Unregelmäßig auftretende Palpitationen lassen sich mittels herkömmlichem 24-Stunden-EKG oft nur schwer erfassen. Hier können Langzeit-EKG-Patches eine Option sein, zeigt ein Fallbeispiel.
Frau L. kommt wegen wiederkehrender Palpitationen in meine Praxis. Die verängstigt wirkende 67-Jährige berichtet von vermehrtem Herzrasen seit etwa drei Jahren, das sie bis zum Hals spüre. Die Episoden könnten bis zu ein oder zwei Stunden anhalten; in letzter Zeit hätte sich ihre Häufigkeit auf ein- bis zweimal pro Woche erhöht.
Das Herzrasen beginne manchmal aus der Ruhe heraus und sistiere dann wieder. Trotz mehrerer Aufenthalte in der Notaufnahme und Vorstellungen beim Hausarzt und Kardiologen hätten die wiederholt durchgeführten Langzeit-EKG über 24 oder 48 Stunden keine auffälligen Befunde ergeben.
Aus Angst, nicht ernst genommen zu werden, meide sie nun die Notaufnahme, da ihr dort bereits mehrfach geraten worden sei, einen Psychiater aufzusuchen.
Frau L. hat eine Vorgeschichte von arterieller Hypertonie, Struma nodosa, Hyperlipidämie und Diabetes mellitus. Die körperliche Untersuchung ergibt einen altersentsprechenden Normalbefund; das Ruhe-EKG zeigt einen normofrequenten Sinusrhythmus ohne Hinweise auf Erregungsausbreitungs- oder Erregungsrückbildungsstörungen.
In der transthorakalen Echokardiografie erkenne ich einen nicht hypertrophen linken Ventrikel mit guter systolischer Pumpfunktion und leichten Hinweisen auf eine diastolische Dysfunktion. Laborchemisch gibt es keine Auffälligkeiten; der Diabetes mellitus und die Hyperlipidämie sind medikamentös gut eingestellt.
Ursache oft unerkannt
Palpitationen zählen mit einer Prävalenz zwischen zehn und 25 Prozent mit zu den häufigsten Symptomen, die zu einer Vorstellung in allgemeinmedizinischen und internistischen Praxen führen [1-4]. Jedoch erweist sich das diagnostische und therapeutische Management dieses Symptoms sehr oft als wenig wirksam, was sowohl für die Betroffenen als auch ihre Ärztinnen und Ärzte frustrierend ist.
Tatsächlich wird in vielen Fällen keine endgültige oder zumindest wahrscheinliche Diagnose der Ursache von Palpitationen gestellt und keine spezifische Therapie eingeleitet [5, 6]. Daher leiden viele weiterhin unter Rückfällen ihrer Symptome, was ihre Lebensqualität und ihr seelisches Gleichgewicht beeinträchtigt, das potenzielle Risiko unerwünschter klinischer Ereignisse erhöht und zu fortlaufendem Rückgriff auf Gesundheitseinrichtungen führt.
Diese Schwierigkeiten resultieren aus der Tatsache, dass Palpitationen im Allgemeinen ein vorübergehendes Symptom sind. Tatsächlich ist der Patient zum Zeitpunkt der klinischen Bewertung oft asymptomatisch und die diagnostische Bewertung konzentriert sich auf die Suche nach pathologischen Zuständen, die für das Symptom verantwortlich sein können.
Dies führt zu Unsicherheit bei der Feststellung einer Ursache-Wirkungs-Beziehung zwischen etwaigen feststellbaren Anomalien und den Palpitationen selbst. Darüber hinaus können Palpitationen durch eine Vielzahl verschiedener physiologischer und pathologischer Zustände ausgelöst werden.
Vom ätiologischen Standpunkt aus betrachtet können ihre Ursachen in fünf Hauptgruppen unterteilt werden: Herzrhythmusstörungen, strukturelle Herzerkrankungen, psychosomatische Störungen, systemische Erkrankungen und Wirkungen von medizinischen und Freizeitdrogen [7, 8]. Es ist jedoch nicht ungewöhnlich, dass bei Betroffenen mehr als eine potenzielle Ursache oder Art von Palpitationen besteht.
Diagnose mit Langzeit-EKG
Wegen der geschilderten Beschwerden und der Häufigkeit der Palpitationen gebe ich Frau L. ein Langzeit-EKG-Patch mit einer Aufzeichnungsdauer von zwei Wochen mit. Am neunten Tag der Aufzeichnung zeigt sich eine orthodrome AV-Knoten-Reentry-Tachykardie (AVNRT) mit wahrscheinlich parahissärer akzessorischer Leitungsbahn (s. Abb.1), die mit ihren Symptomen korreliert.