PraxishundÄrzte kommen auf den Hund

Immer mehr niedergelassene Mediziner holen sich Kollegen auf vier Pfoten in ihre Praxis. Besonders Zahnärzte setzen zunehmend auf die Mitarbeit von Praxishunden. Das hat gute Gründe.

Hundeblick: Am häufigsten nehmen, zumindest bis dato, Zahnarztpraxen tierische Mitarbeiter in ihr Team auf.

Blinde führen, Lawinenopfer finden, Behinderten im Alltag assistieren, Drogen aufspüren – Hunde leisten mit ihren erstaunlichen und vielfältigen Fähigkeiten eine Menge für uns. Und was macht ein Praxishund so? Seine Aufgaben sind zugegeben überschaubarer: Sie bestehen darin, allein durch seine Anwesenheit allseits gute Laune zu verbreiten, Wohlbefinden zu vermitteln und so die Behandlung zu erleichtern oder angenehmer zu machen.

Wie erfolgreich die Fellnasen darin sind, stellen zunehmend mehr von ihnen unter Beweis; unter anderem bei Logopäden, Psychotherapeuten oder Pädiatern. Am häufigsten nehmen allerdings, zumindest bis dato, Zahnarztpraxen tierische Mitarbeiter in ihr Team auf. Verständlich, schließlich ist die Angst vor dem Zahnarztbesuch weit verbreitet.

Wie schön und hilfreich ist es dann, wenn die Assistenten mit der feuchten Schnauze schwanzwedelnd im Nu die Befürchtungen zerstreuen helfen. Vor allem bei kleinen Patienten kommt das bestens an. Sie werden beispielsweise von den Fellnasen auf den Behandlungsstuhl begleitet, dürfen sie streicheln und bekommen von ihnen vorgemacht, wie man “Zähne zeigt”.

Der Wau-Effekt

Praxishunde verbreiten positive Energie, wirken entspannend sowie beruhigend und nehmen Ängste. Zudem bauen sie in Windeseile Brücken zwischen allen Beteiligten auf. Damit wird die zwischenmenschliche Kommunikation auf verblüffende Weise rasch offener und damit einfacher. Doch es gibt auch wissenschaftlich belegte Gründe, warum sich Hunde so hervorragend heilsam im Kontakt mit Patienten machen.

Der Wau-Effekt liegt vor allem darin begründet, dass die Anwesenheit und Beobachtung eines Hundes komplexe Reaktionen im Hormonsystem und bei der Ausschüttung von Nervenbotenstoffen auslöst. Stresshormone wie etwa Adrenalin oder Kortisol werden gedrosselt, dafür erhöht sich die Konzentration der Gute-Laune-Neurotransmitter wie Serotonin und Dopamin.

Als einer der Auslöser dieser Prozesse wurde die sogenannte Biophilie identifiziert. Dabei handelt es sich um die Liebe zur Natur, die fast jeder von uns empfindet. Sie lenkt vom eigenen Leiden ab und führt dazu, dass Schmerzen und körperliche oder psychische Beeinträchtigungen weniger stark wahrgenommen werden.

Auf physiologischer und psychischer Ebene hat das folgende Auswirkungen:

  • Blutdruck und Herzfrequenz werden harmonisiert,
  • durch die Freisetzung von Endorphinen hellt sich die Stimmung auf,
  • Stress und Ängste werden abgebaut, da das sympathische Nervensystem weniger aktiv ist,
  • die Lebensqualität erhöht sich erheblich,
  • die Komplikationsrate sinkt,
  • der Verbrauch an Medikamenten, insbesondere Analgetika und Psychopharmaka geht zurück.

Basics für einen Praxishund

Der Praxiseinsatz fordert. Da hat selbst der geduldigste Hund irgendwann im wahrsten Sinn des Wortes, die Schnauze voll. Deshalb sollten Praxishunde am besten nur maximal vier Stunden tätig sein und in dieser Zeitspanne regelmäßig Pausen erhalten. Darüber hinaus müssen sie die Möglichkeit haben, sich wenn sie möchten, jederzeit an einen ruhigen Ort zurückziehen zu können. An einem solchen “Auszeit-Platz” sollte das Tier dann auch wirklich komplett in Ruhe gelassen und auch nicht angefasst werden.

Ideal, jedoch kein Muss, ist der Besuch einer Hundeschule. Hier lernt der Praxishund in spe, Kommandos genau sowie sofort zu befolgen und auch, welches Verhalten in seinem Job gänzlich fehl am Platz ist. Als da etwa wären hochspringen oder laut bellen.

Viele Arztpraxen entscheiden sich für eine Hunderasse, die nicht oder kaum haart und bestenfalls hypoallergen ist. Das ist sicherlich hilfreich, jedoch nicht zwingend. Wesentlicher ist, dass der Praxishund ein ruhiges, ausgeglichenes und offenes Wesen besitzt sowie stressresistent ist. Hygienische Bedenken? Unbegründet.

Klingt ja alles tierisch gut. Aber bringt so ein Vierbeiner nicht das gesamte Hygienekonzept einer Arztpraxis ins Wanken? Diese naheliegende Frage beantworten Experten mit einem klaren Nein. Es muss keineswegs ein neuer Reinigungs- und Desinfektionsplan aufgestellt werden, sondern die üblichen Hygienemaßnahmen sind vollkommen ausreichend. Auch nach dem Streicheln oder zufälligen Belecken genügt es, sich die Hände zu waschen.

Denn das von Hunden ausgehende mögliche Infektionsrisiko, beispielsweise durch potenziell pathogene Darmkeime oder Hautpilze, wird häufig überschätzt. Grundsätzlich gilt: Der Praxishund muss kontinuierlich tierärztlich überwacht, vollständig geimpft, regelmäßig entwurmt und sein Fell täglich auf Zecken oder Flöhe inspiziert werden.

Werden diese Regeln befolgt, entspricht das Hygienerisiko jenem, dem alle in der Bevölkerung ausgesetzt sind, die am täglichen Leben teilhaben. Entscheidend im Hinblick auf die Hygiene, das sei bewusst gesondert erwähnt, ist auch der artgerechte Umgang mit dem Hund.

So erhöhen Ideen wie etwa auf die Schnauze küssen oder gemeinsam ein Leckerli teilen die Gefahr einer Infektionsübertragung immens. Ganz abgesehen davon ist Derartiges weit entfernt von artgerecht und Tierwohl.

Richtig versichern

Ein wichtiger Aspekt bei der Anschaffung eines Praxishundes ist ein ausreichender Versicherungsschutz. Beispielsweise lassen sich Krallenspuren auf teuren Lederhandtaschen, Kaschmirpullis und ähnliche Malheurs selbst bei größter Umsicht nicht immer vermeiden. Dagegen heißt es sich zu wappnen.

Die übliche Hundehaftpflichtversicherung genügt dazu jedoch nicht. Denn eine Arztpraxis ist eine Betriebsstätte. Insofern muss die Betriebshaftpflichtversicherung entsprechend um “Hund an Bord” ergänzt werden. Die Hundehaftpflichtversicherung sollte auf die höchste Versicherungssumme aufgestockt werden.

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