© HA20/24 19 % der Erwachsenen in Deutschland haben Adipositas [1].
Adipositas ist eine komplexe chronische Erkrankung, an deren Entwicklung genetische, biologische, psychologische und soziokulturelle Faktoren beteiligt sind. Auch die Einnahme bestimmter Medikamente wie Glukokortikoide und einige Antidepressiva kann eine Adipositas begünstigen [3] .
Im Zentrum der Adipositas stehen neben dem Gehirn, über das die Nahrungsaufnahme gesteuert wird, v. a. das weiße Fettgewebe. Eine Dysfunktion der Adipozyten induziert Entzündungen, Stoffwechselanomalien und ektopische Fettablagerungen wie das viszerale Fett [5] . Das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen steigt an, wie auch für Typ-2-Diabetes, verschiedene Tumoren, polyzystisches Ovar-Syndrom und viele andere schwerwiegende Erkrankungen [2] .
Gleichzeitigt ist Adipositas für viele Patientinnen und Patienten mit einer enormen psychischen Belastung durch Stigmatisierung und Diskriminierung verknüpft [6] . Die Gewichtsabnahme scheitert oft, da die klassische multimodale Basistherapie aus Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltensänderung langfristig nicht die physiologischen Barrieren überwinden kann:
So sinkt der Energiegrundumsatz im Rahmen einer Diät und Veränderungen innerhalb der Stoffwechselhormone führen zu Anpassungen der Nahrungsaufnahme (homöostatische Effekte). Das Hungergefühl nimmt zu und das Verlangen nach Essen steigt (hedonischer Effekt) [6] , [7] , [8] .
Innovative Medikamente wie Mounjaro® können nach Expertenansicht die Adipositastherapie deutlich verändern [9] . Sie werden zukünftig zum Praxisalltag in der medikamentösen Adipositas-Behandlung gehören.
Mit Mounjaro® Adipositas wirksam behandeln
Mounjaro® (Tirzepatid)a führte in der Zulassungsstudie SURMOUNT-1 zu einer signifikanten Gewichtsreduktion von durchschnittlich 22, 5 %b über 72 Wochen [10] .
Das einzige zugelassene Medikament aus der Substanzklasse der GIP/GLP-1-Rezeptor-Agonisten ermöglicht damit erstmals eine mittlere Gewichtsreduktion von mehr als 20 % und gelangt in den Bereich, der u. a. für eine langfristige Reduktion der kardiovaskulären Mortalität genannt wird [2] , [3] .
Schon während der Behandlung über 72 Wochen zeigten sich unter Mounjaro® positive kardiometabolische Effekte [10] , die sich gegenüber Placebo in signifikanten Verbesserungen des systolischen Blutdrucks, der Triglyceride, des Taillenumfangs, des Non-HDL-Cholesterins und des HDL-Cholesterins äußerten [4] , [10] .c,d
Die häufigsten berichteten Nebenwirkungen waren gastrointestinaler Natur [4] , [10] .
Physiologische Barrieren bei der Gewichtsreduktion [7,8]:
Änderung der Stoffwechselhormone
Senkung des Energiegrundumsatzes
Anpassung der hedonischen und homöostatischen Nahrungszufuhr
GIP macht den Unterschied
Mounjaro® besitzt einen einzigartigen Wirkmechanismus, indem es sowohl die Rezeptoren von GLP-1 (Glucagon-like-peptide-1) wie auch von GIP (glukoseabhängiges insulinotropes Polypeptid) aktiviert und sich damit von reinen GLP-1-Rezeptor-Agonisten unterscheidet [4] . GIP und GLP-1 werden nach dem Essen freigesetzt und verbessern die Blutzuckerkontrolle, reduzieren den Hunger und steigern das Sättigungsgefühl [11] , [12] .
Zusätzlich führt die Aktivierung von GIP-Rezeptoren auf den Adipozyten zu einer Verbesserung der Speicherkapazität des Fettgewebes und reguliert den Fettstoffwechsel über eine Reduktion der Lipidwerte und einer Verringerung der Körperfettmasse und -verteilung, inklusive des viszeralen Fetts [12] , [13] . GLP-1-Rezeptoren sind dagegen auf Adipozyten nicht vorhanden [13] .
Großer gesundheitlicher Nutzen
Mit einer Gewichtsabnahme lassen sich Begleit- und Folgeerkrankungen der Adipositas reduzieren [2,14,15].
Eine Gewichtsreduktion um ≥ 5 % kann dabei helfen, einem Typ-2-Diabetes vorzubeugen.
Eine Gewichtsabnahme um ≤ 10 % kann u. a. eine Fettleber-bedingte Leberentzündung und das polyzystische Ovarialsyndrom bei Frauen verbessern.
Ein Gewichtsverlust von ≥ 15 % kann z. B. die kardiovaskuläre Mortalität reduzieren und eine Remission des Typ-2-Diabetes herbeiführen.
3 Fragen zu Mounjaro®
Wann ist eine Behandlung indiziert?
Mounjaro® ist angezeigt zur Behandlung von Erwachsenen mit unzureichend eingestelltem Typ-2-Diabetes als Ergänzung zu Diät und Bewegung: Als Monotherapie, wenn die Einnahme von Metformin wegen Unverträglichkeiten oder Kontraindikationen nicht angezeigt ist, oder zusätzlich zu anderen Arzneimitteln zur Behandlung von Diabetes mellitus [4] .
