Die Häufigkeit mittelschwerer und schwerer Exazerbationen sowie ihre Bedeutung in der Versorgungssituation der Patienten zu erfassen, war laut Prof. Claus Franz Vogelmeier, Marburg, Ziel der Studie AvoidEx, in der die Daten von mehr als 250.000 Patienten mit einer COPD ausgewertet wurden. Die retrospektive Beobachtungsstudie hat dabei gezeigt, dass das Auftreten einer Exazerbation per se die Wahrscheinlichkeit für weitere Exazerbationen steigert und die Zeit bis zu deren Auftreten verkürzt.
„Exazerbationen in der Vorgeschichte erhöhen somit die künftige Exazerbations-Wahrscheinlichkeit“, betonte Vogelmeier. Erfassen lässt sich diese mittels des sogenannten MEP-Fragebogens (Monitoring Exazerbation Probability): Er umfasst fünf Fragen, die direkt vom Patienten in der Praxis zu beantworten sind.
Früherkennung und Vorbeugung per Telemedizin?
Die Bedeutung der COPD-Exazerbationen wird nach Prof. Klaus F. Rabe, Großhansdorf, aber oft noch deutlich unterschätzt. Zu bedenken ist nach den Worten des Pneumologen, dass sich die Lungenfunktion nach dem akuten Geschehen keineswegs vollständig erholt [3]. Es resultiert zudem eine mit 11% hohe Mortalität bei einer Krankenhauseinweisung aufgrund einer COPD [4].
Inwieweit sich durch telemedizinische Anwendungen Exazerbationen einer COPD frühzeitig erkennen lassen und eine Vorbeugung weiterer Ereignisse möglich ist, wird laut Rabe derzeit in dem Versorgungsprojekt TELEMENTOR COPD (TELEMEdizinisches moNiTORing für COPD-Patienten) untersucht. Bei der durch den Innovationsfond geförderten randomisierten Studie sollen 640 Patienten mit COPD teilnehmen und die Hälfte von ihnen soll über eine spezielle COPD-App Informationen zur Prävention mittels eines Körper- und Lungentrainings erhalten.
Über Telemessgeräte werden dann im häuslichen Umfeld relevante Vitalparameter und die Ergebnisse des COPD-Assessment-Tests erfasst. Anhand eines Ampelschemas zeigen die Ergebnisse das Exazerbationsrisiko an. Die Daten sollen täglich über eine digitale Datenplattform von COPD-Nurses gesichtet werden, wodurch die Notwendigkeit einer risikoadaptierten, frühzeitigen Intervention in den Fokus rückt. Je nach Dringlichkeit werden die Patienten dann entweder über Videochat kontaktiert oder unmittelbar an den behandelnden Pneumologen überwiesen, heißt es in der Projektbeschreibung.
Wie Rabe darlegte, soll das Projekt letztlich auch dazu beitragen, durch die frühzeitige Erkennung der drohenden Exazerbation und die entsprechende vorbeugende Intervention Klinikaufenthalte zu vermeiden und eine höhere Lebensqualität für die Betroffenen zu erreichen.
Literatur
- Wedzicha JA, Seemungal TA: Lancet 2007; 370(9589):786-796
- Vogelmeier CF et al: J Chron Obstruct Pulmon Dis 2021; 16:2407-2417
- Watz H et al: Respir Res 2018; 19(1):251
- Hartl S et al: Eur Respir J 2016;47(1):113-121
DE-41827/21