Außergewöhnliches KunstprojektWie aus Pharmamüll Kunst wird

Blister werden zu Hochhäusern, Spritzen zu Laternen, und Tabletten formen farbenfrohe Pop-up-Blumen: Der Krefelder Kardiologe Dr. Dorian Recker hat ein außergewöhnliches Kunstprojekt angestoßen – und sensibilisiert mit "PharmART" Laien und Ärzte für die Folgen ihres (Verordnungs-)verhaltens.

„One more year“ von Dr. Dorian Recker.

Auf den ersten Blick ist es nur ein Teppich an Farben. Wild schlängeln sich die Regenbogen diagonal durchs Bild, bilden bunte Treppen, die Linien tanzen vor den Augen. Erst bei genauem Hinsehen zeigt sich: Die kleinen farbigen Rechtecke sind keinesfalls nur Kunstobjekte. Es sind Wochendosierer, sorgfältig gefüllt mit Tabletten.

“Alltagsbegegnungen regen die Fantasie an – und mein Alltag sind kranke Menschen, Therapien, Rezepte”, sagt Dr. Dorian Recker. Sein Kunstwerk “One more year” (siehe Foto oben) zeigt genau diesen Alltag: Die Tabletten bilden eine übliche Jahresmedikation eines 78-jährigen, männlichen Patienten ab.

Dabei ist das farbenfrohe Polypharmazie-Mahnmal nur eines von zahlreichen Werken, die der Krefelder Kardiologe gemeinsam mit dem befreundeten Fotografen Andreas Willems umgesetzt hat. Die Idee für die Zusammenarbeit entstand, als Reckers Frau, die Apothekerin ist, eines Abends mit einem Müllbeutel im Wert von mehreren hundert Euro nach Hause kam.

“Vielen Menschen ist weder klar, wie teuer manche Medikamente sind, noch, wie viel Pharmamüll Jahr für Jahr weggeschmissen wird – oft in Form noch nicht abgelaufener Arzneien.”

Filigrane Handarbeit

Recker kam die Idee, für diesen Baustein der Wegwerfgesellschaft zu sensibilisieren. “Mich haben die Blister fasziniert, sie sind einerseits so steril und kühl, und auf der anderen Seite gibt es eine solche Vielfalt an Farben und Kapselformen.” Recker, dessen Vater freischaffender Künstler war, lässt sich von genau dieser Ambivalenz inspirieren.

Wie er die Szenen kreiert, ist dabei ganz unterschiedlich. Meist handelt es sich um eine filigrane Arbeit: Mit der Pinzette setzt er Blister und Modellminiaturen zusammen, teils mit Baumaterialien. So sind die Kreuze im Werk “Friedhof” (siehe links) Fliesenkreuze.

“Da braucht man eine ruhige Hand”, sagt der niedergelassene Kardiologe. Nach dem Modellbau kommen Studiofotografie und Nachbearbeitung: Am Computer glättet Fotograf Andreas Willems Kanten und lässt Klebereste verschwinden. “One more year” hat den Designer in besonderem Maße gefordert: Für das Werk hat er jeden Dosierer einzeln fotografiert und die “Jahresübersicht” dann am PC zusammengesetzt.

Ein knappes Dutzend Werke ist so bereits entstanden. Es handelt sich um großformatige Fotografien, häufig im Format 120 x 80.

Dass sie einen Zeitgeist treffen, zeigt das große Interesse: Rund 100 Gäste waren bei der jüngsten Ausstellungseröffnung, Laien wie auch Kolleginnen und Kollegen. “Für Laien sind die Fakten hinter den Werken oft überraschend”, beobachtet Recker.

Von Regressen und Therapietreue

Mediziner hingegen kennen die Probleme fachübergreifend, meint er: Drohende Regresse, von Kassen bevorzugte Großpackungen, die wegen Unverträglichkeiten oder beendeter Therapie nicht aufgebraucht werden, mangelnde Therapietreue.

Für Recker sind all das Indizien einer Wegwerfgesellschaft, die es auch in der Klamottenindustrie oder Lebensmittelbranche zu beobachten gibt. “Die Frage ist doch aber: Können wir uns diesen Luxus der Verschwendung noch leisten?”

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