Weiterhin ist es angezeigt als Ergänzung zu einer kalorienreduzierten Diät und erhöhter körperlicher Aktivität zum Gewichtsmanagement, einschließlich Gewichtsabnahme und Gewichtserhaltung, bei Erwachsenen mit einem Ausgangs-BMI von ≥ 30 kg/m2 (Adipositas) oder ≥ 27 kg/m2 bis < 30 kg/m2 (Übergewicht) bei Vorliegen mindestens einer gewichtsbedingten Begleiterkrankung (z. B. Hypertonie, Dyslipidämie, obstruktive Schlafapnoe, Herz-Kreislauf-Erkrankung, Prädiabetes oder Typ-2-Diabetes mellitus) [4] .
Wie wird Mounjaro® angewendet?
Die Gabe erfolgt unabhängig von den Mahlzeiten 1 x wöchentlich subkutan per Injektion mit dem Mounjaro® KwikPen® [4] . Die Anwendung ist ohne Dosisanpassung auch bei Nieren- oder Leberfunktionsstörungen möglich [4] . Für eine flexible Therapieanpassung steht Mounjaro® in sechs Dosierstärken (2,5 mg / 5 mg / 7,5 mg / 10 mg / 12,5 mg / 15 mg) im jeweils eigenen Pen zur Verfügung, darunter die drei Erhaltungsdosen 5 mg, 10 mg und 15 mg [4] . Alle Dosierungen und Packungsgrößen sind derzeit vollumfänglich lieferfähig.
Wird Mounjaro® von der GKV erstattet?
Arzneimittel zur „Regulierung des Körpergewichts“ und „Zügelung des Appetits“ wie Mounjaro® sind laut Gesetzgebung eine Selbstzahlerleistung und von der Kostenerstattung durch gesetzliche Krankenkassen (GKV) ausgeschlossen. Bei unzureichend eingestelltem Typ-2-Diabetes ist Mounjaro® dagegen unabhängig vom BMI-Wert voll erstattungsfähig.
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Chefärztin Dr. Sylvia Weiner erläutert, wie ein effektives Gewichtsmanagement bei Menschen mit Adipositas in der hausärztlichen Praxis umgesetzt werden kann.
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Fazit
Mounjaro® ist der erste zugelassene Vertreter der neuen Wirkstoffklasse der GIP/GLP-1-Rezeptor-Agonisten. Mit einer mittleren Gewichtsreduktion von 22,5 % und der Verbesserung kardiovaskulärer Risikoparameter kann Mounjaro® Patienten mit Adipositas helfen, die Barrieren einer Gewichtsabnahme zu überwinden.
PP-TR-DE-2394
Fußnoten und Referenzen
*Mounjaro® (Tirzepatid) ist angezeigt zur Behandlung von Erwachsenen mit unzureichend eingestelltem Typ-2-Diabetes als Ergänzung zu Diät und Bewegung als Monotherapie, wenn die Einnahme von Metformin wegen Unverträglichkeiten oder Kontraindikationen nicht angezeigt ist, zusätzlich zu anderen Arzneimitteln zur Behandlung von Diabetes mellitus sowie als Ergänzung zu einer kalorienreduzierten Diät und erhöhter körperlicher Aktivität zum Gewichtsmanagement, einschließlich Gewichtsabnahme und Gewichtserhaltung, bei Erwachsenen mit einem Ausgangs-BMI von ≥ 30 kg/m² (Adipositas) oder ≥ 27 kg/m² bis < 30 kg/m² (Übergewicht) bei Vorliegen mindestens einer gewichtsbedingten Begleiterkrankung (z.B. Hypertonie, Dyslipidämie, obstruktive Schlafapnoe, Herz-Kreislauf-Erkrankung, Prädiabetes oder Typ-2-Diabetes mellitus).4
a. WHO ATC-Code: A10BX16
b. Prozentuale Gewichtsreduktion vom Ausgangsgewicht unter Mounjaro® 15 mg nach 72 Wochen. Unter Placebo Gewichtsreduktion um 2,4 % (-2,4 kg) in diesem Zeitraum. Bei kalorienreduzierter Ernährung und erhöhter körperlicher Aktivität [4] , [10] .
c. p < 0,001 im Vergleich zum Ausgangswert, nicht multiplizitätsadjustiert.
d. Der Wirksamkeits-Estimand für die Einzeldosen wurde mit Ausnahme des Taillenumfangs bei Tirzepatid 10 mg und 15 mg nicht multiplizitätsadjustiert [10] .
Literatur
Schienkiewitz A et al. J Health Monit 2022;7(3):23–31
Garvey WT et al. Endocr Pract 2016;22 (Suppl. 3):1–203
DAG, DDG, DGE, DGEM. Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zur „Prävention und Therapie der Adipositas“. Version 4.2 (April 2014), Leitlinie derzeit in Überarbeitung. AWMF 050-001. https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/050-001 (letzter Zugriff: 08.12.2023).
Fachinformation Mounjaro®, aktueller Stand: www.fachinfo.de/pdf/023865
Obesity; 2000; Technical Report Series; Bd. 894
Hall KD, Kahan S. Med Clin North Am 2018;102(1):183–197
Melby CL et al. Nutrients 2017;9(5):468
Timper K, Brüning JC. Dis Model Mech 2017; 10(6):679–689
Hauner H. Adipositas 2024;18(03):107-110
Jastreboff AM et al. N Engl J Med 2022; 387(3):205–216
Nauck MA, Meier JJ. Diabetes 2019;68(5): 897–900
Samms RJ et al. Trends Endocrinol Metab 2020;31(6):410–421
Samms RJ et al. J Clin Invest 2021 Jun 15; 131(12):e146353
Lean ME et al. Lancet 2018; 391:541–551
Sundstrom J et al. Circulation 2017;135: 1577–1585
Impressum
Arztinformation zum Thema Adipositas | Autor: Dr. Rolf Vajna | V.i.S.d.P.: Johanna Dielmann-von Berg | Mit freundlicher Unterstützung durch Lilly Deutschland GmbH | Eine Information medizin + medien Verlages