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Deutsche Diabetes-GesellschaftHohe Nachfrage nach „Abnehmspritzen“ hält an – mit gefährlichen Folgen

Diabetiker, die ihre benötigten Medikamente nicht mehr erhalten, überhöhte Erwartungen an die „Abnehmspritzen“ und gefälschte Medikamente, die lebensgefährlich sein können – die hohe Nachfrage nach Ozempic® und Co führt zu erheblichen Problemen. Und die könnten weiter andauern.

Zu einer Therapie mit GLP-1-Rezeptoragonisten bei Adipositas gehören immer Lebensstiländerungen.

Berlin. Für GLP-1-Rezeptoragonisten wie Semaglutid (Ozempic®) oder Dulaglutid (Trulicity®) zur Behandlung eines Typ-2-Diabetes besteht bereits seit dem Frühjahr 2023 eine eingeschränkte Verfügbarkeit, und das wird sich wohl bis weit in das Jahr 2024 hinein auch nicht ändern. Das berichtete Professor Martin Schulz, Geschäftsführer des Bereichs Arzneimittel der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA).

„Man muss sich aktuell tatsächlich gut überlegen, ob man Diabetes-Patienten aufgrund des Lieferengpasses jetzt neu z.B. auf Semaglutid einstellt“, so Schulz bei der Jahrespressekonferenz der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) am Donnerstag (22.2.). Schon jetzt haben Menschen mit Diabetes, die auf das Medikament angewiesen sind, Schwierigkeiten, ihre Arznei zu bekommen.

Gebrauch außerhalb der Zulassung

Grund für die Lieferengpässe ist eine relevant erhöhte Nachfrage nach den „Abnehmspritzen“, die die Hersteller bislang wegen fehlender Produktionskapazitäten und der komplexen Herstellung nicht abfedern könnten. Bei GLP-1-Rezeptoragonisten sei teils ein Gebrauch außerhalb der Zulassung zu verzeichnen, also beispielsweise bei Adipositas und nicht bei Diabetes, berichtete Schulz.

Zwar ist unter anderem mit Wegovy® seit kurzem ein Präparat, das ebenfalls den GLP-1-Rezeptoragonisten Semaglutid enthält, zur Therapie bei Adipositas zugelassen – allerdings ist es als sogenanntes „Lifestyle-Arzneimittel“ nicht zu Kassenlasten verordnungsfähig. Schulz Einschätzung nach wird sich das in absehbarer Zeit auch nicht ändern.

„Die Verabreichung der GLP1-Rezeptoragonisten dient der Unterstützung bei der Gewichtsabnahme, Verbesserung der Blutglukosekotrolle und soll die Entwicklung von Adipositas und Diabetes-assoziierten Komplikationen reduzieren“, erklärte Professorin Julia Szendrödi, Vizepräsidentin der DDG. GLP-1-Rezeptoragonisten sollten in erster Linie für Personen in Betracht gezogen werden, bei denen

  • andere Maßnahmen zur Gewichtsreduktion wie Ernährungsumstellung und Bewegung nicht ausreichend wirksam waren,
  • bei denen ein signifikantes Gesundheitsrisiko aufgrund der Adipositas besteht,
  • deren Blutglukose mit anderen Diabetesmedikamenten nicht gut eingestellt werden kann und/oder ein hohes Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen haben.

Das könnten Menschen mit BMI über 30 kg/m2 sein oder Menschen mit BMI über 27 kg/m2 und Risikofaktoren wie Diabetes, Vorerkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall, oder solche, die hohe Dosen von Insulin benötigen, um ihre Blutglukose kontrollieren zu können.

Man müsse allerdings die Nebenwirkungen der Substanzklasse beachten, einige Patientinnen und Patienten litten unter schwerer Übelkeit, die eine Nahrungsaufnahme unmöglich mache. Auch gastrointestinale Beschwerden seien häufig.

Therapie bei Adipösen muss ärztlich begleitet werden

„Zum Einsatz von GLP-1-Rezeptoragonisten in der Indikation Diabetes haben wir viele und gute Daten, die ein gutes Nutzen-Risiko-Verhältnis zeigen. Hier können wir gut abwägen, bei welchen Patienten die Mittel in Frage kommen,“ so Szendrödi. „Wir können die Daten aber nicht einfach auf stoffwechselgesunde Menschen extrapolieren!“

Eine Therapie bei Adipösen müsse daher immer ärztlich begleitet werden, zudem gehörten zu einer Therapie mit GLP-1-Rezeptoragonisten bei Adipositas immer Änderungen des Ernährungsverhaltens und der körperlichen Aktivität. „Außerdem müssen die Patienten wissen: der Abnehmeffekt hält nur so lange an, wie man das Medikament einnimmt.“ Bei adipösen Menschen könne es beispielsweise ein Einstieg in körperliche Bewegung sein, der andernfalls oft nicht möglich sei. Es handle sich allerdings nicht um eine Wunderpille, betonte Schulz.

Auch die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (DEGAM) hatte sich zuletzt zu dem Thema geäußert: „Natürlich beraten wir als Allgemeinärzte unsere Patienten mit einem hohen BMI auch zu den neuen medikamentösen Abnehm-Optionen. Gleichzeitig ist es wichtig, den Patienten klarzumachen, dass die Mittel dauerhaft eingenommen werden müssen und natürlich, wie alle Medikamente, Nebenwirkungen haben,“ so Dr. Til Uebel, Sprecher der AG Diabetes in der DEGAM, in einer Mitteilung der Gesellschaft.

Allerdings: „Wir müssen sehr aufpassen, dass wir nicht in eine Situation geraten, in der Übergewicht als etwas angesehen wird, dass – die richtige Medikation vorausgesetzt – heute nicht mehr sein muss.“ Die Medikation sei darüber hinaus kostspielig: Die Kosten in Höhe von rund 12.000 Euro – auf einen 10-Jahreszeitraum betrachtet – trügen die Patientinnen und Patienten bei “Lifestyle-Medikamenten” privat. Trotzdem steige die Nachfrage auch bei Menschen, die nicht sehr oder gar nicht adipös sind.

“Fälschungen sind eine echte Katastrophe”

Zuletzt hatten die Lieferengpässe bei GLP-1-Rezeptoragonisten unter anderem dazu geführt, dass in Deutschland gefälschte Ozempic®-Pens aufgetaucht waren. Laut Martin Schulz von der ABDA gelangte allerdings kein gefälschtes Medikament zum Patienten. In Österreich hingegen musste ein Patient, der sich das gefälschte Medikament injiziert hatte, in einer Klinik behandelt werden.

Um das zu verhindern, mussten in Apotheken bis vergangene Woche Ozempic®-Pens in den Apotheken überprüft werden und dabei auch die Packung geöffnet werden.

„Diese Fälschungen sind eine echte Katastrophe“ sagte Schulz. Zum einen sei der Aufwand in den Apotheken erheblich gewesen, zum anderen das Vertrauen in die Arzneimittelsicherheit in Deutschland beschädigt worden. Schulz: „Stellen Sie sich einmal vor, Sie sind Patient und in der Apotheke muss ihr Medikament erst einmal auf seine Echtheit hin überprüft werden.“

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