Serie: Teil 1Für wen Vernebler sinnvoll sind

Nicht alle Patienten kommen mit herkömmlichen Inhaliergeräten zurecht. Mit einem Vernebler ist die Inhalation leichter durchzuführen. Lesen Sie, wann Sie an die Verordnung eines Verneblers denken sollten.

Fehlerquote bei der Anwendung von Inhaliergeräten: 30% bis 80%

Bei akuten und chronischen Atemwegserkrankungen ist die Inhalationstherapie wegen ihrer großen Vor- und nur geringen Nachteile der Goldstandard (Tab. 1).

Grundsätzlich können alle Patienten mit einem der vorgefertigten Inhaliergeräte zurechtkommen. Deren Vorteile bestehen eindeutig in der geringen Größe, so dass sie leicht mitgenommen werden können, und in der kurzen Inhalationszeit von nur wenigen Sekunden. Elektrische Inhaliergeräte (Vernebler) werden seltener benötigt. Sie haben aber ihre speziellen Indikationen, die sie unverzichtbar machen.

Aus zahlreichen Studien wissen wir, dass Patienten mit einem der vorgefertigten Inhaliergeräte zu 30 bis 80 Prozent entscheidende Fehler bei der Inhalation begehen und damit den Erfolg der Inhalation in Frage stellen. Und wenn nicht korrekt inhaliert wird, kann eben auch nur wenig oder nichts ankommen.

Die Auswahl des richtigen Inhaliergerätes und eine korrekte Einweisung in die Inhalationstechnik sind somit unerlässlich. Aber selbst nach erfolgter Einweisung begehen 30 Prozent der Patienten bereits drei Tage danach wieder entscheidende Fehler. Deswegen sind regelmäßige Kontrollen und eine eventuelle Korrektur der Inhalationstechnik ein MUSS.

Wie jedes Inhalationsgerät haben auch Vernebler ihre Vor- und Nachteile (Tab. 2). Der größte Vorteil der Vernebler ist sicherlich, dass der Inhalationsvorgang unkompliziert ist und eine gute bronchiale Deposition des Inhalats fast schon garantiert werden kann.

Mögliche Indikationen

Indiziert sind Vernebler in folgenden “speziellen” Fällen:

▶Wenn ein Patient beim besten Willen nicht mit einem der vorgefertigten Geräte zurechtkommen kann: Zu denken ist in erster Linie an kleine Kinder oder alte Leute mit Asthma, COPD oder anderen Atemwegserkrankungen.

▶Wenn pflegebedürftige Patienten, auch beatmungspflichtige, inhalieren sollen, die dazu erforderlichen Handhabungen aber selbst nicht mehr durchführen können: In diesen Fällen kann die Bedienung durch eine Hilfsperson vorgenommen werden, die beim Einatmen den Inhalationsvorgang für den Patienten auslöst.

▶Wenn spezielle Lösungen inhaliert werden sollen, für die es keine fertigen Präparate gibt, z. B. Antibiotikalösungen bei Mukoviszidose oder Bronchiektasen etc.

▶Wenn Kochsalzlösung inhaliert werden soll bei trockener Bronchitis und/oder Heiserkeit mit quälendem Hustenreiz oder einer “schmerzenden” Schleimhaut (Wundgefühl): Die akute Entzündung hat hier zum Erliegen der Schleimproduktion geführt und jeder vor allem durch den offenen Mund inhalierte Atemzug trifft auf eine gereizte Schleimhaut und trocknet diese sogar noch aus. Durch die Inhalation wird die Schleimhaut angefeuchtet und die Beschwerden werden gelindert. Da der Effekt nur kurze Zeit anhält, kann dem Patienten geraten werden, nicht dreimal pro Tag bis zu zehn Minuten, sondern einige Atemzüge in kurzen zeitlichen Abständen zu inhalieren, um den Effekt aufzufrischen. Für diese Möglichkeit kann Menschen, die auf das gute Funktionieren ihrer Stimme angewiesen sind, z.B. Sängern, der Erwerb eines Verneblers empfohlen werden.

▶Wenn Kochsalzlösung inhaliert werden soll bei starker Verschleimung: Patienten mit starker Verschleimung leiden darunter, dass der Schleim oft zäh ist und sich nur schwer expektorieren lässt. Physiotherapeutische Bemühungen zur Expektoration können durch die Inhalation unterstützt werden. Das inhalierte NaCl verdünnt den Schleim, löst ihn von der Schleimhaut und erleichtert die Expektoration. Handelt es sich zusätzlich um einen Patienten mit einer chronisch obstruktiven Atemwegserkrankung, kann auch gleichzeitig eine antiobstruktive Therapie durch Zusatz eines Betaagonisten oder Verordnung einer speziellen Lösung betrieben werden.

Eine eventuelle Obstruktion wird reduziert, die Abatmung (Entblähung) erleichtert und die Funktion der Zilien gesteigert. Diese Form der Schleimlösung ist sicher wirksamer als alle auf dem Markt angebotenen Sekretolytika. Durch Verwendung eines speziellen Vorsatzes kann gleichzeitig noch eine Intensivierung dieser Effekte erreicht werden. Der Vorsatz erzeugt beim Ausatmen einen oszillierenden positiven Ausatemdruck (OPEP), der zwei Effekte besitzt:

1. Der positive Druck durch den “Rückstau” beim Ausatmen gegen den geringen Widerstand weitet die Atemwege, erleichtert damit das Entlüften und lindert die Luftnot. Gleichzeitig schient er die Atemwege gegen die Kompression von außen beim Ausatmen und beugt einem Bronchialkollaps vor, was eine Entlüftung der Atemwege bei chronisch Kranken begünstigt (vergleichbar mit der Lippenbremse).

2. Das asynchrone “OPEP-Vibrieren” in den Atemwegen löst Schleim von der Bronchialwand und lindert den Hustenreiz.

 

Literatur beim Verfasser.

Mögliche Interessenkonflikte: Der Autor hat keine deklariert. Sämtliche Beratertätigkeiten liegen einige Jahre zurück.

Serie

Teil 2 erscheint in der nächsten Ausgabe von “Der Hausarzt” (16/2019) am 5.10.2019

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