KindergesundheitAdipositas bleibt ein schweres Problem

Übergewicht, Allergien, Asthma: Die Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen (KiGGS) liefert umfangreiche Daten. Am Donnerstag (15. März) hat das Robert Koch Institut die Ergebnisse der zweiten Welle veröffentlicht - die erstmals auch zeitliche Rückschlüsse erlauben.

Berlin. Der Anstieg von Adipositas und Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen scheint vorerst stabilisert – verbleibt jedoch weiterhin auf einem hohen Niveau. So sind 15,4 Prozent der Mädchen und Jungen zwischen 0 und 17 Jahren übergewichtig oder adipös, 5,9 Prozent haben eine Adipositas. Vor zehn Jahren waren es 15,0 Prozent bzw. 6,3 Prozent. Das geht aus den neuen Ergebnissen der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen (KiGGS) des Robert Koch Instituts (RKI) hervor, die am Donnerstag (15. März) in Berlin vorgestellt wurden.

Die neuen Studienergebnisse geben erstmals auch Antworten zur Entwicklung von Kindern und Jugendlichen mit entsprechenden Krankheiten. So zeigen die Daten etwa, dass mehr als die Hälfte der zwei- bis sechsjährigen Kinder mit Übergewicht oder Adipositas auch als Jugendliche übergewichtig bzw. adipös sind. Umso wichtiger sei eine frühe Vorbeugung, betonte Lothar Wieler, Präsident des RKI, am Donnerstag. „Die KiGGS-Daten sind wichtig für evidenzbasierte Maßnahmen zur Verbesserung der Gesundheit in Deutschland.” Nicht zuletzt durch die möglichen Rückschlüsse etwa auf Verhaltensprävention bildeten sie die Grundlage für die Formulierung von Gesundheitszielen durch die Politik.

Fast 11.000 Kinder und Jugendliche erneut untersucht

Die neuen Längsschnittdaten ergeben sich aus dem Zusammenspiel der KiGGS-Basisstudie (2003 bis 2006) und der zweiten Welle (2014 bis 2017). Für die erste Studie wurden 17.641 Kinder und Jugendliche zwischen 0 und 17 Jahren in 167 Orten untersucht und gemeinsam mit ihren Eltern befragt; die neue Studie wurde ebenfalls an 167 Orten mit 10.853 Teilnehmern der Basisstudie sowie einer neuen Stichprobe Null- bis 17-Jähriger (15.023) durchgeführt.

Insgesamt, zeigen die aktuellen Daten, schätzen Eltern den Gesundheitszustand ihrer Schützlinge besser ein als noch vor zehn Jahren. So stuften 95 Prozent der Eltern der Drei- bis 17-Jährigen diesen als „gut” oder sogar „sehr gut” ein (Basis: 91 Prozent). Der Anteil der Kinder mit „sehr gutem” Gesundheitszustand ist bei den Drei- bis Sechsjährigen am höchsten (97,2 Prozent); besonders selten werden die 14- bis 17-jährige Mädchen im Vergleich zu den Jungen als „sehr gesund” eingeschätzt (45,3 Prozent / 52,4 Prozent).

Aber: Deutlich wird auch in der KiGGS-Erhebung der Zusammenhang zwischen Gesundheit und soziökonomischem Status. „Der Anteil der Eltern, die die allgemeine Gesundheit ihrer Kinder als sehr gut oder gut einstufen, ist umso größer, je höher der Sozialstatus der jeweiligen Familie ist”, bilanzieren die Studienautoren um Christina Poethko-Müller.

Weitere Ergebnisse zu ausgewählten Krankheitsbildern:

  • Heuschnupfen: Mehr als eine Million Kinder und Jugendliche sind weiterhin betroffen – mit kaum einer Änderung seit der Basisstudie (9,9 Prozent / 9,6 Prozent). Der Anteil der Kinder, die eine spezifische Immuntherapie erhalten haben, ist bei den Elf- bis 17-Jährigen von 24,3 auf 30,1 Prozent gestiegen.
  • Asthma: Rund 500.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland sind betroffen. Mit rund vier Prozent liegt dieser Wert auf dem gleichen Niveau wir vor zehn Jahren. Aber: Während die Häufigkeit bei Mädchen zwischen beiden Untersuchungszeitpunkten unverändert blieb (3,0 Prozent / 3,1 Prozent), stieg sie bei den Jungen leicht an (5,0 Prozent / 4,2 Prozent). Diese geschlechtsspezifischen Analysen könnten Anhaltspunkte dafür sein, dass die zeitlichen Trends bei den Geschlechtern unterschiedlich verlaufen, so die Studienautoren.
  • Psychische Erkrankungen: Bei rund jedem fünften Kind und Teenager beobachteten Wissenschaftler emotionale Probleme, Verhaltensauffälligkeiten oder Hyperaktivität. Auch dieser Wert ist seit zehn Jahren konstant. Bei Jungen gilt das Vorschulalter bis zum Ende der Grundschulzeit als besonders sensible Phase. Mädchen zeigen vor allem im Übergang zur Pubertät bis zum Ende der Jugendzeit Auffälligkeiten.

Weitere Finanzierung bereitet Sorgen

Neben den am Donnerstag veröffentlichten ersten Ergebnissen dauere die Auswertung an, erklärte RKI-Chef Wieler in Berlin. „Andere Daten werden weiterhin in den kommenden Jahren veröffentlicht”, kündigte er an.

Dass die KiGGS-Erhebungen, insbesondere die Kohorte, darüber hinaus weiter fortgeführt werden, ist laut Dr. Bärbel-Maria Kurth, Leiterin der Abteilung Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring beim RKI, „aus der Sicht von Publi Health” essenziell. Aber: Die Finanzierung ist – nicht zuletzt aufgrund des Übergangs der Jugendlichen in die Volljährigkeit – nicht gesichert. So sei die Unterstützung der Querschnittserhebung durch das Bundesgesundheitsministerium etwa an die an das Gesundheitsmonitoring geknüpfte Aufgabe der Beobachtung von Kindern und Jugendlichen gebunden – was sich mit dem Ankommen in der Volljährigkeit strenggenommen ausschließen würde.

Hier plädierte Kurth für eine schnelle Klärung. „Das Damoklesschwert der fehlenden Mittel für die Fortführung der Kohorte lässt uns sämtliche sich anbietenden Finanzierungsmöglichkeiten ins Auge fassen.”

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