Workshops und CoachingsMit Kniffen das Praxisteam zusammenschweißen

Patientinnen und Patienten reagieren seit der Pandemie aggressiver, berichteten MFA auf der practica im letzten Jahr. Hierdurch steigt das ohnehin schon hohe Stresslevel in den Hausarztpraxen. Ein (Team-)Coaching kann helfen, den Alltag besser zu meistern und für ein gutes Arbeitsklima im Team zu sorgen.

Coaching hilft dabei, Stress zu vermindern und Konflikte im Team aufzulösen.

Am Empfangstresen staut es sich, das Telefon klingelt unentwegt, immer häufiger reagieren Patientinnen und Patienten aggressiv, wenn nicht alles sofort klappt. Das Stresslevel, welchem Praxisteams ausgesetzt sind, ist hoch, weiß Claudia Kühn.

Sie und ihre Kolleginnen und Kollegen von “Wandelplan” bieten unter anderem sowohl Workshops zu Kommunikation, Konfliktmanagement, Stressbewältigung, Führung, Teamentwicklung für Arztpraxen als auch Einzelcoachings an. Auch auf der diesjährigen practica in Bad Orb werden verschiedene CME-zertifzierte Seminare angeboten.

Das Arbeitspensum, das Hausärztinnen und Hausärzte mit ihren Praxisteams täglich bewältigen müssen, ist immens. Um bei all dem Stress selbst gesund zu bleiben, können etwa Teamworkshops und/oder (Team-Coachings helfen, begründet Antje Soda-Cotic vom Hausärztinnen- und Hausärzteverband das Workshop-Angebot in Bad Orb.

Evidenz und Ethik wichtig

Damit das Coaching und die Teamentwicklung etwas bringt, muss die Qualität stimmen, erklärt Soda-Cotic im Gespräch mit “Der Hausarzt”.

Hausärzte und Hausärztinnen sollten darauf achten, fügt Susann Figueredo Hechavarria von der GVP Gesellschaft für Versorgung und Praxis mbH im Hausärztinnen- und Hausärzteverband, hinzu, dass Anbieterinnen und Anbieter von Coachings und Teamentwicklung evidenzbasiert und nach ethischen Richtlinien arbeiten und einem anerkannten Berufsverband wie dem DBVC e.V. angehören.

Wen solch ein Coaching und/oder Teamentwicklung interessiert, der kann sich bei der practica (s. Kasten unten) einen ersten Eindruck verschaffen.

Wer von dem Training überzeugt ist und mehr will, kann von Sonderkonditionen profitieren, die der Hausärztinnen- und Hausärzteverband über seine GVP-Servicegesellschaft für Mitglieder in den Landesverbänden vereinbaren konnte, erklärt Figueredo Hechavarria weiter.

Das Angebot ist vor etwa anderthalb Jahren ins Leben gerufen worden. Die Praxen, die es bereits in Anspruch genommen haben, berichteten allesamt von positiven Ergeb-nissen, meint Soda-Cotic. Dabei geht es in den Hausarztpraxen immer wieder um die gleichen Themen: Stressbewältigung, Kommunikation und Konfliktmanagement.

Aber wie läuft eine Teamentwicklung und / oder Coaching (übersetzt “Begleitung”) ab?

Für die Emotion gibt‘s eine Quittung

Meist sind die Probleme und Wünsche, die Praxisteams äußern, individuell – es gibt keine Lösungen aus der Schublade, erklärt Kühn. Ein paar einfache Kniffe gibt es aber schon: Steht zum Beispiel am Empfangstresen ein wütender Patient, der seinem Ärger lautstark Luft macht, sollten MFA nicht entschuldigend reagieren oder versuchen, dagegen zu halten.

“Ich sehe, Sie sind sehr wütend”, wäre eine Ansprache, die den zornigen Menschen wieder zurück auf den Teppich bringen kann, sagt Kühn. “Wir nennen das ‘Quittieren der Emotionen’.” Eine weitere mögliche Antwort wäre: “Mir wird es hier zu laut”, sagt Kühn. Wichtig sei, dass die Emotion des Gegenübers mit solch einer Antwort sofort kleiner werde.

