Kongressbericht Aufwachen! Es gibt viel zu tun!

Für die Schlafmediziner gibt es weiter viel zu tun. Zum Einen gibt es bei der Behandlung der zehn Prozent erwachsenen Bundesbürger, die unter einer therapiebedürftigen Insomnie leiden, noch viel Luft nach oben. Zum Anderen stellt etwa Long-Covid und Schläfrigkeit am Steuer die Schlafmedizin vor Herausforderungen.

Die Corona-Pandemie hatte und hat negative Auswirkungen auf die Nachtruhe.

Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) feiert ihr dreißigjähriges Jubiläum. Passend dazu konnte die Jahrestagung unter dem Motto “Schlafmedizin hautnah” nach zwei Jahren endlich wieder als Präsenzveranstaltung in Wiesbaden stattfinden.

Long-Covid beschäftigt auch die Schlafmedizin

Die Corona-Pandemie hatte und hat negative Auswirkungen auf die Nachtruhe. Es wurde zwar oftmals mehr, dafür jedoch deutlich schlechter geschlafen. Während die Schlafqualität zurück ging, nahmen Schlafstörungen zu. Und bei jenen, die bereits vor dem Beginn der Pandemie unter einer Insomnie litten, nahm diese an Stärke zu.

Nun steht die Medizin jenseits der Covid-Erkrankung vor einem weiteren Problem: Dem Long-Covid-Syndrom, einem Konglomerat von Beschwerden. Zu ihnen gehören unter anderem Kopfschmerzen, Geruchs- und Geschmacksstörungen sowie kognitive Beeinträchtigungen und herabgesetzte Belastbarkeit.

Zu den Kernsymptomen gehören Fatigue und Müdigkeit sowie Schlafstörungen und nicht-erholsamer Schlaf, was die Fatigue zusätzlich verstärkt.

Da Schlafprobleme nach einer überstandenen Corona-Infektion angesichts ihrer Häufigkeit einen hohen Stellenwert haben, ist Long-Covid nun ebenfalls ein Thema für die Schlafmedizin geworden. Zumal auch deshalb, da derzeit vermutet wird, dass es sich bei dem Syndrom möglicherweise um eine Autoimmunreaktion handelt.

Denn die Schlagkraft des Immunsystems hängt auch sehr stark vom Schlaf ab. Zu wenig und gestörter Schlaf setzen die Immunantwort herab. Das erklärt, warum erholsamer Schlaf laut Prof. Dr. Tanja Lange, Psychoneuroimmunologin am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, nachweislich den Erfolg der Corona-Impfung unterstützt und vor schweren Verläufen der Covid-Erkrankung schützt.

Der enge Zusammenhang zwischen guter Schlafqualität und Aktivität des Immunsystems ist auch die Basis eines in Studien nachgewiesenen Fakts: Wer bereits vor einer Corona-Infektion unter einer Insomnie gelitten hat, besitzt ein erhöhtes Risiko für das Long-Covid-Syndrom.

Angesichts dieser Interaktionen hat die AG Neuropsychiatrische Schlafstörungen am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim ein Forschungsprojekt zu den schlafmedizinischen Auswirkungen von Long-Covid gestartet. Weitere an anderen Standorten dürften folgen.

Die unausgeschlafene Gesellschaft fordert Verkehrsopfer

Schlafmangel und damit verbundene Tagesschläfrigkeit birgt immense Risiken für den Straßenverkehr. Bereits nur eine Stunde zu wenig Schlaf erhöht das Unfallrisiko um satte dreißig Prozent, gibt DGSM-Vorstandsmitglied Dr. Hans-Günther Weeß, Leiter des Interdisziplinären Schlafzentrums des Pfalzklinikums zu bedenken.

Noch prekärer können die Folgen eines kurzen Einnickens am Steuer sein. Was absolut keine Seltenheit ist, so Dr. Weeß: “Rund jeder vierte Bundesbürger gibt zu, dass er bereits einmal kurz am Lenkrad eingeschlafen ist, bei LKW-Fahrern ist es sogar jeder Zweite”.

So verwundert es leider nicht, dass schätzungsweise jeder vierte Unfall mit Todesfolge auf deutschen Autobahnen durch kurzes Einnicken verursacht wird. Alkohol am Steuer fordert laut Dr. Weeß nur halb so viele Opfer.

