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ReiseberichtDie verborgenen Schätze Irlands

Wer hat schon mal von Dunmore Head, Cliffs of Kerry, Newgrange oder Poulnabrone gehört? Wahrscheinlich die wenigsten, dabei sind das alles außergewöhnliche Sehenswürdigkeiten in Irland, die dem Kurzzeitbesucher der schönen grünen Insel meist verborgen bleiben.

Blick vom Rock of Cashel ins Tal von Tipperary.

Die Rezeptionistin der Old Weir Lodge in Killarney gibt uns zwei gute Tipps, als wir sie nach ein paar Ratschlägen fragen: “Wenn Sie mit ihrem Mietwagen auf der Küstenstraße Ring of Kerry unterwegs sind, sollten Sie unbedingt dieCliffs of Kerry im County Clare besuchen. Die Klippen stehen zwar ein wenig im Schatten der weltberühmten Cliffs of Moher, doch sind die Felsen der Cliffs of Kerry, die sich 300 Meter in die Tiefe stürzen, sogar um über 80 Meter höher als die knapp 200 Kilometer weiter nördlich liegenden Cliffs of Moher und zudem viel weniger überlaufen. Außerdem sollten Sie auf dem Weg nach Norden bei der Umrundung der Dingle-Halbinsel einen kurzen Spaziergang zum Dunmore Head einplanen.”

Als wir uns am frühen Morgen auf die 179 Kilometer lange Panoramaküstenstraße des Ring of Kerry aufmachen, lacht noch die Sonne und verzaubert die Iveragh-Halbinsel mit leuchtend grünen Wiesen und Bilderbuchausblicken auf den Atlantik.

An den Kerry-Cliffs angekommen hat das Wetter dann aber leider auf “Inselbetrieb” umgeschaltet, so dass wir wegen der dichten Nebelschwaden auf das Panorama der vorgelagerten Skelligs und Puffin Islands verzichten müssen.

Unterwegs auf dem Wild Atlantic Way

Vor allem von der Skellig Michael, auf der vermutlich 700 nach Christus eine kleine Gruppe von Mönchen ein Kloster gründeten und die seit 1996 auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes steht, hätten wir gerne wenigstens aus der Ferne einen Blick erheischt.

Denn auf dieser windumtosten, kargen Insel, die nur – abhängig von Jahreszeit und Witterung – mit dem Boot und das Kloster selbst nur über eine in den Fels gehauene 600 Stufen hohe Treppe erreicht werden kann – wurden einige Szenen der “Star Wars”-Episode “Das Erwachen der Macht” gedreht.

So bewundern wir an den Kerry-Cliffs stattdessen die putzigen Papageientaucher, Kormorane, Sturmtaucher oder Möwen bei ihrem Sturzflug in die Tiefe und auf dem Rückweg zum Parkplatz drei sogenannte Bienenkorbhütten, einfache Bauwerke aus übereinander geschichteten Steinplatten, die ihren besonderen Namen ihrer Form verdanken und die an die in Irland an verschiedenen Stellen zu findenden prähistorischen “Beehives” erinnern sollen.

Weiter geht es am nächsten Tag auf dem Wild Atlantic Way zur Dingle Halbinsel und dann per pedes steil bergab zur spektakulär in die Felsen gebauten Dunquin Pier mit der Ablegestelle für die Fähre zu den vorgelagerten Blaskets Islands.

Und nach der etwa halbstündigen, sturmumtosten Wanderung auf den Dunmore Head entschädigt uns die klare Aussicht auf die atemberaubenden Klippen der Blaskets Islands, den westlichsten Punkt Irlands.

Eldorado für Wanderer

Liscannor heißt unser nächstes Ziel und auch hier sind wieder die Wanderschuhe gefragt, denn von einem nahe Liscannor gelegenen Parkplatz geht es bei strahlendem Sonnenschein auf den 8 Kilometer langen Cliffs of Moher Walk.

Der Weg am Rand der Klippen bietet unvergleichliche Ausblicke auf das im Jahr 2022 bereits wieder von 1,1 Millionen Menschen besuchte Naturwunder. Zwar ist man auf dem Trail wahrlich nicht alleine und muss an vielen Stellen gebührenden Abstand zum Abgrund halten – pro Jahr kommen im Durchschnitt neun Leichtsinnige durch Stürze in die Tiefe ums Leben – doch ist der Trubel deutlich geringer als am Visitor Center.

