Corona-Antikörpertests MDS kritisiert mangelnde Aufklärung

COVID-19-Antikörpertests sind vor allem hinsichtlich falsch positiver Ergebnisse kritisch zu sehen, dennoch bieten einige Praxen sie als Selbstzahlerleistung an. Die Beratung der Patienten sei jedoch oft lückenhaft, kritisiert der MDS. Eine Patienteninfo von "Der Hausarzt" klärt über die Tests auf.

Beim Umgang mit COVID-19-Antikörpertests gibt es laut MDS Verbesserungspotenzial.

Berlin/Essen. Laut dem Medizinischen Dienst des GKV-Spitzenverbandes (MDS) gibt es beim Umgang mit COVID-19-Antikörpertests Verbesserungspotenzial. Das wurde bei der Vorstellung des IGeL-Reports 2020 am Dienstag (25.8.) deutlich. Das Problem: Einerseits bieten viele Praxen den Antikörpertest an. Andererseits werden Patienten dann aber mit der Interpretation der Ergebnisse allein gelassen und nicht über die Risiken, etwa von häufig vorkommenden falsch positiven Befunden, aufgeklärt, ergab eine Befragung.

Ergänzend zum IGeL-Report hatte der MDS im Juli eine Versichertenbefragung zu den Corona-Antikörpertests beauftragt und eine stichprobenartige Recherche bei 50 Arztpraxen durchgeführt.

Zum Teil auch Schnelltests angeboten

In der stichprobenartigen Recherche von 50 ärztlichen Praxen war das Team des IGeL-Monitors der Frage nachgegangen, welche Antikörpertests Praxen anbieten und ob sie als IGeL verkauft werden. Der IGeL-Monitor ist eine Einrichtung des MDS, der IGeL evidenzbasiert bewertet.

Den Ergebnissen dieser Recherche zufolge boten über die Hälfte der Praxen auf ihren Webseiten COVID-19-Antikörpertests an. Vier der 50 Praxen offerierten solche Tests nur mit Einschränkungen und zwei lehnten diese Tests explizit ab. Meist seien Labortests angeboten worden, zum Teil aber auch Schnelltests, von denen WHO, Robert Koch-Institut und DEGAM abraten.

Initiative ging von Ärzten und Patienten aus

Bei der Versichertenbefragung gaben laut MDS sechs Prozent der über 6.800 Teilnehmer an, bereits einen COVID-19-Antikörpertest angeboten bekommen zu haben oder selbst danach gefragt zu haben. Die Initiative sei jeweils zur Hälfte vom Patienten oder vom Arzt ausgegangen.

Am häufigsten hätten Patienten danach gefragt, wenn sie Wochen oder Monate vor dem Test Symptome hatten. Andererseits hätten 54 Prozent der Befragten berichtet, dass sie den Antikörpertest angeboten bekamen, obwohl sie keinerlei Symptome hatten. 218 Versicherte hätten den Antikörpertest machen lassen.

Motivation für Antikörpertest

Die Versicherten wurden auch zur Motivation für den COVID-19-Antikörpertest befragt. Demnach stand der Wunsch im Vordergrund, abklären zu lassen, ob man die Erkrankung bereits hatte und eine Immunität vorliegt. Andere hatten mit dem Test die Hoffnung auf mehr Bewegungsfreiheit verbunden.

Dr. Michaela Eikermann, Leiterin des Bereichs “Evidenzbasierte Medizin” des MDS, betonte in diesem Zusammenhang, dass es noch keine sicheren Erkenntnisse dazu gebe, ob und wie lange eine Immunität nach einer Infektion anhält.

Tests kritisch zu sehen

Das wissenschaftliche Team des IGeL-Monitors war nach Durchsicht von 37 Studien, sieben Übersichtsarbeiten und etlichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu dem Schluss gekommen, dass die Tests vor allem hinsichtlich falsch positiver Ergebnisse kritisch zu sehen sind.

Obwohl es hinreichende Daten zu Antikörpertests auf COVID-19 gebe, ließen sich nur wenige Rückschlüsse auf die Zuverlässigkeit dieser Tests ziehen, die meisten Studien würden erhebliche qualitative Mängel aufweisen.

Mangelhafte Information zu Testergebnis

Bei der Interpretation der Testresultate wurden die Patienten den Ergebnissen der Versichertenbefragung zufolge häufig alleine gelassen.

Über einem Viertel der Getesteten wurde laut MDS nicht erklärt, wie sich ein positiver Test auf die Immunität auswirkt. Mehr als ein Drittel der Versicherten, die einen COVID-19-Antikörpertest gemacht haben, hätten keine Information darüber erhalten, dass die Tests mit Unsicherheiten verbunden sind. Knapp die Hälfte der Befragten sei nicht darüber aufgeklärt worden, dass falsch positive Ergebnisse häufig möglich sind.

Trügerische Sicherheit

“Besonders falsch positive Ergebnisse bergen aber die Gefahr, dass sich Menschen in trügerischer Sicherheit wiegen”, so Eikermann. “Sie denken COVID-19 kann ihnen nichts mehr anhaben und nehmen deshalb die Abstands- und Hygieneregeln möglicherweise nicht mehr ernst.” Dadurch könnten sie sich und andere gefährden.“

Der MDS appelliert daher an die Ärzte, die Versicherten über mögliche Gefahren und Risiken aufzuklären und sie so zu informieren, dass sie in der Lage sind, ihre Testergebnisse richtig einzuordnen.

Quelle: 1. Pressekonferenz IGeL-Monitor am 25.08.2020, 2. Pressemitteilungen des MDS vom 25.08.2020

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