DigitalisierungZi: PVS-Systeme im Vergleich

In manchen Praxen läuft die Technik prima, in manchen schmiert das PVS-System mehrfach die Woche ab. Das Zi hat bundesweit Ärztinnen und Ärzte zur Funktionalität und Zufriedenheit ihrer Praxissoftware befragt. Die Ergebnisse sprechen Bände.

Störungen der IT führen nicht selten zum Stillstand in Arztpraxen. Laut Bewertungen von Ärztinnen und Ärzten sind manche Systeme fehleranfälliger.

Berlin. Bei verschiedenen digitalen Anwendungen wie dem E-Rezept oder der E-AU klagten viele Praxen in der Vergangenheit – und auch aktuell – über Störungen und Ausfälle ihrer Praxissoftware.

“Fast die Hälfte der Softwarenutzenden berichtet davon, dass der Praxisablauf mehrmals pro Woche oder gar täglich durch Softwarefehler gestört wird”, erklärt das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi), das bereits mehrfach Erfahrungen von Ärztinnen und Ärzten dazu erfragt und die Antworten ausgewertet hat.

In anderen Praxen wiederum läuft es prima, die digitalen Anwendungen werden als Entlastung wahrgenommen. Da war es für das Zi naheliegend zu schauen: Welche PVS-Systeme funktionieren aus Sicht der Ärztinnen und Ärzte, welche würden sie weiterempfehlen und wie hoch ist die Bereitschaft, das PVS-System zu wechseln?

Funktionalität und Zufriedenheit im Blick

“System-Usability-Scale” (SUS), bei dem die Usability (Funktionalität) gemessen wird und den “Net Promoter-Score” (NPS), der die Nutzerzufriedenheit wiedergibt.

10.245 Bewertungen von Ärztinnen und Ärzten, die im März und April 2024 bundesweit befragt wurden, gingen in die Zi-Studie ein.

Die Auswertung zeigte: Es wurden große Unterschiede zwischen den PVS gefunden. Eine größere Anzahl von Fehlersituationen und höhere Fehlerhäufigkeiten gingen statistisch mit einer geringer eingeschätzten Usability und einer geringeren Nutzerzufriedenheit einher.

Leistungsfähige Systeme belohnen

Zudem seien diese mit einer höheren Bereitschaft zum PVS-Wechsel assoziiert. Die Nutzerzufriedenheit sei zudem umso höher, je höher die individuell eingeschätzte Usability eines PVS sei.

Wie die PVS-Systeme bei Funktionalität, Nutzerzufriedenheit und Wechselbereitschaft abschnitten, ist in der Tabelle: “Anzahl und Verteilung der PVS-Bewertungen” ersichtlich.

Am besten bewertet wurde tomedo (Zollsoft) mit 343 Bewertungen, einem SUS von 83,5 und einem NPD von 9,2. Die Wechselbereitschaft lag bei einem niedrigen Wert von 4,6 Prozent. Gute Bewertungen erhielten auch PegaMed (Pega Elektronik) und T2med (Zollsoft).

Schlecht schnitt KIWI – Kind Praxis EDV für Windows ab. Allerdings flossen hier nur 41 Bewertungen ein. Die Wechselbereitschaft liegt mit 88,9 Prozent an der Spitze. Allerdings soll das System eingestellt werden und die hohe Wechselbereitschaft kann auch damit einhergehen. Denn die SUS und NPS-Werte sind bei KIWI gar nicht schlecht.

Auf den hinteren Rängen landeten Produkte der Compugroup Medical, die auch mit einer hohen WEchselbereitschaft einhergingen.

Breit eingesetzte PVS erzielen teils ausgeprägt negative Bewertungen, erklärt das Zi mit. Aufgrund der Ergebnisse fordert das Zi, dass es zum Beispiel eine Belohnung geben müsse, wenn Ärztinnen und Ärzte zu einer leistungsfähigeren Lösung wechseln.

Turbo für Digitalisierung

„Erfahrungen im Ausland zeigen, dass die Digitalisierung des Gesundheitswesens schneller gelingt, wenn der Einsatz von Software mit nachweislich besserer Funktionalität bzw. einem besseren Service gefördert wird”, erklärt Dr. Dominik von Stillfried, Vorstandsvorsitzender des ZI am Donnerstag (5.12.) zur Vorstellung der Studie.

Die Zi-Studie: „Praxisverwaltungssysteme: Deutschlandweite Ergebnisse zu Usability, Nutzerzufriedenheit und Wechselbereitschaft aus 10.245 Bewertungen“ finden Sie unter: Originalarbeit

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