Apropos, rein rechtlich wird schläfrig genauso als Straftat gewertet wie alkoholisiert hinter dem Lenkrad zu sitzen: “Man kann ebenfalls den Führerschein verlieren”. Der wichtigste rechtsrelevante Hinweis auf Schläfrigkeit am Steuer ist übrigens das Fehlen von Bremsspuren vor dem Unfallort. Nur logisch: Wer schläft, kann nicht bremsen.

Die enorme Bedeutung von Tagesschläfrigkeit für die Verkehrsmedizin rückt – nachdem sie laut Dr. Weeß hierzulande lange verschlafen wurde – nun stärker in den Fokus. Gut so, doch die Experten treibt ein großes Problem um: Es gibt derzeit kein Messverfahren, um Müdigkeit am Steuer zu erfassen.

“Die einzige verlässliche Möglichkeit zu zeigen, wie wach jemand ist, besteht in einem EKG”, so Prof. Dr. Sylvia Kotterba, Chefärztin für Geriatrie am Klinikum Leer. Dringend benötigt wird eine einheitliche, in realen Situationen einsetzbare Testung. Smartwatches & Co. helfen hier nämlich nicht weiter.

Düfte im Schlaf tun der Psyche gut

Das Limbische System hat einen direkten Draht zur Psyche. Der Grund, weshalb Düfte seit langem eine Rolle in der Psychotherapie spielen. Besonders der Duft der Königin der Blumen, der Rose, entfaltet positive Effekte bei psychischen Beschwerden.

Erste Erkenntnisse zur Auswirkung von Dufterfahrungen im Schlaf wurden bereits vor zehn Jahren gefunden und gesammelt. Die AG Schlaf und Mentale Gesundheit am Zentrum für Integrative Psychiatrie in Lübeck untersucht nun, wie Düfte im Schlaf die psychotherapeutische Behandlung posttraumatischer Belastungsstörungen beeinflussen.

Die Probanden schnupperten dabei tagsüber während der Therapiesitzung an einem ihnen angenehmen Duft ihrer Wahl. Während ihres Schlafs wurde genau dieser Duft erneut freigesetzt. Die ersten Ergebnisse zeigen, wie gut sich das Duftgedächtnis im Schlaf auf den Erfolg der Therapie auswirkt.

E-Mail-Adresse vergessen? Schreiben Sie uns.
Passwort vergessen? Sie können es zurücksetzen.
Nur wenn Sie sich sicher sind.

Sie haben noch kein Passwort?

Gleich registrieren ...

Für Hausärzte, VERAH® und ÄiW (Allgemeinmedizin und Innere Medizin mit hausärztlichem Schwerpunkt) ist der Zugang immer kostenfrei.

Mitglieder der Landesverbände im Deutschen Hausärzteverband profitieren außerdem von zahlreichen Extras.

Hier erfolgt die Registrierung für das Portal und den Newsletter.


Persönliche Daten

Ihr Beruf

Legitimation

Die Registrierung steht exklusiv ausgewählten Fachkreisen zur Verfügung. Damit Ihr Zugang freigeschaltet werden kann, bitten wir Sie, sich entweder mittels Ihrer EFN zu legitimieren oder einen geeigneten Berufsnachweis hochzuladen.

Einen Berufsnachweis benötigen wir zur Prüfung, wenn Sie sich nicht mittels EFN autorisieren können oder wollen.
Mitglied im Hausärzteverband
Mitglieder erhalten Zugriff auf weitere Inhalte und Tools.
Mit der Registrierung als Mitglied im Hausärzteverband stimmen Sie zu, dass wir Ihre Mitgliedschaft überprüfen.

Newsletter
Sie stimmen zu, dass wir Ihre E-Mail-Adresse für diesen Zweck an unseren Dienstleister Mailjet übermitteln dürfen. Den Newsletter können Sie jederzeit wieder abbestellen.

Das Kleingedruckte
Die Zustimmung ist notwendig. Sie können Sie jederzeit widerrufen, außerdem steht Ihnen das Recht zu, dass wir alle Ihre Daten löschen. Jedoch erlischt dann Ihr Zugang.
Newsletter abbestellen

Wenn Sie den Newsletter abbestellen wollen, geben Sie bitte Ihre E-Mail-Adresse an und wählen Sie die gewünschte Funktion. Wir senden Ihnen dann eine E-Mail zur Bestätigung.