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Otitis externaMeistens harmlos, aber nicht bei Diabetes

Die Otitis externa heilt unter topischer Behandlung in der Regel problemlos ab. Bei Patienten mit Diabetes mellitus kann jedoch Gefahr im Verzug sein und es muss eine rasche Abklärung durch HNO-Spezialisten erfolgen, um die gefürchtete nekrotisierende Otitis externa rechtzeitig zu erkennen und systemisch zu behandeln, erklärt Dr. med. Frank Waldfahrer von der HNO-Klinik der Universität Erlangen im Expertengespräch mit Dr. med. Ulrich Scharmer.

Bei der Otitis externa ist der äußere Gehörgang entzündet.

Wann liegt eine Otitis externa vor und wie grenzt man sie von einer Otitis media ab?

Waldfahrer: Die Otitis externa ist definitionsgemäß eine Entzündung des äußeren Gehörgangs. Erkrankungen der Ohrmuschel, etwa die Ohrmuschelchondritis, gehören folglich nicht dazu. Typisches Zeichen für eine Otitis externa ist der Schmerz, der durch Druck auf den Tragus oder Zug an der Ohrmuschel ausgelöst wird. Beides fehlt bei der Otitis media.

Wodurch werden Entzündungen des äußeren Gehörgangs ausgelöst?

Man muss bei der Otitis externa unterscheiden, ob es sich um die diffuse oder die zirkumskripte Form handelt. Bei der diffusen Otitis externa ist häufig Pseudomonas aeruginosa die Ursache, der oft in wilden Badegewässern vorkommt. Auch Staphylokokken der normalen Hautflora können die Entzündung verursachen, manchmal ist auch noch Proteus mirabilis zu finden. Daneben gibt es die zirkumskripte Otitis externa, den Gehörgangsfurunkel, der fast immer durch Staphylokokken der eignen Hautflora verursacht ist.

Können auch Viren oder Pilze eine Otitis externa auslösen?

Virale Infektionen gibt es am äußeren Gehörgang eigentlich nur in Form eines Zoster oticus. Hier bestehen dann die typischen Symptome einer Gürtelrose. Mykosen des Gehörgangs kommen vor. Von bakteriellen Infektionen lassen sie sich anhand der Symptome und des Hautbefunds abgrenzen: Juckreiz und Pilzsporen, die wie Sand im Ohr aussehen, sprechen für eine Mykose, Schmerzen und ein geröteter Gehörgang, eventuell mit Sekret, sind Indizien für eine bakterielle Entzündung.

Soll man eine Erregerkultur anlegen, bevor man ein Antibiotikum oder ein Antimykotikum verordnet?

Bei einem ansonsten gesunden Patienten, der zum ersten Mal oder nach längerer Zeit wieder eine Otitis externa hat, ist das nicht nötig. Anders sieht das bei Patienten mit Vorerkrankungen aus, zum Beispiel bei Immunsuppression oder Diabetes. Diese Patienten sollten sofort an HNO-Spezialisten zur diagnostischen Abklärung und gegebenenfalls systemischen Behandlung überwiesen werden, weil hier die Gefahr einer Otitis externa necroticans besteht, die einer Osteomyelitis des Felsenbeins entspricht. Bei Menschen mit Diabetes muss jede Otitis externa bis zum Beweis des Gegenteils als potenziell nekrotisierend angesehen werden. Das gilt auch für gut eingestellte Patienten mit niedrigem HbA1c und wenn ein kurz zurückliegender Ausflug an einen Badesee eine Otitis externa plausibel erklären würde.

Wodurch wird eine Otitis externa bei Gesunden begünstigt?

Naturbelassene Gewässer sind oft stark mit Pseudomonas belastet. Im Schwimmbad findet man solche Keime eher seltener. Ein weiterer häufiger Wegbereiter für Infektionen des äußeren Gehörgangs ist der unsachgemäße Gebrauch von Wattestäbchen. Kopfhörer, die im Gehörgang getragen werden, sollte man öfter reinigen. Das gilt übrigens auch für Stethoskope, die auf manchen Stationen von mehreren Personen verwendet werden. Hier besteht die Gefahr, MRSA zu übertragen. Daher mein Rat an die Kolleginnen und Kollegen: die Oliven öfter abnehmen und desinfizieren oder erneuern.

