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ReiseberichtGuadeloupe – Ein Paradies ohne Menschenmassen

Meist wird die wunderschöne Karibikinsel nur im Rahmen von Kreuzfahrten besucht. Dies reicht jedoch bei weitem nicht, um die Schönheiten der größten Insel der kleinen Antillen, die wegen ihrer besonderen Form einem Schmetterling gleicht, nur annähernd zu erfassen.

Auf dem Weg zur Grotte „Trou Madame Coco“ an der Nordspitze von Guadeloupe.

Die “Île Papillon”, wie Einheimische sie nennen, hat nämlich für Sonnenanbeter, Wassersportler oder Wanderfreunde eine Fülle von Sehenswürdigkeiten zu bieten, die es in den beiden landschaftlich vollkommen gegensätzlichen Teilen der Insel zu erkunden gilt. Während Grande-Terre vergleichsweise flach ist, gibt es auf Basse-Terre im Landesinnern zahlreiche Berge vulkanischen Ursprungs und tropische Regenwälder.

Es kommt sicher nicht von ungefähr, dass sich die BBC und France 2 als Drehort für ihre seit über 10 Jahren laufende Erfolgskrimi-Staffel “Death in Paradise”, die auf der fiktiven Karibikinsel Sainte-Marie spielt und die auch im ZDF lief, das kleine Fischerdorf Deshaies an der Westküste von Guadeloupe ausgesucht haben.

Das Fischerdorf Deshaies begeistert die Briten

Busladungen mit britischen Kreuzfahrt-Tagestouristen, die wohl alle die Serie gesehen haben, werden daher von Pointe- à-Pitre, dem Hauptort der Insel, für eine Stunde Badeaufenthalt an die schönste Bucht der Insel, die Grande Anse in Deshaies, “gekarrt”, um die Karibik-Filmkulisse zumindest kurz zu genießen.

Und auch das Filmrestaurant “Catherine’s Bar”, das im Original “Le Madras” heißt, wird allabendlich von unzähligen britischen TV-Zuschauern bevölkert, die den paradiesischen Drehort im Original bewundern wollen. Ansonsten geht es auf der Insel eher gemütlich zu, und man hört vor allem französische Töne.

“Deutsche Touristen kommen bisher”, wie mir die Directrice der Habitation Grande Anse in Deshaies, Colette Berte, berichtet, “zwar in immer größerer Zahl, aber eher als Individualtouristen auf die Insel.”

Sehenswert in der Nähe ist auch der Jardin Botanique de Deshaies. Der botanische Garten, der einen Einblick in die üppige Pflanzenwelt der Tropen gibt und von dem aus man bis zur britischen Insel Montserrat blicken kann, wurde von dem berühmten Landschaftsarchitekten Michel Gaillard aufwendig mit Treppen und Wasserfällen gestaltet.

Nur ein paar Buchten weiter gibt es einen weiteren Höhepunkt der Insel. Das Réserve Cousteau, ein 1.000 Hektar großes Meeresschutzgebiet unweit von Bouillante im westlichen Teil von Guadeloupe, gilt als das schönste Tauchgebiet der französischen Karibik.

Initiator des Unterwasserparks um die winzigen Inselchen Îlets Pigeon war der berühmte Taucher und Meeresforscher Jaques-Yves Cousteau, für den unter Wasser sogar eine Büste mit seinem Abbild aufgestellt wurde.

Mit den Schildkröten unter Wasser schwimmen

“In der Bucht, in der wir gleich den ersten Halt machen, wurden kürzlich 54 Schildkröten gezählt, die sich dort beim Verspeisen des schmackhaften Seegrases auch nicht von schnorchelnden Touristen oder den zahlreichen ankernden Sportbooten stören lassen”, erzählt uns Mathieu Bartocci vom Schnorcheltour-Anbieter Anbadlola nicht ohne einen gewissen Stolz.

“Mit etwas Glück können Sie unter Wasser sogar den Gesang von Buckelwalen hören, und der etwas ungewöhnliche Namen unseres Unternehmens stammt übrigens aus dem Kreolischen und heißt übersetzt auf Französisch “en bas de l’ eau” – also “unter Wasser”.

Und bereits nach kurzer Zeit gleitet eine echte Karettschildkröte an uns vorbei und ein zweites Exemplar grast gemütlich auf dem Seeboden. Später bewundern wir dann noch vielfältige Korallenformationen und Schwärme von Tropenfischen, die uns umkreisen, und nach über 2 Stunden Schnorcheln sind wir froh, dass wir Tauchanzüge anhaben und es dann mit dem Zodiak nach Pointe-Noire zurückgeht.

