. “Ich setze eher auf Prävention. Wenn ich ein Kind mit sehr trockener Haut oder atopischem Ekzem sehe, empfehle ich: Schmieren, Schmieren, Schmieren.”
Bakterien als Auslöser: Borkenflechte
Neben den viralen kommen bei Kindern auch bakterielle Hautinfektionen vor, beispielsweise die hochinfektiöse Impetigo contagiosa (“Borkenflechte”). “Das ist ein zunehmendes Problem”, so Degener, “vielleicht durch die feuchten und heißeren Sommer.” Auslöser ist eine Infektion einer kleinen Hautverletzung, etwa ein aufgekratzter Insektenstich, mit Streptokokken oder Staphylokokken. In Folge entstehen Abklatschsatelliten durch weiteres Kratzen.
“Bei einer Streptokokkeninfektion ist der Ausschlag eher Flechten- und Pilzartig, für Staphylokokken sprechen eher honiggelbe Krusten”, erklärte Degener. Der Solitärherd könne antiseptisch behandelt werden, gegebenenfalls eine antibiotikahaltige Salbe verschrieben werden.
Bei großflächigem Befall sei eine systemische Antibiose indiziert. In diesem Zusammenhang verwies Degener auf die Empfehlungen des Projekts Antibiotische Therapie in Bielefeld AnTiB (zu finden unter www.hausarzt.link/mdRZD ) (siehe Tab. unten).