Genf. Steckt doch Malaria oder eine andere bekannte Atemwegserkrankung hinter der “Krankheit X”? Nach der großen Sorge über eine neue Erkrankung unbekannter Ätiologie in der Demokratischen Republik Kongo mehren sich die Zeichen für eine Entwarnung: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat in 10 von 12 medizinischen Proben von Patienten Malaria nachgewiesen.
Die Zahl der Krankheitsfälle sei nach ersten Erkenntnissen anders als häufig bei neuen Krankheiten nicht in kurzer Zeit exponentiell angestiegen und liege in etwa im Bereich der Erwartungen für die Jahreszeit, sagte WHO-Spezialist Abdi Rahman Mahamad in Genf. In der abgelegenen Region Panzi in der Provinz Kwango sei Regenzeit, deshalb sei ein Anstieg von Atemwegserkrankungen, Grippe und Malaria-Infektionen zu erwarten.
Proben würden aber weiter untersucht, auch auf andere Krankheiten und Pathogene. Konkrete Ergebnisse sollten in den kommenden Tagen vorliegen.
Die Symptome einer Atemwegserkrankung seien für eine Malaria nicht typisch, obwohl auch Husten als Begleitsymptom auftreten kann, sagte Privatdozent Dr. Torsten Feldt, zweiter Vorsitzender Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit (DTG), dem “Science Media Center”.
“Das Fieber und die anderen Symptome passen zur Malaria, aber auch zu anderen häufigen Infektionserkrankungen (zum Beispiel Masern, Influenza, Lungenentzündungen, vielleicht auch durch atypische Erreger wie Mykoplasmen, COVID-19, Dengue, oder eine Kombination mehrerer Erkrankungen). Deshalb wurde auch ein gehäuftes Auftreten verschiedener Infektionskrankheiten vermutet, was aus meiner Sicht plausibel ist.”
Häufung von Todesfällen machte Behörden Sorgen
Lokale Behörden hatten zuletzt eine Häufung von Fällen gemeldet. Innerhalb weniger Wochen waren es mehr als 400 Krankheits- und 31 Todesfälle. Die Sterblichkeitsrate lag demnach nach Angaben der WHO bei 7,6 Prozent. Die Dunkelziffer der Infektionen dürfte deutlich höher liegen: Die betroffene Region Panzi ist nur schwer zu erreichen.
Die Sorge vor einer möglicherweise neuen Krankheit war groß. Die Regierung sei in höchster Alarmbereitschaft, hatte der Gesundheitsminister gesagt. Überwiegend betroffen waren Kinder, vor allem unter Fünfjährige.
Viele Menschen sind nach Angaben der WHO dort unterernährt, das könne jede Infektion lebensgefährlich machen. Die Abgelegenheit der Region mache alle Einsätze schwierig, sagte WHO-Nothilfedirektor Mike Ryan. Die WHO versuche mit Hilfe der USA, mehr Proben über eine Luftbrücke zu Laboren zu bringen. Aus der Hauptstadt Kinshasa dauert es wegen schlechter Straßen und der Witterung mehr als zwei Tage, um das Gebiet überhaupt zu erreichen.
Quelle: dpa