GeriatrieDreidimensionales Pflege-Assessment-Instrument

Bei der derzeitigen Lebenszeitprävalenz müssen etwa die Hälfte der Männer und zwei Drittel der Frauen damit rechnen, im Verlauf ihres Lebens pflegebedürftig zu werden. Da die Zahl Älterer stetig steigt, gewinnen Pflege-Assessment-Instrumente (PAI) an Bedeutung.

Wenngleich bereits geriatrische Assessments existieren, liegt die Besonderheit des vorliegenden Instruments darin, auf drei Dimensionen (physisch, psychisch und sozial) zu fokussieren. Primär ist dabei die detaillierte Überprüfung der Mobilität der Patient*innen. Ausgehend vom ermittelten Mobilitätsstatus werden in einem zweiten Schritt psychosoziale Aspekte erfasst, von denen die meisten direkt oder indirekt mit dem Mobilitätsstatus assoziiert sind.

Das im Rahmen eines gemeinsamen Projekts des Gesundheitswissenschaftlichen Instituts Nordost (GeWINO) der AOK Nordost und des Instituts für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft der Charité – Universitätsmedizin Berlin entwickelte Assessment-Instrument für die hausärztliche Versorgungspraxis verfolgt das Ziel, Risiken im Vorfeld einer Pflegebedürftigkeit zu erkennen und einzuschätzen. Dadurch sollen im Rahmen der ärztlichen Konsultation gezielte Beratungen und ggf. geeignete Maßnahmen unterstützt werden.

Datengrundlage

Für die Entwicklung des Assessments wurden Daten der “Berliner Initiative Studie” (BIS; n=1.699; eine prospektive, populationsbasierte Kohorte über 70-Jähriger) sowie Sekundärdaten von AOK-Nordost-Versicherten zur Verknüpfung mit Pflegestufen genutzt. Im Rahmen der Sekundärdatenanalyse der AOK-Nordost (Bundesländer Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern) wurden Versicherte mit und ohne Eintritt in Pflegebedürftigkeit hinsichtlich gesundheitsbezogener Merkmale im Jahr 2016 verglichen. Die Kohorte der BIS setzt sich ebenfalls aus AOK-Nordost-Versicherten zusammen, allerdings begrenzt auf den Wohnort Berlin. Die Resultate zeigen typische Risikokonstellationen, bei denen Pflegebedürftigkeit signifikant häufiger eintritt. Im Ergebnis zeigt insbesondere Mobilität einen hoch signifikanten Einfluss auf das Pflegerisiko. Mobilität und Mobilitätseinschränkungen haben Auswirkungen auf die physische, psychische und soziale Lebenswelt der Patient*innen. In der physischen Dimension können beispielsweise Schmerzzustände auftreten und die Aktivitäten des täglichen Lebens erschweren. Im psychosozialen Bereich können kognitive Störungen oder psychische Problemlagen die soziale Teil- habe reduzieren. Weiterhin kann das Bewusstsein der eigenen zunehmenden Vulnerabilität psychische Leiden wie Ängste und Depressionen auslösen.

Durchführung

Das vorliegende Assessment-Instrument ist in der Basisdurchführung etwas zeitintensiver als andere Assessments, dabei bei der Mehrzahl der erfragten Items so detailliert, dass kaum weitere Nachfragen nötig sind. Dementsprechend unterscheiden sich die Zeitaufwände der verschiedenen Instrumente in der Praxis voraussichtlich unwesentlich. Um dies zu überprüfen, wird in der Zukunft eine Machbarkeitsstudie angestrebt, in der interessierte Hausärzt*innen die Handhab- und Integrierbarkeit im Praxisalltag testen.

Durch Anwendung des Assessment-Instruments in der hausärztlichen Praxis können mögliche Risiken frühzeitig erkannt und mit den Patient*innen in strukturierter Weise thematisiert werden. Das vorliegende PAI ist soweit standardisiert, dass es in Praxisroutinen ohne größeren Aufwand integriert werden kann. Der Testung sollte sich direkt eine Einschätzung der Ergebnisse durch die Ärzt*innen anschließen, verbunden mit der erforderlichen Beratung der Patient*innen. Da die Praktikabilität für die unproblematische Integration in den Versorgungsalltag einer hausärztlichen Praxis von großer Bedeutung ist, wird das Assessment als Faltblatt produziert und stets mit einer Handreichung mit detaillierter Beschreibung zur Unterstützung bei der Ermittlung eines Pflegerisiko- Scores ausgehändigt (s. Download-Link). Der Score gibt Auskunft über die vorliegende Risikoausprägung bei den Patient*innen und den daraus resultierenden Beratungsbedarf.

Interessenkonflikt: Der korrespondierende Autor gibt für sich und seine Koautor*innen an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Quelle: Blüher et al. (2017): Der Zustand Pflegebedürftigkeit und seine Einflussfaktoren im hohen Lebensalter. S. 3-9. In: Pflege-Report, 2017: Schwerpunkt: Die Versorgung der Pflegebedürftigen, Schattauer GmbH, Stuttgart.

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