KongressberichtWas unsicher macht, stört den Schlaf

Was den Schlaf raubt, sind in erster Linie private Probleme, weiß Prof. Dr. Dieter Riemann, diesjähriger Tagungspräsident der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Schlafmedizin. Was sich sehr schädlich auf die Psyche auswirkt, denn schlechter Schlaf ist ein Risikofaktor für die psychische Gesundheit.

Insomnie führt zu einem dreifach erhöhten Risiko für Depressionen.

Schlaflos in Depression und Angst

Laut Prof. Dr. Annemieke van Straten, Psychologin und Leiterin der Abteilung Klinische Psychologie, Universität Amsterdam, leiden vierzig Prozent der Menschen mit Insomnien unter Depressionen und Angststörungen. Hintergrund dieser starken Korrelation ist, dass Schlafstörungen eine emotionale Dysregulation auslösen, welche die mentale Gesundheit gefährdet.

Es ist erwiesen, “dass Insomnie zu einem dreifach erhöhten Risiko für Depressionen führt”, so Prof. van Straten. “Sie wird daher als psychopathologischer Risikofaktor gewertet”. Mit diesem Wissen lässt sich laut Prof. Riemann präventiv handeln. Nämlich die frühe Behandlung von Insomnie zur psychischen Prävention einsetzen: “Damit hätten wir einen völlig neuen Ansatz, psychisches Leid zu verhindern”.

Mit Stepped-Care zur besseren Versorgung

An die zehn Prozent der Bundesbürger, mithin rund acht Millionen, haben eine behandlungsbedürfte Insomnie: Ein- und/oder Durchschlafstörungen, die nicht organisch bedingt sind. Gemäß Leitlinien und nationalen wie internationalen Fachverbänden sollte hier die kognitive Verhaltenstherapie für Insomnie (KVT-I) als kausales Behandlungsverfahren der ersten Wahl eingesetzt werden.

“Die Betroffenen bekommen Verhaltensweisen an die Hand, durch die sie wieder Vertrauen in den eigenen Schlaf bekommen”, so PD Dr. Tatjana Crönlein vom Schlafmedizinischen Zentrum Regensburg. Damit lässt sich die hohe Chronifizierungsneigung von Insomnien, deren Begleiterkrankungen sowie das erhöhte Risiko für Arbeits- und Verkehrsunfälle reduzieren. Die Wirksamkeit verhaltenstherapeutischer Methoden ist wissenschaftlich eindeutig belegt. Ebenso wie deren Vorteile gegenüber Schlafmitteln, die bekanntlich keine kausale Therapie sind.

Versorgungsrealität sieht anders aus

Die Versorgungsrealität sieht jedoch laut Prof. Dr. Kai Spiegelhalder, DGSM-Präsident 2021 und stellvertretender Abteilungsleiter Psychophysiologie und Schlafmedizin am Universitätsklinikum Freiburg, leider anders aus: “Gerade einmal ein Prozent der Betroffenen wird verhaltenstherapeutisch behandelt, wie unter anderem Krankenkassendaten belegen”.

Um diesem Missstand zu begegnen, wurden gestufte Behandlungsmodelle, sogenannte Stepped-Care-Programme entwickelt. Sie basieren in der ersten Stufe auf evidenzbasierten selbstwirksamen Techniken wie Onlineprogrammen, Selbsthilfebüchern, Lehrvideos und Selbsthilfegruppen.

Wer davon nicht profitiert, wird in der zweiten Stufe Gruppenangeboten von geschultem medizinischem Fachpersonal zugeführt. Erst auf einer dritten Behandlungsstufe kommen Psychotherapeuten mit Gruppen- und Einzelangeboten auf den Behandlungsplan. Allen Patienten, die von den zuvor genannten Behandlungsstufen nicht profitieren, muss dann eine Behandlung in einem schlafmedizinischen Zentrum angeboten werden.

Hausärzten kommt in diesen gestuften Modellen eine enorme Verantwortung zu: Sie führen als Lotsen durch die Programme und haben neben der Behandlungs- auch eine Steuerungsfunktion. Ihre diagnostischen und therapeutischen Leistungen bedürfen entsprechend einer adäquaten Honorierung und Zertifizierung. Vor diesem Hintergrund bietet die DGSM ab 2022 einen Fortbildungskurs für Hausärzte zur Erlangung des DGSM-Zertifikates “Schlafmedizinische Primärversorgung” an.

Hartnäckige Irrtümer über den Schlaf

Der Mensch braucht acht Stunden Schlaf! Stimmt nicht. Denn jeder hat ein individuelles Schlafbedürfnis. Wenn man sich an dieser überholten “Ziellinie” misst, kann man laut Prof. Riemann “schon mal eine eingebildete Schlafstörung entwickeln”.

Auch die Ansicht, der Schlaf vor Mitternacht sei der gesündeste, ist falsch. “Wir wissen, dass es Früh- und Abendtypen gibt und wer um eins ins Bett geht, hat seinen Tiefschlaf eben danach”, so Prof. Riemann.

Quelle: 29. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Schlafmedizin

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