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Serie NotfallUltraschall im Notfalleinsatz

Mithilfe eines Hand-Ultraschallgeräts können bei Notfällen viele Differenzialdiagnosen sofort und mit hoher Sicherheit gestellt werden. Auch bei der Versorgung starker Schmerzen kann die Sonografie helfen – Voraussetzung ist aber eine gute Ausbildung.

Hand-Ultraschallgeräte sind bei der Flugrettung Standard, bei den bodengebundenen Rettungsmitteln eher die Ausnahme.

Mobile Hand-Ultraschallgeräte, die an ein Tablet oder Smartphone angeschlossen werden, können im Notfall wertvolle Hilfe leisten. Denn mit den kleinen Geräten sei es möglich, viele Differenzialdiagnosen sofort und mit hoher Sicherheit zu stellen, so Dr. Armin Seibel, Leiter des Arbeitskreises Notfallsonografie der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM).

Dadurch könne die Zeit bis zur Sicherung der Diagnose oft deutlich verkürzt und die zielgerichtete Versorgung beschleunigt werden. “Typische Indikationen, bei der die Notfallsonografie zum Einsatz kommt, sind Knochenbrüche oder ein Pneumothorax, aber auch Nierenstau, Pankreatitis und Appendizitis.

Ein Beispiel: Wenn es gelingt, ein Lungenödem bei einem Patienten mit bekannter Herzschwäche als Ursache der Luftnot auszuschließen, verhindert dies die Gabe von Medikamenten, die ohne die Ultraschalldiagnostik sicherheitshalber verabreicht worden wären”, sagte Seibel bei einer Veranstaltung der DEGUM.

Ärztinnen und Ärzte, die in der Notfallmedizin tätig sind, müssten in der Notfallsonografie allerdings gut ausgebildet sein – “denn nur mit einem fundierten Fachwissen können sie auch in kritischen Situationen den Ultraschall fachgerecht einsetzen.”

Während der Facharztausbildung für Innere Medizin und für Chirurgie müsse verpflichtend für mindestens sechs Monate in einer Notaufnahme rotiert werden, hier könnten Erfahrungen mit der Notfallsonografie gesammelt werden.

Länderübergreifendes Ausbildungskonzept

Zudem bietet die DEGUM seit 2008 ein länderübergreifendes Ausbildungskonzept für Deutschland, Österreich und die Schweiz an. Teil des Angebots sind auch zweitätige Grund- und Aufbaukurse, die für alle akutmedizinisch tätigen Ärztinnen und Ärzte geeignet sind (siehe Link-Tipp unten).

Die Grund- und Aufbaukurse werden in Kleingruppen von maximal fünf Personen durchgeführt. Sie dauern jeweils zwei Tage, der Praxisanteil beträgt 50 Prozent, berichtete Dr. Thomas Händl, stellvertretender Leiter des DEGUM-Arbeitskreises Notfallsonografie. Nach Angaben der DEGUM sind in den vergangenen Jahren etwa 15.000 Ärztinnen und Ärzte in der Notfallsonografie ausgebildet worden.

Dass die Notfallsonografie auch bei der Behandlung akuter Schmerzen unterstützen kann, verdeutlichte Dr. Peter Schwarzkopf, stellvertretender Leiter der DEGUM Sektion Anästhesiologie. “Viele Patienten erhalten im Notfall keine adäquate Schmerztherapie, auch wenn sie ein Recht darauf haben – aus Angst vor Komplikationen, vor Nebenwirkungen wie einer Atemdepression oder aus Angst vor dem Übersehen von Symptomen aufgrund der Analgesie”, sagte Schwarzkopf und verwies auf eine Studie aus Frankreich [1].

Darin wurde festgestellt, dass von fast 7.300 Patienten, die mit Schmerzen in eine Notaufnahme kamen, nur die Hälfte eine Schmerztherapie erhielt und nur neun Prozent der Patienten mit starken Schmerzen Analgetika wie Morphin.

Regionalanästhesie unter sonografischer Kontrolle

Dabei könne mithilfe der Notfallsonografie in vielen Fällen eine zielgenaue Analgesie eingeleitet werden, erklärte Schwarzkopf und gab ein praktisches Beispiel: “Ein junger Mann spielt Fußball und renkt sich bei einem Zweikampf die Schulter aus. Die Schmerzen sind extrem.” Mit einem mobilen Ultraschallgerät könne bereits der Notarzt vor Ort eine gezielte Blockade des Armnervengeflechts vornehmen und die Schmerzen schnell und effektiv lindern.

Dafür werde eine lineare Ultraschallsonde mit einer durchschnittlichen Frequenz von 12 bis 15 Megahertz quer am Hals aufgesetzt. “Damit lassen sich Muskulatur, Gefäße und Nerven darstellen. Gezielt aufgesucht wird dann der obere Teil des Armnervengeflechts, der Plexus brachialis.”

Hier erfolge zunächst eine Betäubung der Haut und anschließend die Blockade des Truncus superior durch die Injektion von in der Regel 2 bis 5 ml eines Lokalanästhetikums. Schwarzkopf: “Damit sind die Schmerzen nach kurzer Zeit stark reduziert und die Schulter kann vor Ort eingerenkt werden, oder der Patient wird schmerzarm in das nächste Krankenhaus gebracht und die Reposition wird dort durchgeführt.”

Als weiteres Beispiel für den Einsatz der Notfallsonografie bei Schmerzen nannte Schwarzkopf eine ältere Patientin mit hüftgelenksnaher Oberschenkelfraktur nach einem Sturz. Per ultraschallgeführter Blockade des Nervus femoralis ließen sich die starken Schmerzen innerhalb von fünf bis zehn Minuten reduzieren, sodass bei erhaltener Vigilanz der Transport in eine Klinik möglich sei.

In aller Regel sei eine Regionalanästhesie immer dann möglich, wenn sich die Verletzungen im Bereich der Extremitäten befinden.

Obwohl es nach Ansicht Schwarzkopfs inzwischen einen relevanten Anteil von Notärztinnen und Notärzten gibt, die im Umgang mit ultraschallgeführten Regionalanästhesien geschult sind, scheitert die praktische Umsetzung meist an der mangelhaften Ausstattung von Rettungswagen mit Hand-Sonografiegeräten.

Das betonte auch Thomas Händl: “Während die Hand-Ultraschallgeräte bei der Flugrettung bei den großen Trägern Standard sind, sind sie bei den bodengebundenen Rettungsmitteln eher die Ausnahme.” Die DEGUM appelliere daher an die Träger der Rettungsdienste, sowohl Rettungswagen als auch Hubschrauber mit Hand-Ultraschallgeräten auszustatten.

Fazit

Mit Hand-Sonografiegeräten können im Notfall viele Differenzialdiagnosen sofort und mit hoher Genauigkeit gestellt werden, wodurch eine schnellere zielgerichtete Versorgung gelingt. Auch bei der Behandlung akuter Schmerzen kann die Notfallsonografie unterstützen.

Für akutmedizinisch tätige Ärztinnen und Ärzte bietet die DEGUM unter anderem Grund- und Aufbaukurse in Notfallsonografie an. Ein Knackpunkt ist allerdings die noch unzureichende Ausstattung von Rettungswagen mit Hand-Sonografiegeräten – im Gegensatz zur Flugrettung, wo sie bei den großen Trägern inzwischen Standard sind.

Quelle:

1. EJA 2011; doi 10.1097/EJA.0b013e3283418fb0

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