© Der Hausarzt Dosierung (Erwachsene)
Unerwünschte Wirkungen
Eine pharyngeale Reizung, Aphonie oder Heiserkeit sowie Mundsoor werden bei mindestens vier Prozent der mit oral inhaliertem Budesonid Behandelten beobachtet. Mundspülungen und großvolumige Vorschaltkammern (“Spacer”) reduzieren die Häufigkeit der Symptome. Das Nasenspray kann eine Nasenschleimhautreizung, Niesen und Nasenbluten verursachen.
Alle Formen von Budesonid können, besonders in hohen Dosen, auch zu systemischen Nebenwirkungen mit Unterdrückung der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse führen. Dabei besteht eine große interindividuelle Variabilität.
Bei Kindern ist oft das Körperwachstum verlangsamt. Ob diese Kinder schließlich doch ihre genetisch bestimmte Körpergröße erreichen, ist umstritten. Verletzlichkeit der Haut, Purpura, Augenkomplikationen (Katarakt, Glaukom), Osteoporose sowie andere systemische Effekte sind möglich. Unter höheren Dosen sind Einzelfälle von Cushing-Syndrom aufgetreten.
Kontraindikationen : Keine absoluten Kontraindikationen bekannt.
Interaktionen : Es liegen keine Daten vor, wonach Budenosid Zytochrom-Isoenzyme hemmen oder induzieren würde. Dagegen kann die systemische Verfügbarkeit (und die entsprechenden Steroidwirkungen) von Budenosid durch CYP3A4-Hemmer erhöht werden. Dies ist insbesondere für Itraconazol dokumentiert
Risikogruppen
Schwangere : Im Tierversuch wurden fetale Schäden beobachtet. Bei guter Indikation (Asthma!) ist die inhalative Anwendung in der Schwangerschaft jedoch zu verantworten.
Stillende : Wird vermutlich mit der Muttermilch ausgeschieden: besser vermeiden oder abstillen.
Kinder : Zurückhaltend individuell dosieren (analog Erwachsenendosis). Zur oralen Anwendung bei Morbus Crohn sind nur wenig Daten vorhanden.
Ältere : Keine speziellen Vorsichtsmaßnahmen notwendig.
Menschen mit Niereninsuffizienz: Keine Dosisreduktion notwendig.
Menschen mit Leberinsuffizienz: Bei Morbus Crohn und eingeschränkter Leberfunktion erscheint eine Dosisreduktion sinnvoll. Inhalativ verabreicht: keine Dosisreduktion notwendig.
Hinweise
Der Übergang von oraler Steroidbehandlung zur inhalativen Therapie muss mit großer Vorsicht erfolgen, da die Nebennierenrinden-Funktion auch nach Monaten noch nicht völlig normalisiert ist.
Alternativen : Zur inhalativen Asthmatherapie stehen weitere Steroide zur Verfügung (Beclometason, Ciclesonid, Fluticason). Daneben sind die Betamimetika und eventuell auch Leukotrienantagonisten sowie orale Steroide zu berücksichtigen.
Erhältlichkeit : Pulverinhalatoren mit 100, 200 und 400 µg/Dosis; Inhalationslösung (Suspension) zu 125, 250 und 500 µg/ml; Wässriges Pump-Nasenspray zu 32, 50 und 64 µg/Dosis; Magensaftresistente Kapseln und Retardkapseln zu 3 mg; Retardtabletten und magensaftresistente Pellets (9 mg/Dosis); Schmelztabletten zu 1 mg; Einlauf-Kit mit Tabletten und Lösungsmittel (2 mg/100 ml); Rektalschaum (2 mg/Dosis).
Kommentar des Autors
von Dr. med. Etzel Gysling, Facharzt für Allgemeine Innere Medizin
Budesonid ist ein gut dokumentiertes und vielseitig einsetzbares Kortikosteroid. Der Nutzen inhalativer Kortikosteroide bei chronisch-obstruktiver Lungenkrankheit ist jedoch noch nicht eindeutig festgelegt. Auch ist zu beachten, dass die inhalative Therapie nicht ganz frei ist von Problemen und entsprechend vorsichtig dosiert werden soll.
Bei entzündlichen Darmkrankheiten kann es schwierig sein, die Steroide abzusetzen, ohne dass es zu einem Rückfall kommt.
Das sagt der Hausarzt
von Dr. med Joachim Fessler, Facharzt für Allgemeinmedizin
Budesonid ist ein schon lang bekannter und bewährter Arzneistoff. Schon meine gesamte Zeit als Arzt beschäftigt mich folgende Frage: Einerseits wird einige Minuten vor Anwendung des inhalativen Kortikoids der zusätzliche Gebrauch eines Beta-2-Sympathomimetikums empfohlen, um durch eine Bronchodilatation eine bessere Ventilation zu erreichen. Andererseits gibt es zahlreiche Fixkombinationen, die angeblich eine bessere Adhärenz bewirken.
ch kenne hierzu keine Studie, habe aber in meiner Praxis beobachtet, dass Asthmatiker bei einer Art “Applikations-Zeremonie” mit getrennter Gabe der Wirkstoffe besser ansprechen. Zudem hilft ein anschließendes gezieltes Spülen des Mundes. Daraus lässt sich schließen: Asthma hat auch eine psychosomatische Komponente, die durch die Fixkombination nicht angesprochen wird.
Hinweis: Originalbeitrag aus Gysling E, 100 wichtige Medikamente. Infomed Verlag, 2020.
Buch-Tipp: Etzel Gysling (Hrsg.), 100 wichtige Medikamente. Eine pharma-kritik-Publikation Infomed-Verlag, 2020; ISBN 978-3-95-206247-0; Preis: 58 Euro