Begünstigt wird eine Otitis externa ferner durch Hauterkrankungen mit beeinträchtigter Barrierefunktion. Hierzu gehören vor allem die Psoriasis, die oft auch den Gehörgang betrifft, und das atopische Ekzem. Auch Kontaktallergien, etwa durch Kosmetika, können solche Infektionen begünstigen.

Wie behandelt man eine diffuse Otitis externa bei Menschen ohne Risikofaktoren?

Hier wird grundsätzlich lokal behandelt, entweder mit einem Desinfektionsmittel oder mit einem topischen Antibiotikum. Unter den Desinfektionsmitteln ist für die Anwendung im äußeren Gehörgang nur die hypochlorige Säure zugelassen. Octenidin oder Polihexanid dürfen hier nicht verwendet werden, unter anderem weil man nicht weiß, ob das Trommelfell intakt ist. Hypochlorige Säure ist dagegen völlig ungefährlich, wenn sie ins Mittelohr gelangt.

Als topisches Antibiotikum kommt ausschließlich Ciprofloxacin infrage, dessen lokale Applikation nicht unter die Anwendungsbeschränkungen für Fluorchinolone fällt. Die Tropfen sind in zwei Stärken mit 2 oder 3 mg/ml verfügbar. Außerdem gibt es Kombinationen mit topischen Steroiden, die zum Beispiel bei geschwollenem Gehörgang das Abheilen beschleunigen können. Sieht man aber nur einen geröteten Gehörgang und gegebenenfalls eitrige Flüssigkeit, ist die Kombination mit einem Steroid nicht sinnvoll.

Gegen einen Pilz als Erreger ist Ciclopirox Mittel der Wahl. Es ist wenig ototoxisch und kann daher im Mittelohr keinen Schaden anrichten. Bei bekannter Trommelperforation ist es aber ratsam, die Tropfen nicht einzuträufeln, sondern auf Gazestreifen aufzutragen und diese in den Gehörgang zu legen. Bei intaktem Trommelfell würde man aber keine Streifen einlegen, weil sie einen Feuchtraum schaffen, der das Pilzwachstum begünstigen kann.

Was macht man beim Gehörgangsfurunkel?

Es handelt sich um eine Follikulitis, die meistens durch Staphylococcus aureus verursacht wird. Davon kann jeder mal betroffen werden. Treten Gehörgangsfurunkel häufiger auf, kann das aber auf einen Diabetes hinweisen und sogar Erstsymptom sein. Wir hatten in unserer Klinik schon Kinder mit wiederholten Gehörgangsfurunkeln, bei denen ein Typ-1-Diabetes festgestellt wurde.

Die Behandlung eines Gehörgangsfurunkels hängt davon ab, wie weit er sich schon entwickelt hat. Einen reifen Furunkel punktiert man am besten. Das ist zwar kurzzeitig sehr schmerzhaft, aber der Schmerz lässt augenblicklich nach. Ist der Furunkel noch nicht reif, kann man nur lokal mit einem Desinfektionsmittel behandeln. Ein lokales Antibiotikum ist hier nicht sinnvoll.

Wann erfordert eine akute Otitis externa die Gabe von Schmerzmitteln?

Die Schmerzen können so stark sein, dass man mit Paracetamol oder Ibuprofen nicht auskommt und auf mittelstarke Opioide wie Tilidin oder Tramadol zurückgreifen muss.

Was können die Patienten selbst tun, um sich vor einer Otitis externa bzw. einem Rezidiv zu schützen?

Keine Wattestäbchen mehr verwenden! Außerdem kann es sinnvoll sein, den pH-Wert durch essigsaure Ohrentropfen zu senken und so den Säureschutzmantel der Haut zu stärken. Allerdings brennen essigsaure Ohrentropfen auf nicht intakter Haut und lassen sich daher kaum bei einer bereits bestehenden Infektion anwenden. Vor allem Schwimmer nutzen diese Prophylaxe zum Beispiel nach dem Training.

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