KommentarWarum wird der CRP-Test nicht besser honoriert?

Der Einsatz von Antibiotika sollte reduziert werden – darüber sind sich alle einig. Eine große Chance in dieser Richtung bietet der quantitative CRP-Schnelltest. Doch dafür erhalten die meisten Ärzte kein angemessenes Honorar.

Der CRP-Test wird Vertragsärzten bislang nur selten vergütet.

Der quantitative CRP-Stick-Test ist seit 40 Jahren auf dem Markt und wird immer noch nicht kostendeckend honoriert (Tab. 1). In einer Zeit steigender Kosten und eines verzögerten Honoraranstiegs ist es verständlich, wenn niedergelassene Ärzte nicht bereit sind, Untersuchungen wie den CRP-Test auf eigene Kosten vorzunehmen und diesen nicht oder nur eingeschränkt durchführen.

Fortschritt seit 40 Jahren verhindert

Kassenärztliche Vereinigungen und Krankenkassen müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, dass sie diesen Fortschritt mehr als 40 Jahre verhindert haben und selbst heute unter den dramatischen Gefahren durch zunehmende Resistenzen immer noch nicht bereit sind, den Test wenigstens kostendeckend zu honorieren. Stattdessen sonnen sich die Funktionäre im Licht der Medien, kritisieren und beschuldigen die niedergelassenen Ärzte und führen überflüssige Feldversuche durch [6].

Letztendlich können diese Feldversuche doch nur bestätigen, was bereits lange wissenschaftlich erwiesen ist [3, 4]. Diese Feldversuche können folgerichtig nur als Verzögerungstaktik interpretiert werden. Kassenärztliche Vereinigungen und Krankenkassen wollen den Effekt, sind aber nachhaltig nicht bereit, die dafür erforderlichen Kosten zu tragen.

CRP-Test würde Kosten sparen

Dabei müssten sie schon lange zu der Erkenntnis gelangt sein, dass die Einsparungen von Ausgaben für Antibiotika erheblich über denjenigen der Kosten für den Test liegen, sofern sie nur die Rechnung aufgemacht hätten. Die potenziellen Einsparungen bei Antibiotikaverordnungen könnten die Ausgaben für den Test erheblich übersteigen, selbst, wenn man bei jedem Patienten, der ein Antibiotikum verordnet bekommt (Verordnungszahl in 2017) einen CRP-Test machen würde und dieser mit 10 Euro (Kosten) vergütet würde (Tab. 2). Es ist davon auszugehen, dass ein CRP-Test nur bei maximal 20 Prozent der Patienten nötig ist, um eine finale Entscheidung erleichtern zu können.

Die Möglichkeit zur Reduktion von Antibiotikaverordnungen mithilfe des CRP-Tests hat der Gesetzgeber bereits vor Jahren erkannt und den Bewertungsausschuss verpflichtet, den EBM dahingehend zu überprüfen. Die gesetzte Frist (Dezember 2017!) hat dieser inzwischen mit der fadenscheinigen Begründung “Die Prüfung sei noch nicht abgeschlossen” zum Nachteil der Leistungserbringer und Patienten erheblich überschritten [7].

Nur zu häufiger Einsatz von Antibiotika im Blick

Die Bitte um Kommentierung zu Händen von Herrn Stahl, Pressesprecher der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, warum KV und Krankenkassen zwar die übertriebenen Antibiotikaeinsätze monieren, andererseits aber nicht dazu bereit sind, die dazu erforderliche Hilfe zu ermöglichen, d. h. den CRP-Test angemessen zu honorieren, erfolgte leider in unbefriedigender Form mit Hinweis auf den EBM und ein Dokument zur Labordiagnostik zur gezielten Verordnung von Antibiotika [8].

Bedauerlicherweise beinhaltet dieses Dokument nur Hinweise zum Procalcitonin, das bekanntermaßen nicht vor Ort, sondern nur im Einsendelabor untersucht werden kann. Der CRP-Test ist darin nicht erwähnt.

Beispielgebend verhalten sich lediglich die AOK und IKK gesund plus in Sachsen-Anhalt und die AOK Bayern, die den Test seit Kurzem angemessen honorieren (Tab. 1). Sie haben offensichtlich richtig erkannt, dass die Einsparungen bei Antibiotika erheblich über den Kosten für den Test liegen.

Quellen:

  1. Little P, Gould C, Moore M, et al. Predictors of poor outcome and benefits from antibiotics in children with acute otitis media. BMJ. 2002;325:22.
  2. Evans AT, Husain S, Durairaj L, Sadowski LS, Charles-Damte M, Wang Y. Azithromycin for acute bronchitis. Lancet. 2002;359:1648-1654.
  3. Aabenhus, R.; J.-U.Jensen; k.J.Jorgensen; A.Hrobjartsson; l.Bjerrum Biomarkers as point‐of‐care tests to guide prescription of antibiotics in patients with acute respiratory infections in primary care https://doi.org/10.1002/14651858.CD010130.pub2
  4. Butler CC et al. C-Reactive Protein Testing to Guide Antibiotic Prescribing for COPD Exacerbations. N Engl J Med 2019;381:111-20
  5. Christ-Crain,M. et al. Effect of procalcitonin-guided treatment on antibiotic use and outcome in lower respiratory tract infections: cluster-randomised, single-blinded intervention trial THE LANCET Vol 363 • February 21, 2004
  6. CRP-Schnelltest soll gezielte Antibiotika-Gabe erleichtern KVH-Journal 11/2019
  7. aerzteblatt.de/nachrichten/91810/CRP-Schnelltest-wird-in-Sachsen-Anhalt-extra-vergütet
  8. Praxisnachrichten : Informationen zum Einsatz von Labordiagnostik zur gezielten Verordnung von Antibiotika https://www.kbv.de/html/1150_35538.php
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