Wieviel Zeit muss man für eine Teamentwicklung oder ein Coaching einrechnen? Das ist ganz unterschiedlich, meint Kühn. Wenn es im Team kracht und knirscht oder sich das Team neue Ziele setzen möchte, sind mehrere Sessions erforderlich.

Wenn die Praxischefin oder der -chef hingegen merkt: Eigentlich hakelt es immer an der gleichen Stelle, zum Beispiel bei einer leitenden MFA, die in bestimmten Situationen unglücklich handelt, kann schon ein zweistündiges Einzelcoaching helfen, das Problem zu lösen.

Soda-Cotic unterstreicht: Coaching ist dabei ganz klar von einer Psychotherapie zu unterscheiden, die viel tiefer geht. “Unser Angebot ist praxisnah konzipiert und konzentriert sich auf die Beziehungsgestaltung im Team bzw. zwischen Führung/Leitung und Team. Es ist keine Heilmethode.”

Bei den Praxen, die das Kooperationsangebot angenommen haben, ging es bisher immer um ein Teamthema. So gab es etwa Zoff in einer Gemeinschaftspraxis mit drei Ärzten. Dabei kam heraus: Der Sand im Getriebe rührte daher, dass das Führungsteam der Praxis sich nicht abgesprochen hatte, jeder einen anderen Führungsstil pflegte und andere Wünsche, wie mit bestimmten Dingen umzugehen ist, an das Team stellte.

Oft wussten die Teammitglieder gar nicht mehr: Was erwarten die Chefs wirklich von mir? Diese wiederum waren oft unzufrieden, weil die Aufgabe mal so, mal so erledigt wurde.

Eine fehlende Rollenklarheit ist in Arztpraxen ein häufiges Problem, meint Kühn. So berichtet die Trainerin beispielhaft von einer Praxis, in der die MFA sich um alles – bis hin zum defekten Drucker – kümmern sollten.

Auf das Argument, dass nicht genügend Zeit bleibt, um alle Aufgaben zu erledigen, antwortete die Praxisleitung mit: “Dann überlegt Euch mal eine Lösung.” Hier handelt es sich um ein klassisches Führungsproblem, erklärt Kühn, denn die Leitung muss festlegen, wer für was verantwortlich ist.

Vom Praxisteam zur Teampraxis

Ein Coach schaut sich solche Situationen an und versucht, in obigen Fällen mit der Praxisleitung gemeinsame Regeln zu finden, damit das Team klare Anweisungen erhält und weiß, was wann wie zu tun ist.

Möchte eine Praxis das Kooperationsangebot annehmen, läuft das Ganze folgendermaßen: Zu Beginn einer Anfrage schauen wir, sagt Soda-Cotic, welches Problem vorliegt und suchen dann zum Anliegen passende Trainer oder Coaches heraus. Die Praxis wählt dann aus, mit wem sie arbeiten möchte.

Zunächst erfolgt ein unverbindliches, kostenloses Erstgespräch. Im Anschluss macht Wandelplan einen Vorschlag, welche Maßnahme am besten passen würde. Wie es dann weitergeht, ist Sache der Praxis.

Teamentwicklungen und Coachings in den Bereichen Stressbewältigung, Kommunikation und Konfliktmanagement können dem Team helfen, den Arbeitsalltag etwas leichter zu bewältigen, davon ist auch die stellvertretende Bundesvorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbands, Frau Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth, überzeugt. Erreicht werden könne ein harmonisches Miteinander im Team, das für ein gesünderes Arbeiten sorgt.

Gerade in Zeiten, in denen das Arbeiten im Team immer wichtiger und wertvoller wird und mit den Ressourcen in den Praxen bewusst umgegangen werden muss, kann ein gutes Praxisklima ein echtes Pfund sein. Denn nur ein starkes Praxisteam kann auch eine starke Teampraxis sein, sagt Buhlinger-Göpfarth.

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