Digitale GesundheitSuchtfalle Internet: Stellschrauben, an denen Eltern drehen können

Maximal eine Stunde Internet am Tag – so lautet oft der Versuch der Eltern, ihre Kinder vor zu viel digitalem Konsum zu schützen. Reine zeitliche Begrenzungen sind nicht sinnvoll, meint Dr. Isabel Brandhorst, die auf mögliche Stellschrauben aufmerksam macht.

Aus der Tasche stibitzt? Die bunten Farben ziehen schon die Kleinsten an.

Berlin. Stundenlang am Laptop sitzen und dann auch noch mit dem Smartphone am Essenstisch… – Eltern machen sich oft große Sorgen, dass ihre Kinder in die digitale Sucht rutschen könnten oder vielleicht gar schon süchtig sind.

Es ist nicht hilfreich, wenn Eltern panisch werden, meint Dr. Isabel Brandhorst, Leiterin der Forschungsgruppe Internetbezogene Störungen und Computerspielsucht am Universitätsklinikum Tübingen. Schließlich, betont die psychologische Psychotherapeutin bei dem „Tag der digitalen Gesundheit“ am 20.1. , bereichere das Internet das Leben und sei oft auch sehr nützlich.

Der elterliche Einfluss, sagt Brandhorst, ist ab einem gewissen Alter nur noch begrenzt. Das müssen sich Eltern auch bewusst machen. Grundsätzlich, sagt die Expertin, haben Eltern Rädchen zur Verfügung, an denen sie drehen können. Das ist das Kommunikationsverhalten, die Eltern-Kind-Beziehung, die Vorbildfunktion und das Erzieherverhalten.

Auf Gefahren im Netz aufmerksam machen

Viele Eltern versuchen es oft, die Internetnutzung ihrer Kinder auf eine bestimmte Zeit pro Tag zu begrenzen. Das hält Brandhorst für wenig sinnvoll. Schließlich sind es auch die Inhalte, die eine wichtige Rolle bei einem gesunden Konsum eine Rolle spielen. Und die Verlockungen im Internet sind groß – die Angebote sind in der Regel so gestaltet, dass „wir sie länger nutzen, als es eigentlich geplant war“.

Statt Verboten plädiert Brandhorst dafür, dass Eltern versuchen sollten, in den Dialog mit ihren Kindern zu gehen, echtes Interesse zu zeigen und zum Beispiel zu fragen: Wie funktioniert das Spiel? Was macht Dir daran besonderen Spaß? Mit Ablehnung sollten Eltern dabei sparsam umgehen. Auch wäre wichtig zu wissen: ist das Spiel, dass das Kind spielt, für sein Alter freigegeben?

Bei passender Gelegenheit wäre es auch wichtig, verschiedenes anzusprechen, wie: Was kann im Netz passieren? Auch darauf aufmerksam zu machen, dass es leider sehr unschöne Dinge gibt wie Pornographie, Gewalt, unerwünschte Kontaktaufnahmen etc., unterstützt, dass sich das Kind wappnen kann. Wichtig dabei wäre es, meint Brandhorst, dem auch Kind zu vermitteln, dass es ein kompetentes Gegenüber hat, an den es sich wenden kann, wenn zum Beispiel etwas komisch ist.

Freizeitgestaltung der Eltern vorhanden?

Eine reine Begrenzung auf Bildschirmzeiten, so die Expertin, ist jedenfalls wenig effektiv. Auch Verbote fruchten oft wenig, im Gegenteil – das Interesse an den verbotenen Früchten könnte dadurch einen Booster erhalten.

Die Vorbildfunktion wird häufig missinterpretiert. Vorbild heißt nicht, dass Eltern zum Beispiel auch nur so und so lange vor dem Laptop sitzen. Bei dem Rat an die Kinder, sich doch mal mit Freunden zu treffen, ins Sportstudio oder Schwimmbad zu gehen, mehr mit dem Rad zu fahren, heißt es auch, sich selbst zu hinterfragen, meint Brandhorst. [habox:ad] Wenn Mutter oder Vater nur arbeiten gehen, den Haushalt stemmen und dann ab aufs Sofa zum Fernsehen, ist es schwierig, bei den Plädoyers an die Kinder zur Freizeitgestaltung auf offene Ohren zu stoßen.

Mit Kindern wie mit einem Freund reden

Grundsätzlich sollte die Kommunikation in der Familie durch Respekt, Achtung und Liebe geprägt sein, rät Brandhorst. Mit Kindern, sagt sie, sollten die Eltern wie mit Freunden umgehen. Die würde man schließlich auch nicht maßregeln und sagen: Leg das Handy sofort weg, sonst nehme ich es Dir weg.

Aber wann wissen Eltern, ob ihr Kind schon süchtig ist? Die Grenzen zwischen einer „normalen Nutzung“, „exzessiver Nutzung“ oder sind fließend, meint Brandhorst. Mediennutzung wird dann problematisch, wenn sich das Leben nur noch um das Internet dreht, wenn andere Aktivitäten uninteressant werden, Schule oder andere Verpflichtungen vernachlässigt werden und psychosoziale Probleme entstehen.

Wenn Eltern den starken Verdacht haben, dass es bei ihrem Kind problematisch ist, sollten sie sich an eine Beratungsstelle wenden, rät Brandhorst.

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