Hier werden Touristen aus aller Welt busweise abgeladen und schießen von der Aussichtsplattform schnell ein paar Bilder, bevor es zum nächsten Hot Spot weiter geht.

Gerade mal 30 Kilometer von den Cliffs of Moher entfernt, am Poulnabrone-Dolmen, einem außergewöhnlichen archäologischen Denkmal, geht es dagegen – obwohl kosten-los zu besichtigen – sehr ruhig zu. Das rund 6.000 Jahre alte Megalithgrab, das in vielen Reiseführern nur kurz Erwähnung findet, liegt inmitten eines Hochplateaus des Burren-Nationalparks, dessen Karstlandschaft jedes Frühjahr von einem bunten Teppich von Wildblumen überzogen wird.

Die Geschichte des Portalgrabes, in dem 34 menschliche Skelette gefunden wurden und das vermutlich zwischen 3.800 und 3.200 vor Christus errichtet wurde, gibt Wissenschaftlern und Forschern aus aller Welt bis heute so manches Rätsel auf.

Es ist noch nicht eindeutig geklärt, wie die Menschen in der Jungsteinzeit und der Bronzezeit die tonnenschweren Steine – die Deckenplatte ist beeindruckende 3,65 Meter lang – bewegen und so aufstellen konnten, dass zur Wintersonnenwende die Sonnenstrahlen direkt in das Innere des Grabes scheinen.

Gleiches Phänomen ist – allerdings in deutlich größerem Stil und nur wenn man viel Losglück hat – knapp 50 Kilometer nördlich von Dublin in dem 5.000 Jahre alten Grabhügel Newgrange zu beobachten. Hier schlängelt sich am 21. Dezember ein Lichtstrahl einen 19 Meter langen Gang hinauf und endet dann in der Grabkammer des Grabhügels.

Das imposante Ganggrab, das älter als Stonehenge und die ägyptischen Pyramiden ist, wurde erst 1699 zufällig entdeckt und sollte eigentlich als Steinbruch dienen.

Der Grabhügel Newgrange hat einen Durchmesser von gut 90 Meter und gehört seit 1993 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Im Inneren des Heiligtums versammeln sich zur Wintersonnenwende einige wenige Glückliche (die jedes Jahr aus Tausenden von Bewerbern ausgelost werden), um das alljährliche Ereignis zu erleben.

Aber auch sonst ist die Besichtigung von Newgrange alles andere als simpel, denn die Zahl der Besucher ist stark begrenzt, und Tickets müssen zur Hochsaison weit im Voraus gekauft werden.

Das Boyne Valley – die Wiege der irischen Zivilisation

Das Boyne Valley, in dem es neben Newgrange noch die beiden nahe gelegenen, ebenfalls von der UNESCO “geadelten” Ganggräber Knowth und Dowth gibt, wird daher nicht ohne Grund die Wiege der irischen Zivilisation genannt.

Dies umso mehr, als in dem fruchtbaren Tal auch der sagenumwobene Hill of Tara liegt. “Dieser grüne Hügel diente als Treffpunkt für königliche Versammlungen und als zeremonieller Krönungsort, von dem aus im Laufe der Zeit 142 keltische Könige über ihr Königreich blicken konnten”, erfahren wir von unserem ortskundigen Führer. “Und an klaren Tagen kann man von hier oben die Hälfte aller irischen Grafschaften sehen.”

Bevor es dann wieder Richtung Heimat geht, besuchen wir noch in der Nähe das beeindruckende Trim Castle, das 1173 als größtes normannisches Kastell in Europa in den Flussauen des Boyne River erbaut wurde.

Die Ringmauer und die Bastionen der Burgruine errangen auch als perfekte Kulisse für den mit fünf Oscars prämierten Film “Braveheart” besonderen Ruhm. In dem Blockbuster spielte der schottische Freiheitskämpfer William Wallace, dargestellt von Mel Gibson, die Hauptrolle.

Und beim letzten irischen Whiskey in der Bar des stilvollen Grand Hotel Malahide nahe dem Airport Dublin sind wir uns sicher, dass uns die “grüne Insel” mit ihren vielen “hidden places” bald wieder sieht.

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