Düsseldorf. Seit dem 21. Februar ist die Einreise nach Australien für vollständig geimpfte und zusätzlich negativ getestete Urlauber wieder ohne Quarantäne möglich. Das sollte jedoch nicht den Blick darauf verstellen, dass es neben SARS-CoV-2 noch andere Krankheitserreger gibt, erinnert das CRM Centrum für Reisemedizin.
Denn aktuell werden Fälle von Japanischer Enzephalitis (JE) aus Gebieten Australiens gemeldet, in denen JE-Viren bislang nicht endemisch waren. Reisende sollten daher je nach Art und Dauer des Aufenthalts auch eine Impfung in Betracht ziehen.
Bislang galt das JE-Virus als rein asiatischer Krankheitserreger – auf australischem Territorium umfasste das Endemiegebiet lediglich die Inseln der Torres-Straße an der Nordspitze von Queensland.
Zwei Personen gestorben
“Seit Anfang März dieses Jahres wurden jedoch bereits aus vier australischen Bundesstaaten JE-Fälle gemeldet”, berichtet Professor Tomas Jelinek, wissenschaftlicher Leiter des CRM, in einer Mitteilung des Centrums.
In Victoria sind laut Jelinek bisher sieben Menschen erkrankt, in New South Wales und in South Australia jeweils sechs Personen und in Queensland habe es einen Erkrankungsfall gegeben. In Victoria und New South Wales sei je eine Person gestorben.
Eine von 250 symptomatischen Infektionen verläuft schwer
Die meisten Infektionen mit dem JE-Virus bleiben entweder unbemerkt oder verlaufen mild mit lediglich grippeähnlichen Symptomen. “Ungefähr eine von 250 symptomatischen Infektionen nimmt jedoch einen schwereren Verlauf”, so der Reisemediziner.
Dieser sei durch hohes Fieber und eine Enzephalitis gekennzeichnet, die sich mit Nackensteifigkeit, Krampfanfällen, Lähmungen und Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma äußere. “Bis zu 30 Prozent dieser schwer betroffenen Patienten sterben, weitere 30 bis 50 Prozent tragen bleibende neurologische Schäden davon. Eine wirksame Behandlung gibt es nicht”.
Weiterer Anstieg des JE-Übertragungsrisikos erwartet
Das Reservoir des JE-Virus sind hauptsächlich Wasservögel und Schweine. Als besonders hoch gilt das Infektionsrisiko daher in ländlichen Gebieten mit Schweinefarmen oder Reisanbau. “Auch in den nun betroffenen australischen Bundesstaaten wurde das Virus zunächst in Schweinefarmen nachgewiesen, bevor die ersten Fälle bei Menschen auftraten”, berichtet Jelinek.
Die Übertragung des Virus erfolgt nicht direkt vom Tier auf den Menschen oder von Mensch zu Mensch, sondern über Mücken. Durch die schweren Unwetter und Überflutungen der vergangenen Wochen (besonders in den Bundesstaaten New South Wales und Queensland) müsse mit einer Zunahme der Mückenpopulation und einem weiteren Anstieg des JE-Übertragungsrisikos gerechnet werden.
Wann ist die Impfung sinnvoll?
Seit 2009 ist in Europa auch ein Impfstoff gegen die Japanische Enzephalitis zugelassen, der gut verträglich ist und bereits ab einem Alter von zwei Jahren verabreicht werden kann, erinnert das CRM.
“Eine Impfung ist besonders dann sinnvoll, wenn ein mehrwöchiger Aufenthalt in einem Endemiegebiet oder Outdoor-Aktivitäten in ländlichen Regionen geplant sind”, empfiehlt der Reisemediziner. Auch bei kürzeren Aufenthalten sei zu einer Impfung zu raten, wenn bestimmte Risikofaktoren vorlägen. Dazu zählten etwa ein Alter über 50 Jahre, chronische Erkrankungen oder eine Schwäche der Immunabwehr.
red