Nach einem Schlaganfall leiden einige Patientinnen und Patienten an einer motorischen bzw. Broca-Aphasie. Ein chinesisches Forschungsteam hat in einer multizentrischen, scheinkontrollierten, randomisierten klinischen Studie untersucht, ob sich bei diesen Patienten mittels Akupunktur die Sprachfunktion verbessern lässt.
In drei chinesischen Krankenhäusern behandelten sie 258 Erwachsene, die erstmals einen ischämischen Schlaganfall erlitten hatten und bei denen eine Broca-Aphasie diagnostiziert worden war. Die eine Hälfte erhielt neben Sprachtraining und konventioneller Therapie eine Akupunktur-Intervention, die nach dem Xing-Nao Kai-Qiao Protokoll durchgeführt wurde und ein “De-Qi-Gefühl” auslöste.
Dieses Gefühl wird nach traditioneller chinesischer Medizin induziert, wenn die Akupunkturnadel korrekt gesetzt wird. Die andere Hälfte erhielt eine oberflächliche Schein-Akupunktur an nicht relevanten Körperstellen, die kein De-Qi-Gefühl auslöste. Als Endpunkte definierte das Team positive Veränderungen im Aphasiequotienten (AQ) der Western Aphasia Battery (WAB) sowie im Chinese Functional Communication Profile (CFCP).
Die Akupunktur-Gruppe zeigte im Vergleich zur Kontrollgruppe nach sechswöchiger Intervention eine signifikante Verbesserung der AQ-Werte (+7,99 Punkte; 95%-Konfidenzintervall (KI): 3,42-12,55 Punkte; p=0,001) und der CFCP-Werte (+23,51 Punkte; 95%-KI: 11,10-35,93 Punkte; p<0,001).
Auch am Ende der sechsmonatigen Nachbeobachtung waren signifikante Unterschiede auf beiden Skalen erkennbar (AQ: +10,34 Punkte, 95%-KI: 5,75-14,93, p<0,001; CFCP: + 27,43 Punkte, 95%-KI: 14,75-40,10; p<0,001).
Fazit für die Praxis: Für das Studienteam belegen die Ergebnisse den langfristigen positiven Effekt einer Akupunktur auf Menschen mit Broca-Aphasie nach Schlaganfall. Allerdings: “In der Akupunkturgruppe wurde ein De-Qi-Gefühl induziert”, schreiben die Forscher.
Wenn die Teilnehmer aber das Vorhandensein eines solchen Gefühls bestätigen mussten, wussten sie auch, dass sie eine tatsächliche und keine Schein-Akupunktur erhalten hatten – bei den Ergebnissen könnte also auch der Placebo-Effekt eine Rolle spielen.
cq/bae
Quelle: doi 10.1001/jamanetworkopen.2023.52580