Berlin. Seit kurzem sind zwei Corona-Impfstoffe für Kinder zwischen 6 Monaten und 4 beziehungsweise 5 Jahren in der EU zugelassen: Die Vakzine von Biontech/Pfizer in der Kleinkinddosierung 3 µg und die Vakzine von Moderna in der Kleinkinddosierung 25 µg, wobei letztere bis auf Weiteres in Deutschland nicht verfügbar ist.
Beide Impfstoffe sind gegen das ursprüngliche Corona-Virus gerichtet, also nicht an die Omikron-Variante angepasst.
Impfindikation bei zehn Prozent
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung (vorzugsweise mit der Biontech/Pfizer-Vakzine) dabei nur für Frühgeborene, die das 2. Lebensjahr noch nicht vollendet haben und für Kinder mit folgenden Vorerkrankungen (das sind etwa zehn Prozent der Kinder in dieser Altersgruppe):
- Adipositas (> 97. Perzentile des BMI)
- angeborene oder erworbene Immundefizienz oder relevante Immunsuppression
- angeborene zyanotische Herzfehler und Einkammerherzen nach Fontan-Operation
- chronische Lungenerkrankungen mit einer anhaltenden Einschränkung der Lungenfunktion
- chronische Nierenerkrankungen
- chronische neurologische oder neuromuskuläre Erkrankungen
- schwere Herzinsuffizienz
- schwere pulmonale Hypertonie
- syndromale Erkrankungen mit schwerer Beeinträchtigung
- Trisomie 21
- Tumorerkrankungen und maligne hämatologische Erkrankungen
Der Biontech/Pfizer-Impfstoff wird bei Kleinkindern zur Grundimmunisierung in 3 Dosen im Abstand 0-3-8 Wochen verabreicht, der Moderna-Impfstoff in 2 Dosen im Abstand von 4 Wochen. Bei Kleinkindern, die bereits eine Corona-Infektion durchgemacht haben (PCR-Nachweis oder spezifische Serologie) empfiehlt die STIKO, die Impfserie um eine Dosis zu reduzieren (also zwei Impfstoffdosen Biontech/Pfizer bzw. eine Impfstoffdosis Moderna).
Begrenzte Datenlage für Kleinkindimpfung
„Wir haben Vertrauen in die Impfstoffe“, betonte STIKO-Mitglied Dr. Martin Terhardt bei einer Veranstaltung des Science Media Centers (SMC) anlässlich der neuen Impfempfehlungen. „Aber die Datenlage bei Kleinkindern ist noch sehr begrenzt.“
Aus den Zulassungsstudien wisse man, dass die Verträglichkeit der Impfstoffe bei Kleinkindern besser sei als in anderen Altersgruppen. Über mögliche sehr seltene Nebenwirkungen ließen sich aber noch keine Aussagen treffen, fügte STIKO- Vorsitzender Professor Thomas Mertens hinzu. „Deshalb gibt es aktuell keine allgemeine Impfempfehlung.“ Bei Kleinkindern mit Vorerkrankungen überwiege der Nutzen der Impfung dagegen klar die möglichen Risiken.
Zu der sehr seltenen Nebenwirkung einer Myokarditis, die nach Impfung vor allem bei jungen Männern aufgetreten ist, sagte Terhardt: „Bei den 5- bis 11-Jährigen spielt diese Nebenwirkung keine Rolle, es gibt in Deutschland in dieser Altersgruppe keinen einzigen Fall. Für die jüngere Altersgruppe der Kleinkinder ist das daher auch nicht zu erwarten.“
Vorzugsweise empfiehlt die STIKO dennoch den Impfstoff von Biontech/Pfizer und verweist auf die weiterhin unzureichende Datenlage zum Myokarditisrisiko nach Impfung mit der Moderna-Vakzine hin.
Empfehlungen für Drittschutz revidiert
Angepasst hat die STIKO auch die Empfehlung zur Kinderimpfung für den Drittschutz von Risikogruppen: Während die Kommission zuletzt noch dazu riet, alle Kinder zwischen 5 und 11 Jahren mit engem Kontakt zu Risikopersonen durch eine zweimalige Impfung zu grundimmunisieren, sei dies in Zeiten der Omikron-Variante weniger relevant.
„Wir wissen, dass dieser Schutz nach einer Impfung zeitlich sehr begrenzt ist – und bei Omikron ist die Schutzwirkung generell eher unsicher“, sagte Terhardt. „Und wir wissen nicht, ob Kinderimpfungen zum Schutz von Risikopersonen den vulnerablen Gruppen überhaupt etwas bringen – viel besser ist es, diese Risikogruppen durch eine Impfung direkt zu schützen.“
Weder in der Altersgruppe der Kleinkinder noch der Kinder zwischen 5 und 11 Jahren gibt die STIKO daher nun eine solche generelle Empfehlung zum Drittschutz. Die Impfung kann nach individueller Absprache aber in beiden Altersgruppen erwogen werden. Die sonstigen Empfehlungen für die Altersgruppe der 5- bis 11-Jährigen bleiben bestehen.
