DEGAM-LeitlinieIndividuelle Beratung spart Antibiotika

Viele Patienten mit Halsschmerzen oder Husten kommen mit der Erwartung in die Praxis, diese mit einem Rezept für ein Antibiotikum wieder zu verlassen. Die DEGAM-Leitlinie zum Schutz vor Über- und Unterversorgung rät in solchen Fällen dazu, den Patienten über die geringe Wirksamkeit und die Nachteile der Therapie aufzuklären.

Halsschmerzen sind ein häufiger Anlass, den Hausarzt aufzusuchen. Viele Patienten kommen mit der Erwartung, ein Medikament, oft ein Antibiotikum, verschrieben zu bekommen. Laut neuer DEGAM-Leitlinie sollte der Hausarzt dem Patienten erklären, dass Halsschmerzen in den meisten Fällen durch Viren verursacht werden und Antibiotika nicht helfen. Im Mittel dauert eine “unkomplizierte Pharyngitis” ohne Behandlung etwa 3,5 bis 5 Tage.

Das Fieber klingt in der Regel nach 2 bis 3 Tagen ab. Antibiotika sind aus mehreren Gründen nicht sinnvoll: Erstens ist es nicht möglich, eindeutig zwischen bakteriellen und viralen Halsentzündungen zu unterscheiden und zweitens wirken Antibiotika auch bei bakteriellen Halsentzündungen nur mäßig, bergen aber das Risiko von möglicherweise erheblichen Nebenwirkungen und das Risiko, dass sich resistente Keime entwickeln, die bedrohliche Lungenentzündungen oder Meningitis verursachen können.

Selbst bei klinischen Zeichen einer Pharyngitis mit Gruppe-A-Streptokokken verkürzen Antibiotika die Dauer der Halsschmerzen nur um ungefähr 1 bis 1,5 Tage.

Antibiotika mit Bedacht einsetzen

Der Hausarzt sollte dem hilfesuchenden Patienten seine Einschätzung und Prognose erläutern, denn eine klinische Studie konnte zeigen, dass eine antibiotisch behandelte Gruppe-A-Streptokokken-Pharyngitis schneller zurückgeht, wenn die Konsultation Informationen zur Prognose beinhaltet. Grundsätzlich ist das Risiko für eine Pharyngitis mit Gruppe-A-Streptokokken in Deutschland sehr niedrig, trotzdem erwarten die Patienten häufig, dass ein Antibiotikum zu schnellerer Heilung führt. Der Hausarzt kann hier durch individuelle Beratung auch über den spontanen Krankheitsverlauf die Überversorgung mit Antibiotika verhindern.

Ebenso wie bei Halsschmerzen haben Patienten auch bei Husten häufig die Erwartung, ein Antibiotikum verschrieben zu bekommen. Bei unkomplizierter akuter Bronchitis ist jedoch außer allgemeinen medikamentösen und nicht medikamentösen Maßnahmen eine weitere Therapie nicht notwendig. Antibiotika lindern auch hier kaum die Symptome, bergen aber die üblichen Risiken der Resistenzentwicklung.

Nutzen sorgfältig abwägen

Bei alten Patienten, Patienten mit schweren kardialen oder respiratorischen Erkrankungen oder Immundefekten kann hingegen erwogen werden, ein Antibiotikum zu verabreichen. Jedoch sollte es auch bei diesen Patienten nicht routinemäßig eingesetzt sondern der Nutzen sorgfältig abgewogen werden. Grundsätzlich sollen alle Patienten mit Husten daraufhin befragt werden, ob sie rauchen und der Status soll regelmäßig dokumentiert werden.

Besteht Verdacht auf Pneumonie, wird eine Antibiose gemäß den Therapieempfehlungen durchgeführt. Leidet der Patient nicht unter Asthma aber unter bronchialer Obstruktion können Beta-Sympathomimetika für ein bis zwei Wochen den Husten lindern, persistieren die Symptome, sollte eine Asthmadiagnostik durchgeführt werden.

Fazit

Die DEGAM ist der Meinung, dass eine Überversorgung mit Antibiotika auch bei Husten vermieden werden kann, wenn den Patienten der Krankheitsverlauf erläutert und sie individuell beraten werden. Hier können die DEGAM-Patienteninformation “Was hilft bei Erkältungshusten?” und die Information des IQWIG “Akute Bronchitis” unterstützen.

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