Nicht ganz so anstrengend ist auf Grande-Terre ein Schnorchelausflug zur schönen kleinen Insel Îlet du Gosier, die gegenüber dem Strand von Datcha in Le Gosier liegt und für kleines Geld leicht mit der Fähre vom Strand von Tabarin aus in wenigen Minuten zu erreichen ist. Flache Sandstrände und Kokospalmen lassen auf dem kleinen Eiland leicht ein “Robinson-Crusoe-Feeling” aufkommen.

Wanderfreunde kommen auf ihre Kosten

Auch für Wanderfreunde hat Guadeloupe viel zu bieten. Die aktuelle Wanderkarte der Tourismusbehörde “Les Sentiers de Randonnée en Guadeloupe”, die auch in den Hotels der Insel kostenlos erhältlich ist, weist insgesamt 33 unterschiedlich schwierige, markierte Wege aus.

Die wohl eindrucksvollsten, aber auch sehr anstrengenden, sind der mindestens vierstündige Aufstieg zum bis heute aktiven Vulkan La Soufrière, dem mit 1.476 Metern höchstem Berg der Kleinen Antillen und – im Norden von Grande-Terre – der atemberaubende Panorama-Weg “La Trace des Falaises”.

Bei der Besteigung des Vulkans La Soufrière geht es zunächst durch den tropischen Regenwald, später durch Bergsavanne steil bergauf. Entschädigt wird man aber durch fantastische Ausblicke auf die Insel, die benachbarten Îles des Saintes und später dann durch Blicke hinab in die “Höllenpforte”, wie die Einheimischen den stets dampfenden Krater nennen.

Startpunkt für den Weg entlang der “Grand Falaise” ist die Lagon de la Porte de l’Enfer. Der 11 km lange Weg, für den 5 Stunden zu veranschlagen sind, schlängelt sich über Stock und Stein entlang der Steilküste des Atlantiks. Nach nur etwa einer halben Stunde ist aber bereits die Grotte “Trou Madame Coco” erreicht, in der der Legende nach Madame Coco beim Spaziergang am Meeresufer samt ihrem Sonnenschirm verschwunden sein soll.

Deutlich weniger strapaziös und ein unbedingtes Muss ist ein Ausflug zum Pointe des Châteaux am östlichsten Zipfel der Insel. Vom Gipfelkreuz genießt man spektakuläre Ausblicke auf die vom tosenden Atlantik zerklüftete, felsige Landschaft, die einen krassen Kontrast zu dem tropischen Teil der Insel bildet.

Besonderen Reiz haben auch die Wasserfälle der Insel. Die beeindruckendsten sind sicherlich die Chutes du Carbet, die Christoph Kolumbus bei seiner Ankunft in Guadeloupe im Jahr 1493 bereits in seinem Logbuch beschrieben hat. In drei Stufen stürzen sich die Wasserfälle, die oft auch die Plakate des Fremdenverkehrsamtes schmücken, aus dem tropischen Regenwald in die Tiefe. Die Première Chute erreicht dabei immerhin 115 Meter Fallhöhe.

Ein Stopp und/oder ein kurzes Bad lohnt sich auch an den nahe der Route de la Traversée, mitten im Dschungel liegenden Cascade aux Écrevisses. Die bei Touristen sehr beliebten Wasserfälle verdanken ihren Namen der Tatsache, dass ihre Gewässer einst von einer roten Krebsart bewohnt waren.

Sehr sehenswert ist auch der ungewöhnliche Friedhof von Morne à l‘Eau, bei dem sich schwarz-weiß gekachelte Totenhäuser schachbrettartig an den Hang schmiegen. Die ersten Gräber dieses Ortes stammen bereits aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Besonders beeindruckend müssen die Prozessionen zu Allerheiligen sein.

Auch unter dem Aspekt der Kulinarik hat Guadeloupe viel zu bieten. Exotisches Obst und Gemüse, Gewürze und Meeresfrüchte in Hülle und Fülle, typisch kreolische Gerichte und zum Abschluss ein Gläschen des berühmten Rums der französischen Antillen lassen die Herzen von Feinschmeckern höher schlagen.

Und wer genügend Zeit hat und ein wenig Französisch spricht, kann auch die Fähren auf die Nachbarinseln Îles des Saintes. Marie Galante oder La Désirade nehmen und dort fast ohne Tourismus unberührte Traumstrände genießen.

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